Wolkenseifen

Noch jemand ohne Deo?

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Berlin -

Viele Menschen fühlen sich zum Seifensieder berufen. Auch für Anne Schaaf war es anfangs nur ein Hobby. Die MTA aus Neckargemünd fing langsam in der Kosmetikbranche an. Der Durchbruch ihres Online-Versandes „Wolkenseifen“ kam mit einem Artikel, bei dem man auf den ersten Blick nicht glauben würde, dass er eine Marktlücke ist.

„Unsere Deocreme ist eines der wenigen Deos ohne Aluminium, das wirklich wirkt. Und ich war die erste, die aluminiumfreies Deo in Deutschland auf den Markt gebracht hat“, sagt Schaaf. Fährt man in Großstädten wie Berlin morgens mit Bus oder U-Bahn, möchte man häufig Menschen die Webadresse der Unternehmerin zuflüstern. Sie weiß, was vielen Deos fehlt: „Oft bestehen sie nur aus Alkohol und Duft, da kann nichts wirken.“

Gut, wenn man seine Hausaufgaben gemacht hat wie Anne Schaaf. Inspiriert wurde sie von der Berichterstattung in den Medien: „Vor ein paar Jahren stand in der öffentlichen Diskussion, dass Deos möglicherweise krebserregend sind. Wissenschaftlich ist das nicht bewiesen, aber das Thema wurde in vielen Online-Foren diskutiert.“

Die Herausforderung der Rezeptur beschreibt die 50-Jährige so: „Ich musste überlegen, wie ich das Deo in eine Form bekomme, die man sicher versenden kann. Zudem war mir wichtig, dass es lange haltbar ist.“ Heraus kam die Deo-Creme ohne Aluminium und Konservierungsstoffe, die äußerst sparsam aufzutragen ist und monatelang vorhält. „Es entsteht kein unangenehmer Geruch, weder beim Sport noch im Alltag. Die Creme verhindert nicht das Schwitzen, aber den Geruch, den die Bakterien verursachen, wenn sie den menschlichen Schweiß zersetzen.“

„Unser Deo hat das Unternehmen nach oben katapultiert. Wir haben noch nie Werbung gemacht. Plötzlich waren die Blogs voll mit unserem Deo“, erinnert sie sich. Blogger sind die neuen Menschen-Flüsterer – was sie empfehlen, kaufen viele Leser oft ungeprüft. Die Deo-Creme hält jeder Prüfung stand. Und sie ist gleichzeitig ein kleines Sparwunder: Eine kleine Dose mit 25 Milliliter Inhalt kostet 5,50 Euro, die größere mit 50 ml ist für 7,90 Euro wohlfeil. „Eine Dose hält ein Jahr“, verspricht die Kosmetikexpertin.

Die Unternehmensgründung verdankt Schaaf trockenen Händen, die längst der Vergangenheit angehören: „Früher habe ich viel Geld in gut duftende Kosmetik in die Läden getragen“, erzählt sie. „Immer öfter habe ich allerdings festgestellt, dass diese Seife die Hände sehr austrocknet.“

Sie wollte einfach einmal ausprobieren, ob es nicht auch besser geht. „Ich habe zuerst herum experimentiert und war total fasziniert von den Ergebnissen. Zuerst habe ich Freunde und Verwandte mit selbst gemachter Seife versorgt. Eines Tages hatten alle ausreichend Seife, ich saß auf einem kleinen Berg davon und für mich stellte sich die Frage, ob ich weiter mache und ein Gewerbe anmelde.“ Einen Versuch war es wert. „Dieses Hobby wird schnell zur Sucht. Es ist ein kreatives Metier, da kann man sich richtig gut austoben.“

Als sie vor neun Jahren mit ihrem Unternehmen „Wolkenseifen“ begann, herrschte in der deutschen Hobby-Seifenbranche Goldgräberstimmung. „Ich hatte am Anfang kein Geld, aber Kosmetikherstellung ist auch eine Kostenfrage, weil man laut europäischer Kosmetikverordnung produzieren muss. Man braucht für jedes Produkt eine Sicherheitsbewertung eines Gutachters. Ich dachte mir, dass es schlau ist, klein anzufangen, mit ein bisschen Seife und ein bisschen Badekosmetik.“ Parallel dazu behielt die alleinerziehende Mutter auch ihren Job in der Forschungsabteilung eines Labors.

Besonderes Augenmerk legt sie seit Anbeginn ihres Unternehmens auf die Verpackungen: „Ich bin Verpackungsopfer und liebe schöne Verpackungen, weshalb ich mir immer sehr viel Mühe gebe.“ Den zuckersüßen Pin-Up-Style mögen die meisten Kunden, nur eine postete irritiert auf der Website, dass sie so gern etwas von Wolkenseifen verschenken würde, die Verpackungen aus ihrer Sicht aber wie Beate Uhse aussähen.

Im kommenden Jahr feiert Wolkenseifen zehnjähriges Jubiläum, ihre Produkte werden ausschließlich über ihren Online-Shop vertrieben. Wolkenseifen hat derzeit 18 Mitarbeiter und die schönsten Probleme, die man sich als Unternehmer vorstellen kann: Das Unternehmen platzt aus allen Nähten. Einen Umzug zögert Schaaf allerdings so lange wie möglich hinaus: „Bei uns wird alles händisch produziert. Ich möchte keine Fabrik bauen, denn wir wollen eine Manufaktur bleiben.“ Andernfalls, so befürchtet sie, wäre der ganze Charme von Wolkenseifen dahin

„Ich habe nie einen Kredit gebraucht, weil ich aufgrund meines Berufes meinen Lebensunterhalt anfangs aus einer anderen Quelle erwirtschaftet habe. Deshalb konnte das Unternehmen gesund wachsen.“ Zuerst reduzierte sie ihre Arbeitszeit im Labor an der Uniklinik, wo sie in der Forschung arbeitete, später kündigte sie.

Die Seifen-Branche, so findet sie, ist heute „sehr gut besetzt“. Wer jetzt noch mit Honigseife in Bienenform startet, ist ein bisschen spät dran. „Heute kann man als Dienstleister nur noch mit Kundenservice punkten. Wir arbeiten mit Produktproben, über die sich unsere Kunden sehr freuen. Manchmal schicken sie sogar Fotos von ausgepackten Paketen, dazu Lobes-Mails, in denen sie schildern, wie sehr sie sich in dem Moment freuten, als sie ihr Paket öffneten.“

Den Waren liegt immer ein Kärtchen mit dem Avatar der „Packfee“ bei. Mit kleinen Botschaften wie „Ich bin Deine Packfee und habe mich sehr bemüht, wir wünschen Dir viel Freude mit dem Paket“, werden die Kunden bei Laune gehalten. 70 Prozent der Käufer sind Stammkunden. Neben dem aluminiumfreien Deo ist auch die Gold-Zahnpaste um 15,50 Euro die Tube ein beliebtes Produkt bei den Online-Bestellungen. „Sie enthält Gold, Diamantextrake und Propolis und strahlt eine gewisse Dekadenz aus.“

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