L-Thyroxin: Achtung, Wechselwirkung! Katharina Brand, 31.05.2024 12:57 Uhr
Für viele Kundinnen und Kunden ist es ein regelmäßiger, gewohnter Gang: Alle drei Monate brauchen sie eine neue Schachtel L-Thyroxin für ihre Schilddrüse. Obwohl überwiegend dauerhaft zur Behandlung einer Hypothyreose eingesetzt, lohnt es sich im HV dennoch anzusprechen, wie die Kundschaft ihr Präparat einnimmt. Denn: Es gibt viele Wechselwirkungen.
Levothyroxin ist identisch mit dem körpereigenen Schilddrüsenhormon Thyroxin (T4), einer nicht-proteinogenen α-Aminosäure, die im Organismus in das wirksamere Schilddrüsenhormon Triiodothyronin (T3), auch bekannt als Liothyronin, umgewandelt wird. Die beiden Schilddrüsenhormone unterscheiden sich lediglich in der Anzahl ihrer gebundenen Iodatome: drei bei Triiodthyronin (T3) und vier bei Thyroxin (T4).
Bei Erwachsenen unterstützt das Schilddrüsenhormon die Gehirnfunktion, den Stoffwechsel und die Körpertemperatur. Levothyroxin lindert Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion wie Energiemangel, Gewichtszunahme oder Haarausfall.
Gängige Fehler vermeiden
Im Kundengerspräch sollte hin und wieder die Einnahme des Hormons hinterfragt werden; immerhin können sich Fehler schnell einschleichen. Auf die gängige Frage „Die Einnahme ist bekannt?“ sollte deshalb verzichtet werden; besser ist es hier zu Fragen, wie die Person das Präparat einnimmt. Selbst wenn der Kunde daraufhin verblüfft oder trotzig reagiert, kann die Chance durch das Apothekenteam genutzt werden, um den ein oder anderen Einnahmefehler auszuschließen – oder die Kundschaft bei Bedarf aufzuklären:
- Nüchterne Einnahme: Levothyroxin wird in der Regel morgens nüchtern etwa 30 Minuten vor dem Frühstück mit stillem Wasser eingenommen. Kaffee, egal in welcher Form, darf nicht zur Einnahme verwendet werden, da er die Resorption und Bioverfügbarkeit des Hormons erheblich beeinträchtigt. Das gilt auch für Tee.
- Mehrwertige Kationen wie Eisen (Fe2+/3+), Calcium (Ca2+) oder Zink (Zn2+) bilden mit L-Thyroxin Komplexe und behindern so die Resorption. Egal ob in Mineralwasser, Nahrungsergänzungsmitteln oder Milchprodukten: Ein Abstand zur L-Thyroxin-Einnahme von mindestens ein Stunden sollte eingehalten werden. Cave: Das gilt ebenso für viele Antazida. Hier ist häufig Aluminium (Al3+) enthalten.
- Arzneimittel: Hat die Kundin weitere Dauermedikationen? Glukokortikoide, Betablocker oder orale Kontrazeptiva können die Aufnahme von L-Thyroxin vermindern. Achtung auch bei Diabetikerinnen: L-Thyroxin kann die Wirkung von Metformin, Glibenclamid und Insulin verringern. Anders ist es bei Phenprocoumon (Marcumar): Dieses wirkt bei gleichzeitiger Einnahme von L-Thyroxin stärker.
L-Thyroxin zum Abnehmen?
Immer wieder kommt es vor, dass das Schilddrüsenhormon als Mittel zum Abnehmen trendet, vor allem in den sozialen Medien. Stellt sich im Kundengespräch heraus, dass die Person eine höhere Dosis als vom Arzt festgelegt einnimmt, sollte dringend davon abgeraten werden. Zwar kann L-Thyroxin den Stoffwechsel beschleunigen und zu einem anfänglichen Gewichtsverlust führen; dieser basiert jedoch meist auf Wasserverlust. Die Einnahme ohne medizinischen Bedarf kann Symptome einer Hyperthyreose verursachen und schwerwiegende, lebensbedrohliche Nebenwirkungen haben.