Optik unterstützt die Kompetenz Madita Harnisch, 20.03.2018 13:36 Uhr
Schwarze Nägel, zu grelles Make-up – optische Tabus für das Apothekenpersonal? Für Personal-Shopper und Stilberaterin Jutta Flick ist das kein No-Go, sondern Individualität. Allerdings gibt es auch von ihrer Seite aus einige Styling-Regeln, die es in der Offizin zu beachten und einzuhalten gilt. Imageberaterin Ines Meyrose hält wertvolle Tipps für den Kundenkontakt bereit. Es geht schließlich auch in der Apotheke nichts über den ersten Eindruck.
Flick arbeitete mehr als zehn Jahren als diplomierte Modedesignerin für die Moderedaktion bei Gruner + Jahr in Hamburg. Heute berät und stylt sie leidenschaftlich Männer und Frauen. „Apotheker und PTA – das ist ein Berufszweig, in dem im Grunde eine klassische Berufskleidung schon angebracht ist. Der Kittel in der Offizin sollte nicht aussehen wie ein Arztkittel, das finde ich übertrieben.“
Ist der Kittel in der Apotheke nicht vorgeschrieben, empfiehlt Flick für einen modernen, zeitgemäßen Look – bevorzugt Poloshirts und Sweatshirts in weiß. Pastelltöne seien dafür nicht geeignet. Kein Mitarbeiter der Apotheke sollte jedoch in allzu privaten Kleidungsstücken wie Pullover oder T-Shirt zur Arbeit erscheinen. „Generell geht es um eine Vereinheitlichung, am besten in weiß, und um die Erkennbarkeit, dass die Person zu der Apotheke gehört.“
Bei personenbezogenen Merkmalen wie Nägeln, Frisur, Tätowierungen oder Make-up hält Flick sich bewusst mit Ratschlägen zurück. „Wenn es um Beauty und Make-up geht, finde ich, dass dies in der heutigen Zeit freigestellt ist und Individualität ausmacht.“
Die Hamburger Imageberaterin Ines Meyrose von image&impression rät zu einem dezenten Make-up. Der Look sollte nach dem Prinzip „geschminkt – ungeschminkt“ funktionieren. Sollten in der Freiwahl jedoch viele Produkte aus dem Segment der dekorativen Kosmetik angeboten werden, können die Apothekerinnen und PTA aus marketingrelevanten Gründen gerne etwas mehr Schminke auftragen. Dazu würde sich ein akzentuierter Lippenstift oder Lidschatten gut eignen, so Meyrose.
Schmuck sei, solange es die Berufs- und Hygienevorschriften erlauben, für den Apothekenalltag geeignet. Allerdings sollte darauf geachtet werden, dass beispielsweise Armbänder keine lauten Geräusche verursachen, da dies im Kundenkontakt stören kann.
Wovon beide Expertinnen strikt abraten, sind kurze Hosen und Röcke, auch im Sommer. In der Apotheke halten sich zumeist kranke Kunden auf, die ein ernstes Anliegen haben und eben diese Ernsthaftigkeit und den Respekt diesbezüglich von dem Apothekenpersonal erwarten, so die Beraterinnen. „Ich finde kurze Hosen, kurze Röcke, alles was viel Körper frei gibt, gehört in den Freizeitbereich, weil man damit nicht ernst genommen wird“, so Flick. Besser seien dünne Hosen und hochgekrempelte Ärmel. Bei den Frauen gingen auch Röcke und Kleider, wenn sie nicht zu sportlich ausfallen.
Meyrose empfindet Röcke, die länger als eine Handbreit über dem Knie enden, noch als akzeptabel, rät aber auch von zu locker wirkender Kleidung ab: „Wir sind ja nicht am Strand oder auf dem Sofa.“ Flick berichtet in diesem Zusammenhang vom Kleidungskodex, der von so gut wie allen Menschen verstanden wird und für den ersten Eindruck von Bedeutung ist.
„Mittlerweile gibt es sogar wissenschaftliche Tests, die den Einfluss der Kleidung nicht nur auf die Außenwirkung, sondern auch auf die eigene Wahrnehmung bestätigen. Es gab zum Beispiel die Untersuchung zu Studenten, die eine Abschlussprüfung absolvierten. Ein Teil war in Business-Outfits erschienen, der andere Teil in T-Shirts und kurzer Hose“, berichtet Flick. Die Studenten im Business Look schnitten besser ab.
Personen mit schulterlangen oder längeren Haaren empfiehlt Meyrose, diese zu einem Zopf oder Dutt zu binden oder zu flechten. Für die Schuhwahl rät sie, die Optik und den Komfort im Arbeitsalltag betreffend zu Sneakern. Diese könne man in einem Sportgeschäft anpassen lassen. Die Farbe sei am besten auf das restliche Outfit anzupassen. Gesundheitsschuhe sind für den Tragekomfort zwar geeignet, aber laut Meyrose optisch zu leger.
Obwohl der Duft beziehungsweise das Benutzen von Parfum an sich nicht zum Styling gehört, spielt dieser Aspekt bei der Wahrnehmung des Gegenübers eine ebenso entscheidende Rolle. „Von Duft rate ich vollständig ab. Es riecht in der Apotheke schon nach so vielen Dingen. Dazu kommen beispielsweise Körperlotion, Haarpflegeprodukte oder Make-up der Mitarbeiter, die ohnehin schon einen Geruch in der Offizin ausmachen. Die zumeist kranken Kunden sind dann auch noch diesem Gesamt-Duft-Cocktail ausgeliefert. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Parfum jemanden stört, ist größer als die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand daran erfreut.“
Sollte die Apotheke auf ihre Corporate Identity achten, gibt es dafür beim Styling hervorragende Möglichkeiten. Flick kann sich Logos auf den Poloshirts oder Sweatshirts gut vorstellen. „Es kann ein kleines Logo sein oder auch ein großes auf dem Rücken“, erzählt sie. Meyrose möchte Corporate Identity und Individualität kombinieren. Sie kann sich Kasacks in einem einheitlichen Schnitt, dafür in verschiedenen, für die Mitarbeiter typgerechten Farben als Arbeitskleidung vorstellen.
Sind Kittel in der Apotheke noch zeitgemäß? Sollten sich Mitarbeiter lieber am einheitlichen Poloshirt zu erkennen geben? Oder sollte jeder tragen, was er möchte? Wir möchten mit euch debattieren, wie Apothekenteams ihren Kunden gegenüber treten sollten. Diskutiert mit im LABOR, der Apotheken-Crowd von APOTHEKE ADHOC, und nennt uns das wichtigste Argument für den aus eurer Sicht besten Dresscode für die Offizin.