In Deutschland sind die Apotheken ganz klar in Frauenhand. Auch in Österreich sieht es nicht anders aus. Abgesehen von den Apothekern arbeiten dort in den Offizinen noch PKA und einige Apothekenhelfer, die bis 1999 ausgebildet wurden. Marcus Kallenda ist PKA und gehört damit zum verschwindend geringen Männeranteil von nicht einmal zwei Prozent in seinem Berufsstand. Doch er ist nicht nur Hahn im Korb, sondern setzt sich auch noch für die Interessen der PKA ein.
In den österreichischen Apotheken gibt es den Posten der PTA nicht, die PKA haben daher im Vergleich zu deutschen PKA eine besondere Stellung. Doch eine eigene Interessenvertretung, wie es sie in Deutschland beispielsweise für PTA gibt, fehlte für die österreichischen Angestellten lange. PKA werden dort vor allem durch die Apothekerkammer und den Apothekerverband vertreten.
Marcus Kallenda wollte das ändern. Der PKA arbeitet in der Apotheke „Zum Einsiedler“ in Wien, wo er bereits seine Ausbildung absolvierte, und engagiert sich nebenbei in seiner Interessenvertretung „pkacircle“. Zusammen mit seinen Kollegen will er den PKA eine eigene Plattform bieten. „Bisher hat sich zwar der Österreichische Apothekerverband der Aus- und Weiterbildung der PKA angenommen, jedoch ist der Apothekerverband als Vertretung der selbstständigen Apotheker nicht zwingend die ideale Vertretung“, so Kallenda.
Damit sei die Notwendigkeit einer eigenen Interessenvertretung auf jeden Fall gegeben, schließlich stellten die PKA mit rund 5300 Personen eine fast so große Gruppe wie die Apotheker mit rund 5600 Personen dar. Werden die Azubis hinzugerechnet, handelt es sich sogar um 6600 PKA. Bereits 2009 wollte Kallenda einen Verein für PKA gründen, so richtig geklappt hat es dann aber erst vor einem Jahr.
Zusammen mit der PKA Gabriele Jelinek aus Salzburg und dem Chefredakteur des österreichischen „pkajournals“, Christoph Jakesz, konnte Kallenda am 1. Dezember 2014 offiziell die Arbeit des Vereins aufnehmen. „Da wir eine sehr junge Vereinigung sind, besteht unser Hauptaugenmerk derzeit auf dem Aufbau der Vertretung und dem Akquirieren von Mitgliedern“, so Kallenda.
Als Vertretung ihres Berufsstandes setzen sich Kallenda und seine Kollegen in verschiedenen Bereichen ein. Der Verein will PKA in Österreich vernetzen, über den Beruf informieren und die Ausbildung reformieren. Außerdem setzt sich pkacircle für dafür ein, dass die Kompetenzen der PKA erweitert werden. Der Verein will auch bei den Verhandlungen zum Kollektivvertrag beteiligt werden.
Kallenda beschreibt sich selbst als „PKA aus Leidenschaft“. Die Entscheidung für einen der beliebtesten Ausbildungsberufe in Österreich fiel dem heute 25-Jährigen ganz leicht. „Der PKA-Beruf war für mich Liebe auf den ersten Blick. Nach einem einwöchigen Praktikum wusste ich sofort, dass das mein Beruf wird.“
Vor allem das arbeiten im Gesundheitsbereich lag Kallenda am Herzen. „Auch neun Jahre nachdem ich meine Ausbildung begonnen habe, merke ich nach jeder positiven Kundenrückmeldung, wie dankbar die Menschen sind.“ Das gebe ihm den nötigen Antrieb. Somit hat er sich dazu entschieden, lieber die Kunden zu beraten, als im Backoffice zu sitzen. Ab und an kümmere er sich aber auch gerne um die Bestellungen, gestalte Plakate oder stelle Rezepturen her.
Für ihn bietet der Beruf eine überaus gelungene Abwechslung zwischen pharmazeutischen und kaufmännischen Aufgaben. Zwar gebe es keine echten Aufstiegschancen, dafür könnten PKA sich umfassend weiterbilden, zum Beispiel in Form einer TCM-Ausbildung, eines Heilpflanzenlehrgangs oder eines Aromatherapie-Coachings. Hier setzt auch der pkacircle an. „Als Interessenvertretung möchten wir eine zertifizierte Fortbildung mit Punktesystem errichten.“
Kallenda hat selbst viele Möglichkeiten seines Berufstandes genutzt: Nach der PKA-Ausbildung absolvierte er zusätzlich die Prüfung zum Drogisten und machte eine Ausbildung zum Diplom-Ernährungstrainer sowie zum Aromatherapie-Coach. Langeweile hat Kallenda auch in seiner Freizeit nicht. Neben der Arbeit in der Apotheke und für den Verein ist er auch noch Prüfer bei den PKA-Abschlussprüfungen. Außerdem holt er das Abitur nach und will im Anschluss Pharmazie studieren.
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