In der Apotheke ist Fachwissen gefragt, aber auch das Zwischenmenschliche ist entscheidend. Wer in der Apotheke arbeitet, ist mehr als nur ein „Pillenverkäufer“ – PTA werden zu Vertrauten, Zuhörern, Kummerkästen, Helfern in der Not, Problemlösern und Freunden. Wenn PTA zur Arbeit gehen, wissen sie nie, was sie erwartet und dennoch müssen sie auf alles gefasst sein. Hier einige außergewöhnliche Erlebnisse.
Wie PTA zu regelrechten Haushaltsexperten werden können, weiß eine PTA aus Berlin zu berichten. Über viele Jahre betreute sie ein Pärchen, das zu den Stammkunden der Apotheke gehörte. „Als die Frau plötzlich und unerwartet verstarb, war der Mann auf sich allein gestellt und musste seinen Alltag bewältigen“, erzählt sie. „Seine Frau hatte ihm alles abgenommen – kochen, waschen und sogar die Bankgeschäfte erledigte sie.
Eines Tages kam der Mann mit zwei Koffern in die Apotheke und ich dachte er wolle zu seiner Familie reisen und sich in den Urlaub verabschieden. Aber die Koffer waren voll mit Wäsche und Waschmittel. Er hatte sogar die Gebrauchsanweisung der Waschmaschine dabei. Er bat mich ihm zu erklären, wie er denn die Maschine bedienen müsse und wie die Wäsche sortiert und welches Waschmittel verwendet werden muss.“ Auch nach der richtigen Verwendung von verschiedenem Kochgeschirr ließ er sich beraten.
PTA als Reiseverkehrskauffrau – Passanten fragen nach dem Weg, einem bestimmten Geschäft oder dem Weg zum Bus. Stammkunden hingegen haben manchmal sonderbare Wünsche. „Der Kunde ist Anfang 70 und mit dem Internet hat er nichts am Hut. Aber er hatte gehört, man könne dort günstig Flüge buchen und er wolle seine Familie in Griechenland überraschen. Also bat er mich, die Buchung für ihn vorzunehmen. Ich sollte die günstigsten Flüge raussuchen und ihm am nächsten Tag die Preise nennen. Zu Hause habe ich alles rausgesucht und am Tag darauf gebucht.“
Creme als Großauftrag – die Rezeptur ist das Hoheitsgebiet der PTA. Hier kann ihnen so leicht niemand etwas vormachen. Neben Verordnungen vom Hautarzt werden auch viele Rezepturen auf Kundenwunsch hergestellt. „Ich stelle seit etwa vier Jahren eine 'Lanette-Creme' für eine Kundin her. Alle zwei Monate und immer 900 Gramm. Die Rezeptur ist seit Jahren die gleiche. Da sie mit der Hand gerührt werden muss, ist sie ein gutes Übungsstück für Praktikanten.“
Also ließ die PTA den Pharmaziepraktikanten die Creme herstellen, was dann geschah, hatte niemand erwartet. „Nachdem die Kundin die Creme abholte, rief sie wenige Tage später an, ob ich an der Rezeptur etwas geändert hatte, sie sei nicht so sahnig wie sonst, irgendwas sei anders. Als ich erklärte, der Praktikant habe sie hergestellt, bat sie mich, nächstes Mal wieder selbst zu rühren. Seitdem habe ich die Herstellung nicht mehr aus der Hand gegeben.“
PTA sind Strumpfexperten – Kompressionsstrümpfe gehören zum Apothekenalltag. Die Belieferung übernehmen meist nicht alle Mitarbeiter. „Das Anmessen von Kompressionsstrümpfen ist ein intimes Thema. Vor allem, wenn man als Frau bei einem Mann Maß nehmen muss.
Ich hatte einmal einen Mann, der eine Strumpfhose bekommen sollte. Das war schon komisch, aber wir haben die Situation gemeinsam gemeistert. Und seitdem messen wir jedes Jahr aufs Neue.“
Wenn ältere Menschen niemanden mehr haben, ist die Apotheke wichtiger Anlaufpunkt für soziale Kontakte. „Wer keinen zum Reden hat, kommt zu uns.“ Viele PTA kennen das Leben ihrer Kunden und werden zu engen Vertrauten. „Ich habe einmal ein Ehepaar begleitet, sie waren meine ersten Stammkunden nach der Ausbildung und wir haben uns angefreundet.“
„Über mehrere Jahre habe ich das Paar bedient, als die Frau dann an Krebs erkrankte, wurden die Beratung und die Gespräche intensiver. Ich habe mich dann im Krankenhaus verabschiedet und war auch auf der Beerdigung. So nah habe ich jedoch keinen Kunden mehr an mich rangelassen.“
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