Am vergangenen Wochenende wurden die neuen Räumlichkeiten der PTA-Fachschule Münster feierlich eingeweiht. Der Bau befindet sich aktuell in seiner Endphase: Ab dem 23. September sollen bis zu 160 Schüler:innen im neuen Gebäude unterrichtet werden. Die Podiumsdiskussion stand im Zeichen der aktuellen politischen Lage der Apotheke vor Ort.
Erfreuliche Neuigkeiten aus Münster: Während zuletzt Negativnachrichten für die PTA-Ausbildung wie die Insolvenz der Berufsschule in Isny oder der Lehrgangsstreichung in Plauen die Runde machten, feierten am vergangenen Samstag rund 120 Gäste die Einweihung des neuen Gebäudes der PTA-Fachschule im Stadtteil Mecklenbeck.
Vor mehr als drei Jahren begannen Gespräche zwischen der Stadt, dem Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) und dem Verein PTA-Fachschulen Westfalen-Lippe über die Zukunft der PTA-Ausbildung, da die bisherigen Räumlichkeiten der Schule für den Grundschulbetrieb benötigt wurden. Im vergangenen Sommer übernahm der Verein „PTA-Fachschule Westfalen-Lippe“ die Trägerschaft der PTA-Berufsfachschule; 12,5 Millionen Euro hat der Neubau den AVWL gekostet, rund 3 Millionen Euro wurden via Investitionszuschuss der Stadt Münster beigesteuert.
Mit dem Neubau können zukünftig bis zu 80 PTA pro Jahrgang in zwei Klassen ausgebildet werden. Laut Thomas Rochell, Vorsitzender des AVWL und des Arbeitgeberverbandes Deutscher Apotheken (ADA), gab es für den aktuellen Jahrgang bereits mehr Anmeldungen als im Vorjahr.
Die Ausbildungsstätte heißt ab sofort „Heinrich-Salzmann-Schule“, benannt nach dem münsteraner Apotheker und Standespolitiker (1859-1945). Nach seiner Ausbildung und Promotion engagierte sich Salzmann für die Weiterentwicklung des Berufsbildes. Er war langjähriger Vorsitzender des Deutschen Apotheker-Vereins (DAV) und kämpfte für bessere gesetzliche Regelungen, die Ausbildung und wirtschaftliche Stabilität der Apotheker. Während der NS-Zeit wurde er aufgrund der Gleichschaltung zum Rücktritt gezwungen. Salzmann starb am 28. Juni 1945 in Castrop-Rauxel, die genauen Umstände seines Todes sind nicht dokumentiert.
Rochell stellte eingehend heraus, dass die Einweihung des neuen Schulgebäudes zwar ein Tag zum Feiern sei. Darüber hinaus dürfe die prekäre Situation, in der sich die Vor-Ort-Apotheken nach wie vor befinden, nicht verschwiegen werden. „10 Prozent der Apotheken sind defizitär, ein Drittel ist wirtschaftlich gefährdet“, betonte Rochell. Allein in Westfalen-Lippe habe in den vergangenen 15 Jahren jede vierte Apotheke ihre Türen für immer geschlossen, so der Vorsitzende des AVWL weiter. „Die Apothekenreform des Bundesgesundheitsministers ist dagegen keine Lösung; im Gegenteil, die Situation würde sich verschlechtern“, betonte er.
Gerade deshalb sei Untätigkeit keine Option und die Ausbildung dringend benötigter Fachkräfte unerlässlich. „Ohne PTA keine Apotheke“, unterstrich Rochell. Denn: „In jeder Apotheke arbeiten durchschnittlich sechs PTA. Eine flächendeckende pharmazeutische Versorgung sei deshalb ohne diesen Berufsstand undenkbar, so Rochell. „Wer nicht an die Zukunft denkt, wird keine haben.“
Dieser Haltung schlossen sich auch NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) und die Vorsitzende des Bundesverbandes PTA (BVpta), Anja Zierath, an. Darüber hinaus betonte sie, dass das Vorhaben des Bundesgesundheitsministeriums, im Zuge der Reform Apotheken ohne Apotheker zu schaffen, von allen Berufsgruppen äußerst kritisch gesehen wird. Apotheken ohne Apotheker seien für den Bundesverband der PTA indiskutabel, machte Zierath deutlich. Zugleich plädierte sie für mehr Weiterbildungs- und Aufstiegschancen für den Berufsstand, damit der Arbeitsplatz in der öffentlichen Apotheke über Jahrzehnte attraktiv bleibt.
Dem stimmte Laumann zu: „Die Apotheke vor Ort ist ein unverzichtbarer Baustein der wohnortnahen Gesundheitsversorgung. Deshalb setze ich mich für den Erhalt der inhabergeführten Apotheke vor Ort ein. Aus meiner Sicht muss es dabei bleiben, dass die Präsenz eines Apothekers im Grundsatz jederzeit erforderlich ist, reine Filialapotheken ohne apothekerliche Aufsicht lehne ich ab. Das habe ich auch gegenüber dem Bundesgesundheitsministerium deutlich gemacht.“
Architekt Dirk Betz erklärte, dass das Grundstück der Heinreich-Salzmann-Schule zwar groß sei; durch die natürlichen Gegebenheiten – wie umliegende Bäume und Wurzeln – sei die bebaubare Fläche aber begrenzt. Dies hatte zur Folge, dass sowohl Klassenräume als auch Labore nicht, wie klassischerweise nebeneinander, sondern übereinander gebaut wurden. „Gleichzeitig wurden sehr flexible Räume geschaffen, die durch mobile Trennwände abgetrennt werden können“, erklärte Betz. So können Räume mehrfach und bedarfsgerecht genutzt werden.
Beim Bau des neuen Schulgebäudes sei das Thema Nachhaltigkeit zentral gewesen, so Betz weiter. Eine Photovoltaik-Anlage, eine Wärmepumpe sowie ein System, das bei Starkregen das Wasser auf dem Dach zurückhält, um die versiegelte Fläche zu kompensieren, seien verbaut worden. Nicht zuletzt hatten Regenfälle die Bauzeit des Gebäudes in die Länge gezogen, sodass der ursprünglich geplante Eröffnungstermin am 1. August nicht mehr gehalten werden konnte.
In punkto Inneneinrichtung wurde auf Naturmaterialien wie Holz und Naturstein gesetzt; durch einen innenliegenden Lichthof, große Fensterfronten und Oberlichter soll möglichst viel natürliches Licht integriert werden. Breite Gänge und höhenverstellbare Arbeitsplätze – auch in den Laboren – ermöglichen zudem flexible, inklusive Arbeitsplätze.
Zum Repertoire der Schule zählen neben den vier Klassenräumen und zwei Laboren eine Übungsapotheke, ein Botanik- und Computerraum sowie eine Bibliothek. Die Räumlichkeiten sind bislang noch nicht vollständig eingerichtet; bis zum geplanten Schulstart am 23. September wird es deshalb noch einmal sportlich, betonte Betz. Zukünftig geplant ist zudem ein Heilpflanzengarten, die Pflanzung eines Ginkgobaums und die Bestückung des Lichtshofs mit einem Bonsai.
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