Sonne, Erholung oder Abenteuer: Der Urlaub soll die schönste Zeit des Jahres werden. Was allerdings in den Ferien nicht auf dem Plan steht, ist der Reisedurchfall – dennoch ist jeder dritte Fernreisende von der Erkrankung betroffen. Die Ursachen können unterschiedlich sein, es gilt die Ursachen abzugrenzen.
Nicht immer liegt einem Reisedurchfall eine Infektion zugrunde. Allein die Freude und Aufregung vor der Reise sowie Zeit- oder Ernährungsumstellung können die Verdauung beeinflussen. In der Regel sind diese Durchfälle dann nur von kurzer Dauer. Nach zwei bis maximal fünf Tagen sind sie wieder verschwunden. In erster Linie wird das Trinken einer Elektrolytlösung empfohlen. Diese ist in verschiedenen Geschmacksrichtungen erhältlich. Oralpädon gibt es mit Erdbeer, Apfel/Banane oder ohne Aroma. Elotrans ist geschmacksneutral.
Die Pulver werden in Wasser eingerührt und können nach jedem flüssigen Stuhlgang getrunken werden. Säuglingen und Kleinkindern können innerhalb 24 Stunden drei bis fünf Beutel verabreicht werden. Elektrolytlösungen können den Wasser-, Mineralstoff-, Salz- und Glucosehaushalt des Körpers aufrecht erhalten und so das Allgemeinbefinden fördern. Zwar wird durch das Trinken der Präparate eine mögliche Austrocknung verhindert, jedoch nicht die Dauer des Durchfalls beeinflusst.
Die Selbstmedikation bietet einige Möglichkeiten zur Behandlung. Motilitätshemmer wie Loperamid können kurzfristig eingesetzt werden, um Linderung zu verschaffen. Erwachsene nehmen als Initialdosis zwei Kapseln, Tabletten oder Plättchen ein. Nach jedem ungeformten Stuhl kann eine weitere Anwendung einer Darreichungsform als Einzeldosis erfolgen. Die Tageshöchstdosis von acht Tabletten, entsprechend 16 mg Loperamid, darf innerhalb 24 Stunden nicht überschritten werden. Sollte sich am nächsten Tag oder spätestens nach 48 Stunden keine Besserung einstellen, ist ein Arzt aufzusuchen.
Loperamid bindet an die Opioidrezeptoren der Darmwand – Acetylcholin und Prostaglandine werden in ihrer Freisetzung gehemmt. In der Folge wird die Peristaltik herabgesetzt und die Darmpassage verlängert. Somit können jedoch die pathogenen Keime länger im Darm verbleiben. Eine gleichzeitige Tonuserhöhung des Schließmuskels mindert den Stuhldrang.
Neben dem Motilitätshemmer können auch Sekretionshemmer wie Racecadortil zur symptomatischen Behandlung akuten Durchfalls angewendet werden. Das Prodrug wird zum aktiven Metaboliten Thiorphan metabolisiert, das die Enkephalinase hemmt und somit den Abbau von Enkephalinen verhindert. Racecadotril vermindert somit eine Hypersekretion, ohne die basale Sekretion zu beeinflussen.
Der Arzneistoff wirkt ausschließlich im Darm antisekretorisch, ohne die Darmpassage zu beeinflussen oder einen Blähbauch zu verursachen. Erwachsene nehmen zwei Kapseln als Initialdosis ein und dann vor jeder Hauptmahlzeit eine weitere. Die Höchstdosis am ersten Behandlungstag beträgt vier Kapseln. Am zweiten Tag wird das Arzneimittel dreimal täglich eingenommen. Die Therapie sollte drei Tage nicht überschreiten.
In den Reiseapotheken sind auch Kohletabletten oder Präparate mit Gerbstoffen oder Pektinen zu finden. Diese können den Darm abdichten oder Giftstoffe binden. Bekannt ist vor allem Tannacomp, das Arzneimittel enthält ein Tanninalbuminat und Ethacridinlactat und kann zur Therapie akuter unspezifischer Durchfälle oder zur Prophylaxe und Behandlung von Reisediarrhöen eingesetzt werden. Die Tabletten werden vor oder zu einer Mahlzeit geschluckt. Erwachsene nehmen vorbeugend zweimal täglich eine Tablette ein, im Akutfall sind viermal täglich ein bis zwei Tabletten empfohlen.
Das Tannin wirkt im Darm adstringierend und verdichtet auch kleinste Kapillaren, Giftstoffe und Wasser können erschwert in den Darm eindringen. Ethacridinlactat wirkt antiseptisch und bakteriostatisch, ohne die physiologische Darmflora zu zerstören, adstringierend und spasmolytisch. Das Wirkspektrum umfasst unter anderem Staphylococcus aureus, Streptococcus faecalis, Escherichia coli, Salmonella typhi und Shigellen. Sofern nötig, kann als Schmerzmittel Paracetamol eingenommen werden. Ibuprofen, Acetylsalicylsäure oder Diclofenac sind nicht zu empfehlen.
Hält der Reisedurchfall über einen längeren Zeitraum an, kommt es zu Begleiterscheinungen wie Fieber oder Blut im Stuhl oder tritt die Diarrhöe erst nach der Rückkehr in das Heimatland auf, sollten die Betroffenen einen Arzt aufsuchen. Dann gilt es vor allem, einen Parasitenbefall auszuschließen.
Zur Prophylaxe kann auch die Einnahme von Darmbakterien erfolgen, Omni-Biotic Reise könne beispielsweise im Darm eine undurchlässige Barriere für pathogene Keime aufbauen. So können sich Bakterien nicht im Darm ansiedeln und unangenehme Durchfälle verursachen.
Um den Urlaub nicht auf der Toilette zu verbringen, können kleine Tipps hilfreich sein. Reisende sollten sich an die Empfehlung „cook it, peel it or forget it“ halten. In fernen Ländern sollten nur gut durchgegarte Fleisch- und Fischgerichte gegessen werden. Auf Eiswürfel und das Trinken von Leitungswasser sollte verzichtet werden. In den Seen Oberitaliens lauern Campylobacter-Arten, daher sollte mit geschlossenem Mund geschwommen werden.
Wer auf Reisen geht, sollte eine Elektrolytlösung und Durchfallmittel im Gepäck haben. Von Loperamid ist jedoch eher abzuraten, wenn eine kausale Ursache zu Grunde liegt.
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