Einst Mittel der Wahl, heute aufgrund des ungünstigen Nebenwirkungsprofils bedenklich: Die Anwendung des Antibiotikums Chloramphenicol gilt als überholt. Einzelne Inhaltsstoffe von Steinkohlenteer stehen im Verdacht krebserregend zu sein, darunter Naphthalin und Phenole. Der antientzündliche Wirkstoff Bufexamac wurde aufgrund von schweren allergischen Kontaktekzemen verboten. 2010 hatte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) alle Zulassungen mit sofortiger Wirkung widerrufen, auch als Rezeptursubstanz ist der Arzneistoff nicht mehr verkehrsfähig.
Chloramphenicol ist ein Breitbandantibiotikum und wirkt gegen grampositive und gramnegative Erreger. Aufgrund seines ungünstigen Nebenwirkungsprofils wird es heute nur noch angewendet, wenn andere Optionen versagen. Bereits 1985 wurde von der topischen Anwendung abgeraten. Bis heute wird der Wirkstoff von einigen Dermatologen nach wie vor verschrieben. Er findet Verwendung in Ohrentropfen, Augentropfen und -salben und Cremes.
Im NRF exsistiert nur noch eine Rezepturvorschrift mit Chloramphenicol: NRF 15.10. Chloramphenicol-Augentropfen 0,25 Prozent/ 0,5 Prozent. Die Arzneimittelkommission Deutscher Apotheker und die Kommission NRF haben die Erarbeitung von Rezepturvorschriften mit dem Reserveantibiotikum abgelehnt. Sie kritisieren die Anwendung über den seltenen Einzelfall hinaus. Insofern in der Apotheke eine Verordnung über eine Chloramphenicol-haltige rezeptur vorgelegt wird, sollte Rücksprache mit dem Arzt gehalten werden – häufig stehen Therapiealternativen zu Verfügung.
Chloramphenicol wurde früher oft als Aknetherapeutikum verschrieben. Topische Antibiotika haben eine anti-inflammatorische Wirkung und eliminieren bestimmte Bakterien aus den Komedonen. Als Alternative zu Chloramphenicol kann Erythromycin dienen, das NRF liefert verschiedene Rezepturvorschriften, darunter Lösungen, Gele und Cremes. Eine Langzeitanwendung von Antibiotika sollte im Rahmen der Aknebehandlung nicht erfolgen. Neben der Schädigung der körpereigenen Hautflora wurden Resistenzbildungen beschrieben.
Verwendet werden Steinkohlenteerlösung und Steinkohlenteerspiritus. Beide Substanzen haben gleiche therapeutische Konzentrationsbereiche. Aufgrund unterschiedlicher Gewinnungsmethoden beträgt der Trockenrückstand bei der Steinkohlenteerlösung 4,0 Prozent, beim Steinkohlenteerspiritus 8,0 Prozent. Steinkohlenteerspiritus könnte daher eine stärkere Wirkung haben. Die Substanzen haben antientzündliche und antiseptische Wirkungen. In Cremes und Lösungen eingearbeitet wird Steinkohlenteer bei chronischen Ekzemen, Neurodermitis und Psoriasis vulgaris eingesetzt.
Für die Kanzerogenität des Steinkohlenteers sind polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAH) verantwortlich. Sie können über die Haut als Prokanzerogene penetrieren. In der Haut werden die PAH zu reaktiven Epoxiden metabolisiert. Untersuchungen an Patienten, die mit Steinkohlenteer-haltigen Rezepturen behandelt wurden, zeigen anhand der Konjugate des Metaboliten 1-Hydroxypyren als Leitsubstanz im Urin einen schnellen Anstieg der Ausscheidungsmenge auf das 100- bis 1000-fache der üblichen Werte. Diese kurzzeitige, zu hohe Exposition stellt für Patienten nur ein geringes Hautkrebsrisiko dar.
Steinkohlenteer ist nicht mit Holzteeren zu verwechseln. Steinkohlenteer entsteht als Nebenprodukt der Koksgewinnung aus Steinkohle. Bei Holzteeren handelt es sich um eine braunschwarze, klebrige Flüssigkeit. Das nicht wasserlösliche Gemisch organischer Substanzen entsteht bei der Pyrolyse (thermo-chemische Umwandlung) von Holz.
Der Wirkstoff wurde als nichtsteroidales Antiphlogistikum zur dermalen Anwendung bei atopischen Ekzemen und bei chronischen Ekzemen eingesetzt. Bufexamac wirkt analgetisch, antiphlogistisch und juckreizstillend. Der Arzneistoff diente als Alternative zum Einsatz von Kortisonen. Das Ekzemtherapeutikum rief häufig selbst allergische Kontaktekzeme hervor.
Im Mai 2010 hat das BfArM alle Zulassungen Bufexamac-haltiger Arzneimittel mit sofortiger Wirkung widerrufen, somit verbietet sich auch die rezepturmäßige Herstellung. Innerhalb des damals eingeleiteten Stufenplanverfahrens konnte keine ausreichende Wirksamkeit für Bufexamac-haltige Arzneimittel beschrieben werden. Gleichzeitig belegte ein Gutachten der EMA das Risiko schwerer Kontaktallergien.
Therapeutische Alternativen zur topischen Behandlung von chronischen Ekzemen sind Externsteroide und topische Calcineurininhibitoren. Unter den Kortisonen wird zwischen schwachen, mittelstarken und starken Arzneistoffen unterschieden. Galenisch gilt Triamcinolonacetonid als stabiles Gluccocorticoid – es kann mit zahlreichen Grundlagen und weiteren Arzneistoffen verarbeitet werden. Topische Calcineurininhibitoren wie Tacrolimus und Pimecrolimus werden als Mittel der zweiten Wahl eingesetzt. Als juckreizstillende und schwach adstringierende Wirkstoffe kommen Thesit, Ammoniumbituminosulfonat und Zinkoxid infrage.
APOTHEKE ADHOC Debatte