Personal zu finden wird für Apotheken immer öfter zum Problem, besonders PKA und PTA sind schwer zu finden. In Bayern beispielsweise suchen über die Kammer derzeit 219 Apotheker eine PTA – dem stehen aber nur 26 Gesuche von PTA gegenüber. Von dem Problem sind Apotheken in ganz Deutschland betroffen, auf dem Land genauso wie in Großstädten.
„Wir haben neun Monate nach einer PTA gesucht und hatten zwei Bewerber – die wollten aber nur halbtags arbeiten“, berichtet etwa Christian Pöppl von der Nordgau-Apotheke in Regensburg. Er suchte eine Vollzeitkraft und wurde letztlich über eine Bekannte doch noch fündig.
Anja Paape, Apothekenmanagerin bei den Berlin-Apotheken in der Hauptstadt, berichtet ähnliches: „Wenn man Stellen ausschreibt, etwa über die eigene Homepage oder die Kammer, ist der Rücklauf relativ schlecht – in einem Monat melden sich dann vielleicht zwei oder drei Bewerber. Initiativbewerbungen kommen für den PTA-Bereich gar nicht.“ Es sei auch schon vorgekommen, dass beim besten Willen zeitnah keine PTA gefunden werden konnte und dann alternativ ein Apotheker eingestellt wurde.
„Das Problem ist, dass es viel mehr Stellen für PTA gibt als ausgebildet werden“, sagt Paape. In den Apotheken wachse hingegen der Bedarf: „Der bürokratische Aufwand ist viel höher geworden, etwa durch die Plausibilitätsprüfung bei Rezepturen, einem typischen PTA-Feld.“ Auch Pöppl hätte gern mehr PTA. „Weil ich sie nicht finde, versuche ich, mehr PKA zu bekommen, damit sich die PTA auf den Verkauf und die Herstellung konzentrieren können – aber bei den PKA ist es ja fast noch schlimmer.“ In Bayern wurden 2014 weniger als 900 PKA ausgebildet – 2005 waren es noch 1160.
Die Konkurrenz um die Mitarbeiter ist groß: „Die PTA kommen mit konkreten Gehaltsvorstellungen: Unter 5 Prozent über Tarif geht gar nichts, die Regel sind eher 10 Prozent über Tarif“, berichtet Pöppl. „Ich kenne einen Kollegen, der zahlt PTA sogar eine Antrittsprämie von 1000 Euro.“
Allerdings: Mehr Gehalt sei zum Teil nicht machbar – und aus Sicht der beiden Apotheker auch nicht entscheidend. „Dass man übertariflich zahlt, ist inzwischen normal – und das hat leider seine Grenzen, da man sonst gehaltstechnisch schnell auf Apothekerniveau ist“, sagt Paape. Aus ihrer Sicht sind die Präsentation als attraktiver Arbeitgeber und zusätzliche Leistungen und Maßnahmen, wie Fortbildungen, flexible Arbeitszeiten oder gemeinsame Unternehmungen wichtiger, „aber auch Kleinigkeiten wie kostenlose Getränke am Arbeitsplatz“. All das trage zu einem angenehmen Arbeitsumfeld bei. „Und das kann man schon im Vorstellungsgespräch deutlich machen.“
Pöppl sieht das ähnlich: „Es geht meist nicht ums Geld, sondern um die Work-Life-Balance.“ Er hat etwa ein Arbeitszeitkonto eingeführt, um flexible Arbeitszeiten zu ermöglichen. „Ich denke, die Führungsqualität eines Chefs macht mehr aus als 50 oder 100 Euro mehr im Monat.“
Doch bevor es daran geht, die PTA zu halten, muss man sie finden und für sich gewinnen. Die Berlin-Apotheken beispielsweise sind mit den Anforderungen in der Stellenbeschreibung etwas zurückgegangen. „Wir hatten das Gefühl, dass sich einige PTA scheuen, weil sie hier spezialisierte Arbeitsfelder erwarten“, so Paape. Aber viele Mitarbeiter hätten als Berufsanfänger bei der Apotheke begonnen und seien durch entsprechende Förderung schnell gewachsen.
Eine Erfolgsgarantie ist das aber nicht. „2012 hatte ich eine PKA von uns gefragt, ob sie nicht PTA werden wolle“, erzählt Pöppl. „Wir haben ihr die Ausbildung finanziert – und dann zog sie ihrem Freund hinterher nach München.“ Aus diesem Grund hat er schon zwei Spitzenkräfte verloren. „Die meisten PTA sind Frauen. Sie entscheiden sich häufig für Kinder oder dafür, ihren Männern hinterherzuziehen.“ Außerdem würden PTA von der Industrie abgeworben und als Pharmareferenten gewonnen.
Paape und Pöppl versuchen daher, die PTA schon von der Schule abzuwerben. „Wir werben am schwarzen Brett damit, dass man nach dem Praktikum übernommen werden kann“, sagt Pöppl. Und die Berlin-Apotheken laden regelmäßig Schüler ein und versuchen, sie auf Messen wie der Interpharm zu erreichen. „Das bringt zumindest bei der Wahrnehmung etwas – zuletzt haben sich aber nur Apotheker und Pharmaziepraktikanten beworben“, so Paape.
Sie wünscht sich, dass der PTA-Beruf gestärkt und mehr Aufklärungsarbeit geleistet wird. Dabei sollten aus ihrer Sicht auch die Arbeitsämter einbezogen werden. „Ich habe das Gefühl, im Berufsinformationszentrum werden den Jugendlichen immer die gleichen Jobs empfohlen – und das sind weder PTA noch PKA“, sagt sie. Pöppl bestätigt das: „Manche Berater raten sogar vom PTA-Beruf ab, weil es keine Stellen gibt – dabei kommen die nur nie beim Arbeitsamt an.“ Tatsächlich haben sich die Berlin-Apotheken bei der PTA-Suche noch nie ans Arbeitsamt gewendet. „Denn eigentlich gibt es in dem Bereich keine Arbeitslosen“, sagt Paape.
Pöppl hält die PTA-Ausbildung für gut so, wie sie ist. Er sieht den Beruf nicht als Sackgasse: „Es gibt inzwischen Aufstiegschancen, etwa durch die Fortbildung zur Fach-PTA.“ Außerdem müsse man sich ständig weiter- und fortbilden. „Wie viel man aus dem Beruf macht, liegt an einem selbst und an dem, was der Chef einem zugesteht – oder was man ihm abringt.“
Seiner Meinung nach sollte besser kommuniziert werden, dass der Beruf PTA schön, interessant und abwechslungsreich ist. „Viele Jugendliche kennen den Beruf Arzthelfer, aber kaum jemand kennt PTA, obwohl sie die wirtschaftliche Grundlage der Apotheken sind.“
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