PTA sind begehrte Arbeitskräfte und gehören gleichzeitig nicht zur Berufsgruppe, die aktiv in Gehaltsverhandlungen gehen. Das ist die Ansicht einer PTA, die in einer Apotheke im Südwesten für das Personal verantwortlich ist. Die Inhaberin vertraut ihr auch bei Gehaltsverhandlungen und bezieht sie mit ein. „PTA fordern selten mehr Geld“, sagt sie. „Die, die aktiv verhandeln, überschätzen sich stark.“
Mehr als jede/r zweite befragte PTA hatte in der aktuellen Anstellung bereits mindestens ein Gehaltsgespräch. Das ist ein Ergebnis des PTA-Gehaltsreports 2021 von PTA IN LOVE. Allerdings gaben 44 Prozent der Teilnehmer:innen ohne Gehaltsgespräch an, dass sie ohnehin nicht damit rechnen, mehr Geld zu bekommen. Das dürfte regional sehr unterschiedlich sein. „In dieser Ecke Deutschlands ist man als Arbeitgeber erpressbar“, sagt die PTA mit Personalverantwortung über rund zehn Kolleg:innen aus dem Südwesten.
PTA gehören zu begehrten Arbeitnehmern. Die Listen der Stellenanzeigen sind lang; wer eine neue Anstellung sucht, findet diese in der Regel schnell. „Viele PTA trauen sich nicht, wir sind meistens schneller mit Gehaltsgesprächen, was dem Druck geschuldet ist, PTA zu verlieren.“ Der Personalmangel sei „riesig“. Das wichtigste bei Gesprächen über eine Lohnsteigerung seien gegenseitiger Respekt und Achtung sowie Verständnis für die Situation des anderen.
Im ersten Berufsjahr verdienen PTA ab Januar 2149 Euro brutto. „Wer als PTA nach dem Pflichtpraktikum bei uns in der Apotheke bleibt, steigt gleich mit einem übertariflichen Gehalt ein.“ Bereits während der Probezeit gebe es eine monatliche Erhöhung. Die Verhandlungen würden individuell geführt. Der Anstieg richte sich nicht nur nach der Betriebszugehörigkeit, sondern auch nach Sonderaufgaben wie die Verantwortung für das Qualitätsmanagement. Diese könnten jedoch auch als separater Gehaltsanteil honoriert werden. „Nach 35 bis 40 Prozent über Tarif ist aber Schluss“, sagt sie.
Die Apotheke ist zu der Regelung gekommen, dass es generell keine prozentualen Erhöhungen des Lohnes gibt. „Wir machen das immer nominal“, sagt die PTA. „Damit hebeln wir automatisch eine vertragliche Tariferhöhung aus, weil wir sie nicht weitergeben müssen.“ In der Vergangenheit seien die zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden ausgehandelten Steigerungen immer mitgegangen worden, aber eben individuell je nach Mitarbeiter. „Eine Tariferhöhung ist für uns auch immer Anlass für ein Jahresgespräch.“
Der hohe Frauenanteil von knapp 97 Prozent der rund 68.800 PTA und PTA-Praktikant:innen in Apotheken ist ein Grund, weshalb für die Angestellten nicht nur das Gehalt zählt. „Viele arbeiten in diesem Bereich, die nur einen Anteil zum Familieneinkommen dazugeben. Da werden ‚weiche‘ Faktoren wie das Team und die Atmosphäre am Arbeitsplatz wichtiger.“ Teilzeit-PTA würden selten Forderungen nach mehr Lohn stellen. „Wir bieten es ihnen trotzdem an, um eine Gleichheit zu gewährleisten.“
In der Vergangenheit habe es bei Gehaltsgesprächen auch Diskussionen gegeben. „Manchmal wird weit über dem Niveau verhandelt, was wir zahlen können. Manchen ist das egal.“ Es habe schon Lohnforderungen von 80 Prozent über Tarif gegeben. „Bei uns gibt es einen Mangel an Arbeitnehmern, die unternehmerisch denken“, kritisiert die PTA. Das Miteinander im Beruf sollte wie in einer Beziehung sein, sagt sie. „Es funktioniert gut, wenn sich bei über den Standpunkt des anderen Gedanken machen.“
Leider gebe es nur einen kleinen Anteil, der die Sichtweise wechsele. Natürlich sei es auch aus Arbeitgebersicht eine Frage, wie transparent die Angestellten in Prozesse eingebunden würden. Ein Knackpunkt sei auch die Darstellung des PTA-Berufs im Internet. In Foren werde teilweise vorgegaukelt, dass angeblich in der Industrie so viel mehr verdient werde. „Wenn man diejenigen dann direkt anspricht, stellt sich das oft als anders heraus.“
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