Manche Eltern sind bei Arzneimitteln für ihre Kinder besonders vorsichtig, andere würden die eigenen Tabletten auch einfach durchbrechen und dosisreduziert verabreichen. In der Apotheke läuten dann die Alarmglocken, denn Kinder sind keinesfalls kleine Erwachsene. Beim Basisseminar „Fachberater:in Pädiatrie“ von der PädiaAkademie war unter anderem die Anwendung ätherischer Öle bei Säuglingen und Kleinkindern ein Thema.
Arzneimitteldosierungen, die für einen ausgereiften Organismus gedacht sind, können nicht einfach auf einen kleinen Körper heruntergerechnet werden. Die Resorption, Verteilung, Metabolisierung und Ausscheidung in und aus dem kindlichen Organismus weichen von denen eines Erwachsenen deutlich ab.
Das ist nicht nur bei Arzneimitteln, sondern auch bei der Anwendung ätherischer Öle zu beachten, diese erfreuen sich gerade bei Erkältungskrankheiten großer Beliebtheit. Bei Säuglingen allerdings ist die Barrierefunktion der Haut noch nicht vollständig ausgereift, außerdem ist der Anteil der Fettmasse am Körpergewicht deutlich höher als bei älteren Kindern oder auch Erwachsenen. Das sollte beachtet werden, da die ätherischen Öle lipophil sind und daher besonders gut über die Haut aufgenommen werden.
Die Anwendung bei Säuglingen sollte daher nur sehr vorsichtig und sehr sparsam erfolgen, das Auftragen auf die Kleidung oder auf ein Tuch in der Nähe des Kindes, aber außer Griffreichweite können eine sichere Variante darstellen. Beim Auftragen auf die Haut sollte auf die richtige Verdünnung geachtet werden, geeigneter Erkältungsbalsam wird am besten nur sparsam auf Brust und Rücken aufgetragen, keinesfalls in der Nähe der Atemwege.
Einige ätherische Öle sind aufgrund des Risikos eines Atemstillstandes bei Kindern unter zwei Jahren allerdings kontraindiziert: Eukalyptus, Campher, Thymian und Pfefferminz (Menthol) können einen lebensbedrohlichen Stimmritzenkrampf auslösen. Aber auch bei Zubereitungen mit anderen ätherischen Ölen sollten Eltern Vorsicht walten lassen, bei der Anwendung kann es nicht nur zu Hautausschlägen, sondern auch zu Übelkeit und Erbrechen kommen.
Über die richtige Anwendung ätherischer Öle bei Säuglingen und Kleinkindern referierte und diskutierte auch ein „interdisziplinäres Referententeam“ aus Kinderarzt und Apotheker beim Basisseminar der PädiaAkademie von Infectopharm und Pädia in Berlin. Über 120 Apotheker:innen und PTA nahmen an dem Weiterbildungswochenende teil, das aus 14 Kursstunden á 45 Minuten besteht.
In vier Blöcken lernten die Teilnehmer:innen die Grundlagen zur Arzneimitteltherapiesicherheit, Magen-Darm-Erkrankungen, Hauterkrankungen und Erkältungen bei Kindern. Die Fachvorträge zu den verschiedenen Themen aus der Pädiatrie werden gemeinsam von praktizierenden Kinderärzten und Apotheker:innen gehalten, sodass den Teilnehmer:innen beide Blickwinkel zur Verfügung stehen. Nach jedem Kurs schließt sich eine Diskussionsrunde an, in denen aufgekommene Fragen direkt von den Referent:innen beantwortet werden.
Nach einer Lernerfolgskontrolle kommen die Teilnehmer:innen als „Fachberater:in Pädiatrie“ zurück in die Apotheke, das Zertifikat ist drei Jahre gültig. Die Veranstaltung in Berlin war auch von der Apothekerkammer akkreditiert und wird mit 15 Fortbildungspunkten angerechnet. Um den Status darüber hinaus beizubehalten, können kontinuierliche Fortbildungen absolviert werden.
In den Pausen können die Teilnehmer:innen an Aktionsständen Infectopharm- und Pädia-Produkte kennenlernen, um weiteres Wissen für den Beratungsalltag mitnehmen zu können. Da Infectopharm keinen Außendienst hat und so auch keine Inhouse-Schulungen anbieten kann, können die Produkte so am besten an die Apotheken herangetragen werden.
Weitere Fortbildungsangebote von Infectopharm und Pädia sind eintägige Präsenzfortbildungen (zur Auffrischung) mit je einem Themenschwerpunkt, außerdem gibt es Online-Schulungen, BAK-zertifizierte Themenhefte und einen Frage-und-Antwort-Service.
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