Die vergangenen zwei Jahre haben das Nervenkostüm vieler Menschen besonders stark beansprucht. An ein Aufatmen ist auch aktuell aufgrund der Lage in der Ukraine nicht zu denken: Die Sorge vor dem Krieg und seinen Folgen beschäftigt viele Menschen. Oft ist die Apotheke bei Ängsten, Unruhe und Schlafproblemen die erste Anlaufstelle. Verschiedene Phytopharmaka können unterstützen und empfohlen werden.
Die Pandemie hat deutliche Spuren hinterlassen: Schlafstörungen werden immer häufiger und auch Angstzustände und psychische Erkrankungen nehmen zu. Aktuell feuert der Krieg in der Ukraine die Ängste vieler Menschen wieder an. Die immer weiter steigenden Coronazahlen tun ihr übriges. In den Apotheken wird häufig nach Rat gesucht – nicht nur für sich selbst oder Familienmitglieder, sondern auch für Geflüchtete, die aus der Ukraine aufgenommen wurden und unter den Folgen des Krieges leiden.
Selbstverständlich sollten Betroffene in jedem Fall professionelle Hilfe suchen, um die Unterstützung zu erhalten, die sie brauchen, um das Erlebte zu verarbeiten. Dennoch können beispielsweise verschiedene pflanzliche Arzneimittel unterstützend helfen. Gegen Unruhe und nervöse Beschwerden kommen unterschiedliche Heilpflanzen zum Einsatz. Oftmals werden sie in Kombinationen angeboten, da so synergistische Effekte entstehen.
Zu den Klassikern zählen Baldrian, Melisse, Hopfen, Passionsblume und der Arzneilavendel. Sie verfügen über beruhigende, ausgleichende, angstlösende oder entspannende Eigenschaften. Doch wie unterscheiden sich die einzelnen Heilpflanzen in ihrer Wirkung voneinander und wie findet man das passende Mittel?
In der Beratung sollte zunächst geklärt werden, um welche Beschwerden es sich konkret handelt:
Ist die Symptomatik geklärt, sollte nach der bevorzugten Darreichungsform gefragt werden, da diese die Compliance wesentlich verbessern kann. Es werden sowohl Tropfen wie auch Tabletten, Kapseln oder Dragees mit unterschiedlichen Zusammensetzungen angeboten.
Viele chemische, aber auch pflanzliche Arzneimittel nehmen Einfluss auf die Gamma-Aminobuttersäure (GABA). Der Neurotransmitter gilt als wichtigster Hemmer mit beruhigender Wirkung. Wird GABA ausgeschüttet, entstehen entspannende und beruhigende Effekte. Ist der Botenstoff in zu geringer Konzentration vorhanden, kann dies zu Unruhe, Ängsten oder Schlafstörungen führen.
Je nach vorliegender Symptomatik kann dann ein geeignetes Mono- oder Kombipräparat ausgewählt werden. Bei Vorliegen von nervösen Magen-Darm-Beschwerden sollte beispielweise Melisse enthalten sein, treten die Beschwerden besonders über Tag auf, sollte ein Präparat ausgewählt werden, welches die Reaktionsfähigkeit nicht beeinflusst. Kombipräparate decken oft ein breiteres Spektrum ab, allerdings können sich dabei auch die Nebenwirkungen wie der Einfluss auf das Reaktionsvermögen verstärken. Oft kommen nicht alle Patient:innen mit der gleichen Heilpflanzen-Kombination zurecht. Manchmal müssen verschiedene Präparate ausprobiert werden, bis das Passende gefunden ist.
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