Leih-PTA für Apotheken Carolin Bauer, 10.05.2016 09:03 Uhr
Die Urlaubszeit beginnt und in Apotheken wird die Personaldecke dünner. Inhaber müssen jetzt clever planen, um in der Feriensaison und an Brückentagen genug Angestellte im HV zu haben. Der Personaldienstleister Acbira hat sich auf „Leih-PTA“ spezialisiert. Im Mai ist das Nürnberger Unternehmen komplett ausgelastet.
Acbira beschäftigt derzeit knapp ein Dutzend PTA und PKA, die zeitweise in Apotheken arbeiten. Der Schwerpunkt liege bei PTA, sagt Geschäftsführer Kai Herzog. Die Mitarbeiter sind bei dem Ende 2014 gegründeten Personaldienstleister fest angestellt. Interessierte PTA müssen reisefreudig sein und sollten bereits Berufserfahrungen von etwa zwei Jahren mitbringen. Ein weiteres wichtiges Kriterium für Inhaber sei die Erfahrung mit Apothekensoftware, so Herzog.
In seinem Pool gebe es junge Fachkräfte sowie Wiedereinsteiger, die nach der Familienauszeit mit etwa 50 Jahren eine neue Aufgabe suchten. Die gebuchten Zeiten variieren zwischen einer Woche für eine Krankheits- oder Urlaubsvertretung bis zu 15 Monate für Schwangerschaftspausen. Acbira bietet Personal ausschließlich wochenweise an.
Werden PTA von einer Apotheke „geliehen“, schlafen sie bei kürzeren Aufenthalten meist im Hotel. Wenn die Strecke nicht zu weit ist, wird auch ein Firmenwagen gestellt. Für Mitarbeiter, die länger an einem fremden Ort sind, sucht Acbira eine Ferienwohnung. Oft böten auch Apotheker eine kleine Wohnung an, so Herzog. Bezahlt wird übertariflich. „Die Apotheken tragen die Fahrtkosten für die PTA.“ Außerdem gibt es ein Stundenkonto.
Während der Arbeitszeit in der Offizin unterstehen die Mitarbeiter den Anordnungen des Inhabers. Je nach Überlassungs- beziehungsweise Arbeitsvertrag gibt es jedoch Einschränkungen. Der Apotheker darf die „geliehenen“ Arbeitnehmer beispielsweise nicht zu einer anderen als der arbeitsvertraglich vereinbarten Tätigkeit auffordern.
Bei Acbira müssen PTA beispielsweise samstags nicht arbeiten. Vollzeitbeschäftigten werde eine 35-Stunden-Woche angeboten. Die Tätigkeit ist laut Herzog oft auf vier Tage komprimiert, um den Angestellten längere Zeiten zu Hause zu ermöglichen. Auch Teilzeitbeschäftigungen sind möglich.
Herzog und sein Kompagnon Horst Braunersreuther wollen mit ihrem Angebot das „Personalloch in Apotheken schließen“ und sehen sich nicht als Konkurrenz bei der Jagd nach Mitarbeitern. „Unsere Mitarbeiter wollen eben nicht in der Apotheke nebenan arbeiten.“ Wie Inhaber bekommen auch sie den Fachkräftemangel zu spüren: „Es ist schwer, zeitlich und räumlich flexible PTA für Vertretungen zu gewinnen“, so Herzog. Besonders große Engpässe gebe es derzeit in Süddeutschland.
Einen Grund für den Personalmangel sieht Herzog in der hohen Nachfrage nach PTA abseits der Apotheke: „Im Markt gibt es viele Player, die an PTA als Arbeitnehmer interessiert sind.“ Dazu zählten Pharmahersteller, Großhändler, Softwarehäuser und Krankenkassen. Auch die Zahl der offenen Stellen in Apotheken ist hoch: Laut Herzog standen bei einer Untersuchung der Stellenanzeigen in fünf Bundesländern 660 Angebote 20 Gesuchen gegenüber.
Die Nachfrage nach Leih-PTA wird laut Herzog anhalten. „Viele Apotheken weisen aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr so dichte Personaldecken wie früher auf und benötigen schnellen Ersatz.“ Die Vermittlung der eigenen Mitarbeiter an die Apotheke ist nicht geplant. „Wir haben aktuell eine Mitarbeiterin an eine Apotheke in Frankfurt verloren“, so Herzog. Das sei aber selten.
Während der Bedarf an PTA in den vergangenen Jahren ständig gestiegen ist, sinkt die Zahl der Ausbildungsplätze. Heute sind in Apotheken doppelt so viele PTA beschäftigt wie noch vor 20 Jahren. 1993 waren 30.200 PTA in den Apotheken angestellt, 2014 waren es knapp 62.000.