Ein Leben ohne Tanzen kann sich PTA Jürgen Schlegel aus der Vetter-Apotheke in Ravensburg nicht vorstellen. Er hat für die RTL-Show „Let‘s Dance“ der TV-Moderatorin Margarethe Schreinemakers die perfekten Schritte beigebracht und weiß, warum schlaue Tänzer Rizinusöl brauchen.
„Man reibt damit die Schuhsohlen ein, damit man auf dem Tanzparkett besseren Halt hat und nicht ausrutscht“, erklärt er. Schwere Beine hatte er noch nie, er kennt aber die Tricks der Damen, um die Füße auf dem Parkett trocken zu halten: „Wenn man Fußpuder in den Schuh streut, schwitzt man weniger.“
Dreivierteltakt ist nicht sein Ding – er tanzt in der Kategorie „Professional Latin“. Wenn andere Kinder zum Fußballtraining gingen, war er schon längst im Tanzsaal. „Meine Eltern sind passionierte Hobbytänzer und haben mich dafür begeistert. Davor habe ich Leistungsturnen gemacht, das war ein guter Einstieg.“
Rock‘n‘Roll, Jazz- und Stepptanz, Hip Hop und Standardtänze – er hat alles ausprobiert und spezialisierte sich schließlich auf latein-amerikanische Tänze. 2005 wurde er mit seiner Partnerin Ksenija Gorenc Deutscher Meister im lateinamerikanischen Turniertanz. Beide absolvierten eine PTA-Ausbildung, Ksenija hängte anschließend noch ein Studium der Pharmazie dran: „Sie steht kurz vor dem Abschluss.“
Vor zehn Jahren wurde er als Tänzer und Choreograph von „Let‘s Dance“ engagiert. „Es kam ein Anruf, ob ich das machen wolle – und zwei Wochen später fing das Training mit Margarethe Schreinemakers an.“ In der Welt des Profitanzes ist der 39-Jährige kein Unbekannter: „Ich sehe Tanz als Leistungssport und Kunstform“, sagt er. Jürgen Schlegel schaut bis heute jede Staffel von „Let‘s Dance“: „Es fühlt sich an, als wäre es erst gestern gewesen, dabei sind fast zehn Jahre vergangen, seitdem ich dabei war. Und vor drei Jahren durfte ich Melissa Ortiz-Gomez als Tänzer und Choreograph unterstützen.“
Rund 40 Pokale stehen in seinem Büro, sein schönster Erfolg war im Jahr 2010 gemeinsam mit seiner Tanzpartnerin Melissa der 4. Platz in den lateinamerikanischen Tänzen bei der Deutschen Meisterschaft der Profis. „Die Paare, die die ersten drei Plätze belegten, waren weltweit berühmte Spitzentänzer. Wir waren die Außenseiter, absolute No-Names vom Bodensee und haben uns gegen 70 Paare durchgesetzt.“
In knapp zwei Jahren tanzten sich die beiden in die höchste internationale Leistungsklasse, waren unter anderem Mitglieder des baden-württembergischen Landeskaders und Mitglieder der Deutschen Nationalmannschaft, Deutschlandcup-Sieger Latein, Semifinalisten bei der Deutschen Meisterschaft in den Lateinamerikanischen Tänzen.
Drei Jahre tanzte er mit dem „RTL Dancing Star“ Melissa Ortiz-Gomez. Sie erreichten im Finale der Deutschen Meisterschaft der Professionals den vierten Platz und waren im Semifinale der German Open Championships. Seit 2014 tanzt er mit der fünffachen bayerischen Meisterin Tanja Kuschill.
Als ausgebildeter Tanzsporttrainer ist er in der Region Bodensee-Oberschwaben ein Exot. „Die deutschen Tanzhochburgen sind anderswo – in Städten wie Pforzheim Bremen oder Braunschweig.“ Da erschien es eine gute Idee, in seiner Heimatregion eine Tanzschule zu eröffnen. Wer ihn in seinem bürgerlichen Beruf antreffen möchte, braucht ein bisschen Glück, denn er arbeitet derzeit nur eineinhalb Tage in der Woche als PTA.
Derzeit sucht er nach geeigneten Räumen, um seiner noch mobilen Tanzschule so bald wie möglich ein Dach über den Kopf zu schaffen. „Derzeit mieten wir nach Bedarf Räume. Mein Traum wären zwei große Räume, mit Aufenthaltsraum, Umkleide mit Dusche und Bar.“ 300 bis 400 Quadratmeter wären ideal.
APOTHEKE ADHOC Debatte