Die PTA-Schule in Duisburg stand vor dem Aus. Doch dann entschieden drei regionale Apothekerverbände, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Inzwischen ist die Übernahme abgeschlossen und 70 neue Schüler haben mit dem Unterricht begonnen. Die Apotheker unterstützen sie nicht nur in Sachen Schulgeld, sondern bieten ihnen außerdem an, parallel zum Unterricht schon ein wenig Apothekenluft zu schnuppern.
Bereits im vergangenen Jahr haben die drei Apothekerverbände Duisburg/Niederrhein, Düsseldorf und Linker Niederrhein die gemeinnützige Gesellschaft „PTA-Fachschule Niederrhein“ gegründet. Daran sind die Verbände zu jeweils 30 Prozent beteiligt, die übrigen 10 Prozent hält der ebenfalls neu gegründete Förderverein. Verantwortlich ist Apotheker Michael Becker, demnächst soll sein Kollege Carsten Moser übernehmen. Beide sind Beisitzer im Vorstand des Apothekerverbands Duisburg/Niederrhein.
Die drei Verbände mieten nun nicht nur die Räume für die PTA-Schule von der Stadt, sondern haben auch deren Personal übernommen. Das hat sich etwas umständlich gestaltet: Becker zufolge waren die Lehrer Angestellte im öffentlichen Dienst. Durch einen Kniff war es dennoch möglich, sie zu übernehmen. Die Stadt bot ihnen eine unbefristete Stelle an, die die Mitarbeiter ablehnten. So konnten sie kurzfristig „entlassen“ werden. Ihnen stehe aber weiterhin die Möglichkeit offen, wieder in den öffentlichen Dienst zurückzukehren, betont Becker.
Ebenfalls erfolgreich angelaufen sei das neue Modell, bei dem PTA-Schüler bereits parallel zur Schule in einer Apotheke arbeiten und sich somit etwas dazu verdienen, so Becker. Etwa 60 Kollegen seien schon dabei. Die Idee ist, dass die angehenden PTA vier Stunden pro Woche arbeiten und so bereits während der Ausbildung Praxiserfahrungen sammeln. Aber auch die Apotheken profitieren aus Beckers Sicht von dem Modell: Schließlich habe so auch eine weiter entfernte Apotheke die Chance, eine PTA an sich zu binden.
Anders als die in Westfalen-Lippe angedachten Modelle, bei denen entweder die gesetzlich vorgesehenen Stunden schon während der Schulzeit geleistet werden sollen oder sich die PTA für ein Stipendium zur Arbeit in einer bestimmten Apotheke verpflichten, ist das Modell im Raum Duisburg sehr offen gehalten. Die Arbeitsstunden erfolgen neben der schulischen Ausbildung, daher muss kein Gesetz geändert werden. Und die Verträge schließen Schüler und Apotheker – sie können also auch leicht aufgehoben werden.
In Nordrhein-Westfalen ist die PTA-Ausbildung Sache des Gesundheitsministeriums. Bis zum Jahrgang 2013 wurde die Ausbildung vom Land gefördert. Die Schulen erhielten 73 Euro pro Schüler und Monat. Als die Länder ihre Unterstützung strichen, standen viele PTA-Schulen vor finanziellen Problemen. So auch die Lehranstalt in Duisburg.
Die Stadt, die bislang Träger der PTA-Lehranstalt gewesen sei, habe sich aus der Finanzierung zurückziehen wollen, berichtet Becker, der die Übernahme der Schule durch die Apotheker organisierte. Die Schule sollte demnach an die Gesellschaft für Beschäftigung gehen, die Arbeitsuchende auf den Arbeitsmarkt vorbereitet. Die Apotheker befürchteten, dass dies das Ende der Schule sein könnte. „Dann wären wir denkbar schlecht aufgestellt gewesen“, meint Becker.
Die Apothekerverbände waren bereits 2014 eingesprungen. Mit einer Finanzspritze von 42.000 Euro hatten sie den damals beginnenen Jahrgang gesichert. Daraus wird nun eine Art Dauer-Provisorium. Mit den Geldern von den Verbänden wird die weggefallene Förderung vom Land finanziert. Die Schüler zahlen nach wie vor rund 210 Euro im Monat, die Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) unterstützt die Ausbildung mit monatlich 20,35 Euro pro Schüler.
In dem Förderverein ist jeder der drei regionalen Verbänden mit der gleichen Stimmenzahl vertreten. Das bedeutet aber auch, dass der kleinste Verband Duisburg/Niederrhein genau so viel zahlt wie Düsseldorf, nämlich rund 14.000 Euro. Auf die 180 Verbandsmitglieder aus Duisburg entfallen somit knapp 78 Euro im Jahr. Das ist ein Großteil des Verbandshaushalts.
Dennoch: Der Erfolg scheint den Apothekern recht zu geben: Alle Plätze konnten vergeben werden, auf einen Ausbildungsplatz kamen laut Becker drei Bewerber. „Wir haben zwei ganz tolle Kurse“, ist er überzeugt. Andere Schulen hätten hingegen ein Verhältnis von einem Bewerber pro Ausbildungsplatz und müssten jeden nehmen.
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