Grenzen der Rührsysteme

Metronidazol im Topitec

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Berlin -

Nicht selten klebt in der Rezeptur ein Merkzettel, der die herstellende PTA daran erinnert, dass Cremes mit Metronidazol nicht im Topitec gerührt werden dürfen, da es zur Agglomerat-Ausbildung kommt. Dies könnte man nicht pauschalisieren entgegnet Wepa. Das Unternehmen für Apothekenbedarf vertreibt das Gerät und führt selbst immer wieder Untersuchungen durch, um optimale Herstellvorgaben geben zu können. Mit ein paar Tipps könnten zumindest auch hydrophile Salben im Topitec gerührt werden, so Wepa.

Metronidazol im Topitec – auf gar keinen Fall, so ist die Meinung vieler PTA. In der Schule haben die meisten einen kritischen Umgang mit den automatischen Rührsystemen erlernt. Sei es, weil es nur wenige Exemplare gab, oder weil die angehenden PTA das Rühren per Hand perfektionieren sollten. In der Apotheke werden die Systeme häufiger eingesetzt, nicht zuletzt, weil sie eine Zeitersparnis bieten. Dennoch: An den meisten Geräten findet sich ein Post-It mit dem Hinweis, dass Metronidazol nicht verarbeitet werden darf. Bei falscher Herstellungstechnik kann es zur Entstehung von Wirkstoffnestern kommen. Diese Agglomerate führen dazu, dass die Creme nicht homogen wird und schlussendlich nicht abgegeben werden darf. Da die Agglomerate häufig nur bei der Ausstreichprobe erkennbar sind, sollte stets eine Inprozessprüfung vorgenommen werden.

NRF 11.91. – hydrophile Metronidazol-Creme 1 Prozent

Geprüft wurde beispielsweise die hydrophile Metronidazol-Creme 1 Prozent (NRF 11.91.) in der Größe 30 Gramm. Hier wird Metronidazol in nichtionischem wasserhaltigem Liniment verarbeitet. „Wichtig ist, dass mikronisierter Wirkstoff verwendet wird“, so Claudia Schwan, Fach-PTA für Dermopharmazie, tätig im Apothekentechnikbereich bei Wepa. Um eine mögliche Inprozess-Wärme zu vermeiden, sollte die Grundlage vorgekühlt sein. „Nicht immer müssen die Grundlagen gekühlt verarbeitet werden, da Metronidazol jedoch sehr empfindlich auf Temperaturschwankungen reagiert, ist eine grundsätzlich kältere Grundlage zu bevorzugen.“

Die dauerhafte Lagerung im Kühlschrank ist jedoch nicht immer gut – Kälte ist bei einigen Rezepturen nicht vorteilhaft. Wer viele Rezepturen mit nichtionischem wasserhaltigem Liniment herstellt, kann über zwei Standgefäße nachdenken, eines im Regal, eines im Kühlschrank. Die passenden Kühlmanschetten für den Topitec führt Wepa nicht mehr: „Mit der Zeit haben immer Tests gezeigt, dass die Manschetten nur einen geringfügigen Effekt auf die Temperatur der Creme haben. Die Wärme wird nur am äußeren Rand vermieden, in der Mitte steigt sie trotz Kühlmanschette.“

Anreiben in der Kruke

Oftmals müssen die Wirkstoffe bei Suspensions-Salben vor dem Mischen im Topitec per Hand angerieben werden. Viele PTA empfinden das „Umswitchen“ von Fantaschale auf Topitec als zu umständlich, sodass sie gänzlich auf die automatischen Rührsysteme verzichten. Um den Arbeitsaufwand zu verringern, hat Wepa die Rezeptur mit einem extra Anreibevorgang in der Drehdosierkruke geprüft. Hierfür müssen folgende Schritte durchgeführt werden:

Anreiben in der Kruke
Es werden 60 Prozent der Grundlage im Sandwichverfahren mit der Gesamtmenge des Wirkstoffs in die Kruke eingewogen und bei 700 oder 800 UpM (richtet sich nach Topitec-Modell) für drei Minuten gerührt. „Wichtig ist es, dass der Hubboden ganz heruntergedrückt wird, sodass wirklich keine Luft eingearbeitet wird. Ansonsten ist der zweite Herstellungsschritt nicht möglich“, informiert Wepa. Bei einer Einarbeitung von Luft kommt es zur Volumenzunahme, im zweiten Herstellschritt wäre die Kruke nicht mehr groß genug für die noch fehlende Menge Grundlage.

Fertiggrühren in der Grundlage
Im zweiten Schritt wird die Kruke vorsichtig geöffnet und der Ansatz mit Liniment auf 100 Prozent aufgefüllt. Der zweite Rührvorgang ist bei einer gesamtmenge von 30 g nochmal vier Minuten (Topitec Touch) oder fünf Minuten (Topitec Automatic) lang. Auch nach dem zweiten Rühren sollte die Creme vor dem endgültigen Verschließen erneut auf Agglomeraet geprüft werden. Eine Austreichprobe kann Hinweise auf eine ungleichmäßige Suspensionsverteilung liefern.

Hydrophile Erythromycin-Creme 2 Prozent mit Metronidazol 1 Prozent (NRF 11.138.) 50 g

Wepa geht sogar noch einen Schritt weiter und hat die generell oft hinterfragte Kombination aus Metronidazol und Erythromycin im automatischen Rührsystem hergestellt. Die hydrophile Erythromycin-Creme 2 Prozent mit Metronidazol 1% (NRF 11.138.) ist rezepturbegeisterten PTA generell ein Dorn im Auge. Erythromycin gilt als Sensibelchen unter den Ausgangstoffen und sollte, wenn möglich, stets ohne weitere Wirkstoffe verarbeitet werden. Das NRF hat die generelle Kombination der Wirkstoffe überprüft und gibt bei der Verarbeitung in verdünnter Basiscreme grünes Licht. Die Prüfung der Creme nach der Herstellung im automatischen Rührsystem ergab, dass die Rezeptur im Topitec angefertigt werden kann, so Wepa. Es müssten nur einige Punkte beachtet werden.

Um gute Ergebnisse zu erzielen, kann die Herstellung nicht ganz ohne Fantaschale erfolgen. Die beiden Wirkstoffe müssen zunächst mit Glycerol angerieben werden, bis keine Agglomerate mehr erkennbar sind. Danach folgt die anteilige Einarbeitung der gesamten Masse Basiscreme. Das Untermischen des Wassers und der Citronensäure-Lösung erfolgt dann in einem zweiten Schritt im Topitec. Wichtig: Der Hubboden muss bis auf die Oberfläche der Grundlage herabgedrückt werden, andernfalls wird Luft eingearbeitet, die die Qualität der Creme mindert.

Erythromycin und Metronidazol – ein riskantes Duo

Metronidazol besitzt einen rezeptierbaren Bereich von pH 4 bis 6, Erythromycin hingegen zwischen 8 und 8,5. Die Vorschrift NRF-Vorschrift 11.138. sieht eine Einstellung des pH-Werts mit Citronensäure vor. Trotz der unterschiedlichen pH-Werte ist die Zubereitung in Basiscreme stabil und laut NRF vier Wochen haltbar. Die Lagerung sollte im Kühlschrank erfolgen und möglichst nicht unterbrochen werden. Die hydrophile Erythromycin-Creme 2 Prozent mit Metronidazol 1 Prozent hat ungefähr den pH-Wert 8. In nicht standardisierten Zusammensetzungen sollten die beiden Antibiotika nicht gemeinsam verarbeitet werden.

 

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