Repetitorium Reisemedizin

Malariamittel und MCP: Wirkverlust droht

, Uhr
Berlin -

Um dem kalten grauen Wetter und dem Winterblues zu entfliehen, fliegen einige Sonnenanbeter in ferne Länder. An manchen Reisezielen warten jedoch auch Krankheitserreger. Impfungen und Medikamente zur Prophylaxe oder Behandlung von Infektionen sind in der Apotheke beratungsintensiv. Eine Kombination aus Malaria-Medikament und Metoclopramid (MCP) gegen Übelkeit sollte vermieden werden.

Fall: Ein junges Pärchen ist gerade in den Vorbereitungen für die Reise nach Südostasien. In der Offizin wollen sie ihre Reiseapotheke zusammenstellen. Das Tropeninstitut hat alle notwendigen Impfungen besprochen und durchgeführt. Der Arzt hat noch ein Rezept über ein Malariamedikament ausgestellt, das im Notfall eingenommen werden soll.

Die beiden planen eine Tour durch den Dschungel und begeben sich in ein Malaria-gefährdetes Gebiet. Sie haben schon viel über das Medikament gehört. Da es unangenehme Nebenwirkungen haben soll, wollen sie es nicht zur Prophylaxe einnehmen.

Übelkeit kann auf Reisen immer wieder auftreten. Die junge Frau hat noch vom letzten Magen-Darm-Infekt ein Präparat mit MCP zu Hause, das sie mitnehmen will.

Analyse: Die verordnete Kombination aus Atovaquon und Proguanilhydrochlorid wird zur Prophylaxe und Therapie der akuten und unkomplizierten Malaria tropica eingesetzt. Das Präparat steht in zwei verschiedenen Dosierungen zur Verfügung – für Erwachsene und Kinder. Die Kombinationstherapie wirkt bereits auf die Leberschizonten.

Die Prophylaxe startet 24 oder 48 Stunden vor der Einreise in das Malaria-Gebiet. Während des gesamten Aufenthalts und sieben Tage darüber hinaus wird die Kombination angewendet. Einmal täglich, zur gleichen Zeit, wird dazu eine Tablette mit einer Mahlzeit oder einem Milchgetränk eingenommen, um die Resorption sicherzustellen: Atovaquon ist ein lipophiler Wirkstoff mit einer geringen Löslichkeit in Wasser. Die schnelle und vollständige Aufnahme von Proguanil ist nicht Nahrungsmittel-abhängig. Kommt es innerhalb einer Stunde nach der Einnahme zum Erbrechen, sollte eine weitere Tablette geschluckt werden. Tritt Durchfall auf, sollte die Einnahme entsprechend der normalen Dosierung fortgeführt werden.

Die häufigsten Nebenwirkungen während der Prophylaxe können Kopfschmerzen, Abdominalschmerzen und Durchfall sein. Auch über Schwindel wurde gelegentlich berichtet.

Dient das Arzneimittel als Stand-By-Therapie, sollten Erwachsene im Akutfall vier Tabletten als Einzeldosis an drei aufeinander folgenden Tagen einnehmen. Nebenwirkungen können Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Abdominal- und Kopfschmerzen oder Husten sein.

Anzeichen einer Malaria können Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Schüttelfrost und ein schweres Krankheitsgefühl sein. Die Diagnose stellt jedoch der Arzt anhand des Nachweises der Parasiten im Blut. Ist kein Mediziner innerhalb von 24 Stunden nach Beginn der ersten Symptome zu erreichen, sollte mit der Therapie begonnen werden. Die Inkubationszeit beträgt etwa fünf Tage.

Atovaquon wirkt antiparasitär und dient der Therapie gegen Protozoen. Der Wirkstoff hemmt den mitochondrialen Elektronentransport und blockiert dadurch die Synthese von ATP und Nukleinsäure des Krankheitserregers.

Proguanil ist ein Prodrug, das in der Leber in den aktiven Metaboliten Cycloguanil umgewandelt wird. Die Wirkform hemmt das Enzym Dihydrofolatreduktase und ist somit ebenfalls antiparasitär.

MCP zählt zu den Prokinetika und regt im oberen Verdauungstrakt die Darmbewegung an. Die verbesserte Peristaltik führt zu einer schnelleren Magenentleerung. Der Wirkstoff kommt bei Motilitätsstörungen, Übelkeit und Erbrechen zum Einsatz. MCP kann die Blut-Hirn-Schranke überwinden und zu Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen und Angst führen. Durchfälle können ebenfalls als unerwünschte Wirkung auftreten.

Die Kombination beider Präparate kann zu einer signifikant verminderten Reduktion der Plasmakonzentration von Atovaquon führen. Der Abfall kann etwa 50 Prozent betragen. Der Mechanismus ist nicht bekannt. Das Paar sollte einen anderen Wirkstoff gegen Übelkeit verwenden.

Kommunikation: Die Reisenden sollten auf die Wechselwirkung hingewiesen werden. Tritt während der Reise außerhalb des Malaria-Gebietes Übelkeit auf, kann MCP eingenommen werden. Die zu berücksichtigende Eliminationshalbwertszeit liegt zwischen drei und fünf Stunden.

In Kombination mit dem Malariapräparat ist das Antiemetikum nicht anzuwenden. Es sollte auf alternative Wirkstoffe umgestellt werden. Von Dimenhydrinat ist dabei aber bei der Einnahme von Lariam (Mefloquin) Abstand zu nehmen, da beide Wirkstoffe das QT-Intervall verlängern können. In Deutschland ist das Mittel seit Frühjahr nicht mehr erhältlich. Pflanzliche Tropfen können ebenfalls gegen die Übelkeit und mögliche Verdauungsbeschwerden eingesetzt werden.

Therapie: Da nicht vorhersehbar ist, ob das Malariamittel tatsächlich eingenommen werden muss, kann den Reisenden für die Behandlung einer auftretenden Übelkeit zur Sicherheit ein Dimenhydrinat-haltiges Produkt in Form von Tabletten empfohlen werden. Alternativ können auch Ingwer-Kapseln oder ein Akkupressurband empfohlen werden.

Da das Paar das Malariamittel nur im Akutfall einnehmen möchte, sollte es sich ausreichend vor Stichen schützen. Geeignet sind Präparate mit Diethyltoluamid (DEET). Der Wirkstoff kann als Spray oder Creme auf die Haut aufgetragen werden. Der Schutz kann durch die Verwendung des Kleidungsprays erhöht werden. Einzelne Kleidungsstücke können damit imprägniert werden. Der Wirkstoff ist von verschiedenen Herstellern im Handel. Die Präparate können 30 oder 50 Prozent vom DEET enthalten.

In der Reiseapotheke sollten Mittel gegen Durchfall, eine Elektrolytlösung, eine Wunddesinfektion, entzündungshemmende schmerzstillende Tabletten und Pflaster nicht fehlen. Für die Reise in abgelegene Gebiete können ebenso Tabletten zur Wasserdesinfektion mitgeführt werden.

Newsletter
Das Wichtigste des Tages direkt in Ihr Postfach. Kostenlos!

Hinweis zum Newsletter & Datenschutz

Lesen Sie auch
Neuere Artikel zum Thema
Mehr zum Thema
Beirat zu Liefer- und Versorgungsengpässen
Salbutamol: Versorgungslage ab Januar unklar
Salbutamol, Clarithromycin, Sultamicillin – Verfügbarkeit unter 50 Prozent
Ibuprofen-Zäpfchen: Bedarf kann nicht gedeckt werden
Mehr aus Ressort
10 Prozent auch nachmittags
Heiligabend: Jeder Fünfte arbeitet
Gesund durch die Weihnachtszeit
Nüsse sind wahre Kraftstoffpakete

APOTHEKE ADHOC Debatte