Dorfapotheke muss schließen

Lange Mittagspause verschreckt Filialleiter

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Berlin -

Apotheker Viktor Hammer hat seine Apotheken notgedrungen neu organisiert: Die bisherige Hauptapotheke in seinem Heimatort Ensdorf in der Oberpfalz musste er schließen – jetzt betreibt er noch zwei Apotheken im rund 15 Kilometer entfernten Schwandorf. Das Ende der Dorfapotheke hatte sich länger abgezeichnet, denn für den Standort mit langer Mittagspause war es nahezu unmöglich, einen angestellten Approbierten zu finden.

Wieder schließt eine Filialapotheke auf dem Land – wieder, weil kein Personal gefunden werden konnte. „Ich bekomme einfach keinen Apotheker, den ich als Filialleiter anstellen kann“, sagt Hammer. Erst 2009 öffnete er die Kloster-Apotheke in Ensdorf. Aus wirtschaftlicher Sicht war der Standort mit einem Verordner als Filiale möglich. Dass er ihn als Hauptapotheke führte, lag am Fachkräftemangel. Mit fast zweieinhalb Stunden Mittagspause sei es eher unwahrscheinlich gewesen, eine Apothekerin oder einen Apotheker in Vollzeit für die Leitung der Dorfapotheke zu finden.

Filialleiterin wurde schwanger

Deshalb beschäftigte Hammer in seinen beiden anderen Apotheken zwei Filialleitungen. Dann kam die Pandemie. „Corona hat das Personalproblem in Apotheken deutlich beschleunigt“, sagt Hammer. „Jetzt ist es noch schwieriger, Mitarbeiter zu finden.“

Als eine leitende Approbierte schwanger wurde, musste sich Hammer erneut nach Ersatz umsehen. Von seinem Pharmazierat bekam er eine Schonfrist für die Zeit des Mutterschutzes, in der die Schwangere zwar nicht in der Apotheke tätig, aber weiterhin angestellt war.

Als die Mitarbeiterin zuletzt verkündete, dass sie für die Kinderbetreuung bis 2025 zu Hause bleiben werde, musste Hammer eine Lösung finden. Denn die Übergangslösung mit der Aufsicht galt nicht so lange. „Es war nicht möglich, Ersatz zu finden.“ Deshalb schloss er die Kloster-Apotheke und sprang selbst ein. Für seine Kundschaft hinterlässt er zwei Rezeptkästen, die mehrmals täglich geleert werden. „Die Resonanz auf die Schließung war, dass den Leuten wichtig ist, weiter von mir beliefert zu werden.“

Mit dem Coronavirus habe sich auch die Bereitschaft der Kund:innen verändert, in die Apotheke zu kommen. „Die Leute haben sich an den Versand gewöhnt. Der Botendienst wird von uns intensiv betrieben.“ Für Hammer ist dieser Service ein wichtiges Standbein für die Zukunft. Auch andere Inhaber:innen haben ihren Botendienst zuletzt deutlich ausgeweitet. „Die schnelle Belieferung mit der gleichzeitigen Kundenbindung ist der Vorteil der Vor-Ort-Apotheke gegenüber großen Konzernen. Es dauert sicher nicht mehr lange, bis auch Amazon auf den Markt drängt.“

Vor-Ort-Apotheken brauchen mehrere Standbeine

Deshalb ist es für Hammer wichtig, dass die Vor-Ort-Apotheken auch weitere solcher Standbeine aufbauen – auch mit Blick auf das E-Rezept. „Denn das wird viele Apotheken treffen.“ Generell erwartet der Inhaber, dass Apotheken zukünftig immer größer werden. Neben Heim- und Pflegedienstbelieferungen könnten neue Dienstleistungen noch näher an den Kund:innen sein. „Wir könnten vielleicht ähnlich wie die Ärzte zu den Menschen direkt nach Hause und dort Medikationschecks durchführen und die Einnahme von Arzeinmitteln prüfen.“ Dazu werde jedoch die Politik benötigt, die diese Dienstleistungen honoriere.

Bis es so weit ist, konzentriert sich Hammer auf seine beiden verbliebenen Apotheken. Auch wenn er es bedauert, dass die Kloster-Apotheke schließen musste, erhält er dadurch etwas mehr Zeit für das übrige Geschäft. Zwei Nacht- und Notdienste pro Monat fallen weg, er muss nur noch sechsmal von 20 Uhr abends bis 8 Uhr morgens in der Apotheke präsent sein. Auch die Arbeitszeiten in der Nacht und an Feiertagen seien ein Grund, weshalb viele Jungapotheker:innen sich lieber in der Industrie nach Jobs umsehen.

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