Nahrungsergänzungsmittel

Vitamine für alle?

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Berlin -

In der Winterzeit soll das Immunsystem gestärkt werden, im Alter brauchen die Knochen Unterstützung. Sportler wollen fitter werden und Mütter ihren Kindern eine Extraportion Vitamine verabreichen. Nahrungsergänzungsmittel sind beliebt und ein wichtiger Teil des Apothekengeschäftes. Nicht alles ist dabei aber sinnvoll. Um adäquat beraten zu können, sollte man wissen, für wen Vitamine & Co. wirklich geeignet sind.

Nach aktuellen Zahlen nehmen mehr als 25 Prozent der Deutschen Nahrungsergänzungsmittel ein, Frauen noch häufiger als Männer. Die Spannbreite reicht dabei von einzelnen Vitaminen oder Mineralstoffen bis hin zu genau abgestimmten Kombinationen, die für die Unterstützung verschiedenster Körperfunktionen angewendet werden. Je älter die Kunden sind, desto mehr Supplemente werden eingenommen. Menschen mit höherem Bildungsniveau gehen dabei häufiger in die Apotheke.

Besonders Vitamine werden gern zusätzlich gekauft. Was viele Kunden nicht wissen: Wer sich ausgewogen und gesund ernährt, braucht eigentlich keine Ergänzung. Der Grundsatz für die Ernährung sollte sein: nicht zu süß, nicht zu viel, nicht zu fett. Mit der täglichen Portion Obst und Gemüse sind gerade die Vitaminspeicher gut gefüllt – und mehr geht dann auch nicht: Nicht benötigte Vitamine scheidet der Körper ungenutzt wieder aus. Eine Ausnahme bilden nur die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K: Da kann es sogar zu viel des Guten sein, wenn die Vitamine über einen längeren Zeitraum in großen Mengen eingenommen werden.

Für bestimmte Patientengruppen sind zusätzliche Nährstoffe wichtig und sinnvoll. In der Apotheke sind das besonders Menschen über 60 Jahre. Ab diesem Alter verlieren die Verdauungsenzyme ihre Aktivität, sodass auch gesundes, ausgewogenes Essen nicht immer optimal verwertet werden kann. Besonders allein lebende Senioren achten weniger auf die Zusammensetzung ihres Essens: Kochen wird anstrengender, ein Brötchen und eine Tasse Kaffee tun es doch auch, so die Meinung. Langfristig bedeutet das aber einen Mangel an wichtigen Vitalstoffen, der dringend mit Nahrungsergänzungsmitteln bekämpft werden sollte.

Andere Risikogruppen sind Menschen, die regelmäßig Alkohol trinken und rauchen. Sie weisen oft Mangelerscheinungen von Magnesium, Vitamin C, Vitamin B, Selen und Zink auf. Bei Vegetariern macht es Sinn, sich über eine zusätzliche Versorgung mit Vitamin B12 zu unterhalten. Zumindest langfristig kann das Vitamin, das vor allem in Fleischerzeugnissen zu finden ist, fehlen. Außerdem muss bei einer fleischlosen Ernährung auf eine ausreichende Zufuhr von Selen, Eisen, Zink und Jod geachtet werden.

Menschen, die eine bestimmte Diät durchführen, suchen ebenfalls Rat in der Apotheke. Wer abnehmen möchte und dadurch weniger isst, muss trotzdem darauf achten, dass er genügend Vitalstoffe bekommt. Da können besonders kombinierte Nahrungsergänzungen sinnvoll sein. Auch Allergiker, die bestimmte Nahrungsmittel nicht einnehmen können, sollten wichtige Spurenelemente und Mineralstoffe als zusätzliche Quelle nutzen.

In Sportlerkreisen ist die Meinung weit verbreitet, dass die körperliche Leistung mit der Hilfe von Nahrungsergänzung auf legale Weise gesteigert werden kann. Hier ist allerdings Vorsicht angesagt: Leistungssportler sollten nur Produkte nehmen, die gut geprüft und in der Apotheke erhältlich sind. Nicht wenige Produkte, die Sportlern über das Internet angepriesen werden, sind mit Dopingmitteln verunreinigt. Freizeitsportler überschätzen außerdem regelmäßig die Wirkung von Vitamin C & Co.: Anstelle von teuren Pillen kann in vielen Fällen eine ausgewogenen Ernährung die günstigere – und nicht schlechtere – Entscheidung sein.

In der Beratung sollte gut abgeklärt werden, ob die Supplemente für ein spezielles Beschwerdebild gewünscht werden oder ob eine allgemeine Unterstützung des Gesundheitszustandes stattfinden soll. Für konkrete Probleme kann die Gabe eines Monopräparates sinnvoller sein als die der oftmals teureren Kombinationsprodukte. Mineralstoffe wie Magnesium und Calcium sind zum Teil auch als Arzneimittel erhältlich. Sie sind meist höher dosiert als Nahrungsergänzungsmittel und daher zur Behandlung von Mangelerscheinungen sinnvoll. Die Unterstützung des Immunsystems in der Winterzeit kann aber, wenn es durch die Ernährung nicht geht, gut über Freiwahlprodukte geleistet werden.

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