Wissenschaft zum Anfassen

Ostern: Chemie zum Erleben Alexandra Negt, 09.04.2023 10:31 Uhr

Mit Eiern lassen sich faszinierende Experimente durchführen. Foto: Mama Belle and the kids/Shutterstock.com
Berlin - 

Rund um die Ostertage lassen sich einige spannende Dinge beobachten. Die Oma rät davon ab, das Ei mit dem Silberlöffel zu essen, das Kind fragt nach dem Sinn des Essigs in der Eierfarbe und der Onkel spricht von spannenden Experimenten aus seiner Kindheit.

Kein Silber zum Ei

Zu den Feiertagen wird das gute Besteck rausgesucht. Silberlöffel werden poliert und gemeinsam mit dem guten Porzellan auf die Oster-Tischdecke drapiert. Doch sein Ei sollte man eher nicht mit dem Silberlöffel essen. Denn die Silberionen bilden gemeinsam mit schwefelhaltigen Aminosäuren Silbersulfid. Das Ei färbt sich schwarz. Ähnlich läuft die Reaktion auch im Ei selbst ab: Oftmals ist das Eigelb hartgekochter Eier dunkel verfärbt. Das liegt nicht an der Qualität des Eis selbst, sondern daran, dass sich das Eisen aus dem Eigelb mit den schwefelhaltigen Aminosäuren zu Eisensulfid verbindet.

Übrigens: Früher gab es Löffel aus Horn zum Eieressen. Silberlöffel konnten genutzt werden, um zu schauen, ob ein Koch verdorbenes Essen serviert hatte. Mitunter wurde der schlechte Geschmack nämlich mit Gewürzen maskiert. Der Silberlöffel zeigte dennoch hohe Konzentrationen an Schwefelwasserstoff an.

Essig für mehr Farbintensität

Egal ob mit fertigen Eierfarben oder Lebensmitteln gefärbt wird. Die Zugabe von Essig gehört zum Standard. Doch warum muss die stechend riechende Lösung hinzugegeben werden? Das hat mit der Beschaffung der Eierschale zu tun. Diese besteht fast ausschließlich aus Kalk, also chemisch aus Calciumcarbonat. Essigsäure löst die Schale somit ein wenig an – die Farben können besser und tiefer eindringen. Die Oberfläche wird vergrößert. Dadurch, dass das Wasser leicht sauer wird, scheint die Anheftung an die Eierschale besser zu funktionieren. Grund hierfür könnte sein, dass die Proteine in der Eierschale leicht positiv geladen werden.

Versuchsaufbau: Das nackte Ei

Die Eierschale besteht also aus Calciumcarbonat. In einem einfachen Versuchsaufbau kann Kindern gezeigt werden, wie Säuren in der Lage sind, diese Verbindung aufzulösen. Hierfür wird ein hart gekochtes Ei benötigt, Essig (mindestens 10 Prozent, Essigessenz enthält knapp 25 Prozent Essigsäure, Essigsäure aus der Apotheke ist auch höher konzentriert), Glas und Zeit. Die Kinder können nach dem Eintauchen in die essigsaure Lösung direkt Blasen an der Oberfläche des Eis sehen. Binnen 24 Stunden zersetzt sich die Schale.

Aus Calciumcarbonat wird Kohlensäure. Diese wiederum zerfällt schnell in Kohlenstoffdioxid und Wasser.
Es handelt sich um eine Säure-Base-Reaktion:
CaCO3 + 2 CH3COOH --> Ca(CH3COO)2 + CO2 + H2O

Der Versuch lässt sich auch mit einem rohen Ei durchführen. Dann ist das Ei-Innere durchscheinend. Außen wird es von der Außenhaut zusammengehalten. Und: Das Ei ist über Nacht „gewachsen“. Die Eihaut ist nämlich eine semipermeable Membran, die es erlaubt Stoffe aufzunehmen und abzugeben. Legt man solch ein Ei in demineralisiertes Wasser, so kommt es durch Osmose zum „wachsenden“ Ei.

Das nackte Ei „schrumpelt“ hingegen in einer hochkonzentrierten Glukoselösung oder Sirup weil die Wassermoleküle aus dem Ei zum Ausgleich in die Zuckerlösung wandern.