Nordrhein-Westfalen will künftig einen Großteil der Ausbildungskosten für Gesundheitsberufe bezahlen. Bei PTA, aber auch bei Ergotherapeuten, Krankengymnasten und Logopäden will das Land rückwirkend zum 1. September 70 Prozent des Schulgeldes übernehmen, sagte Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) der „Rheinischen Post“ (RP).
„Wir müssen dafür sorgen, dass wir in unserer alternden Gesellschaft auch genügend Nachwuchs in den nichtakademischen Gesundheitsberufen haben”, begründet der CDU-Politiker den Schritt. Nichtakademische Gesundheitsberufe sollen so attraktiver gemacht werden. Bislang müssen Auszubildende in vielen Gesundheitsberufen ihr Schulgeld selber zahlen. Das kann ziemlich teuer werden. Eine angehende PTA muss in NRW derzeit im Schnitt 300 Euro im Monat für die Ausbildung bezahlen, nach der Reform wären es nur noch rund 90.
Bei Physiotherapeuten sind es derzeit im Schnitt 415 Euro pro Monat während seiner dreijährigen Ausbildung, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Samstag. Die Logopädie-Ausbildung kostet sogar rund 640 Euro pro Monat. Ergotherapeuten müssen etwa 400 Euro Schulgeld zahlen. Jährlich durchlaufen nach Angaben des Ministeriums etwa 7000 Menschen die Ausbildung in nichtakademischen Gesundheitsberufen.
Die schwarz-gelbe Landesregierung will ab 2019 insgesamt 25 Millionen Euro jährlich für die Übernahme der Ausbildungskosten bereitstellen. „Damit will ich ein ungerechtes System beenden“, sagte Laumann der RP. So bezahle der Staat ja auch das Studium des Apothekers, der dann später in der Regel deutlich mehr verdiene als seine Angestellten, die ihre Ausbildung selbst bezahlen müssten.
Laumann nannte jetzt erstmals konkrete Zahlen, angekündigt hatte er den Schritt bereits mehrfach, so bei Besuchen des Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) im Mai und August. „Minister Laumann hält damit sein Versprechen, auch bei der Ausbildung von Pharmazeutisch-Technischen Assistentinnen einen erheblichen Schritt in die Schulgeldfreiheit einzuleiten“, zeigte AVWL-Vorsitzender Dr. Klaus Michels sich derzeit erfreut. Die frühere NRW-Regierung hatte ihre Unterstützung der PTA-Ausbildung im Jahr 2013 komplett eingestellt.
Auch die Große Koalition hatte im Koalitionsvertrag angekündigt, das Schulgeld für Gesundheitsberufe bundesweit abzuschaffen. Es wird erwartet, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) im angekündigten Arzneimittel- und Apothekengesetz dazu Schritte einleitet.
Zudem hat Spahn angekündigt, die PTA-Ausbildung zu reformieren. Dazu liegen bereits Vorschläge vor: Die Apothekengewerkschaft Adexa und der Bundesverband Pharmazeutisch-technischer AssistentInnen (BVpta) schlagen in einem gemeinsamen Positionspapier die Verlängerung der Ausbildung auf drei Jahre vor. Die Tarifgemeinschaft Nordrhein (TGL) hat ebenfalls einen eigenen Vorschlag präsentiert: Sie schlägt zwei Schuljahre und ein Jahr Praktikum vor.
Laut Adexa und Bvpta soll die Ausbildungsdauer ebenfalls auf 36 Monate verlängert werden. Beiden plädieren aber für 30 Monate PTA-Fachschule und wie bisher sechs Monate Praktikum. Ausbildungsschwerpunkte und Themen seien nach zeitgemäßen Erfordernissen aufzustocken und die Ausbildungsstandards bundesweit anzugleichen. Zum zeitgleichen Erwerb eines Fachhochschulabschlusses sollen zusätzlich Deutsch und Mathematik sowie eine Fremdsprache erforderlich werden.
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