Kühlcreme, lateinisch Unguentum leniens, wird gern in Rezepturen eingesetzt, da sie gut verträglich und frei von Konservierungsmitteln ist. Die Verarbeitung ist jedoch anspruchsvoll, denn die Creme hat besondere Eigenschaften. Damit die Rezeptur problemlos gelingt, sollte man sich einige Besonderheiten bei der Herstellung gut einprägen.
Die Kühlcreme besteht aus gelbem Wachs, Cetylpalmitat, Erdnussöl und 25 Prozent Wasser. Die Besonderheit: Das Wasser liegt nicht in einer Emulsion vor, sondern ist mechanisch gebunden. Dadurch wird es sehr schnell freigesetzt, wenn die Creme auf die Haut aufgetragen wird. Die sehr schnelle Trennung von öliger und wässeriger Phase wird auch als „Brechen“ bezeichnet. Kühlcreme enthält weder Konservierungsstoffe noch Emulgatoren, daher wird sie in der Regel gut vertragen.
Die Instabilität hat zwar Vorteile für die Anwender, da durch das schnell freigesetzte Wasser ein guter Kühlungseffekt erreicht wird. Gleichzeitig kann die Creme aber schon bei der Herstellung brechen, dann ist sie nicht mehr nutzbar für die Rezeptur. Daher muss unbedingt verhindert werden, dass die wässerige Phase freigesetzt wird. Es muss daher sehr vorsichtig gerührt werden. Bei elektrischen Mischsystemen wird mit geringer Umdrehungszahl gearbeitet. Außerdem ist ein schmaler Rührer sinnvoller als das Standardmodell mit großen Rührflügeln.
Nicht alle Wirkstoffe sind geeignet, um mit Kühlcreme verarbeitet zu werden. Unproblematisch sind Kortikoide wie Triamcinolon oder Prednisolon. Auch Antimykotika wie Clotrimazol sind geeignet. Schwierig ist hingegen die Verarbeitung von Stoffen, die mit Wasser interagieren. Dazu gehören beispielsweise Harnstoff oder Salicylsäure. Diese Rezepturen sind oft nur über einen kurzen Zeitraum stabil oder lassen sich erst gar nicht herstellen.
Welche Einflüsse genau die Schwierigkeiten der Verarbeitung hervorrufen, ist nicht klar. Sicher spielt aber die Menge der eingesetzten Wirkstoffe eine Rolle: Je höher die Konzentration der Substanzen ist, desto schwieriger ist es, die Creme stabil zu halten. Salicylsäure und Harnstoff können nur in Konzentrationen bis zu 3 Prozent gut verarbeitet werden; dann bleibt die Rezeptur über etwa vier Wochen stabil. Da die Creme konservierungsmittelfrei ist, empfiehlt sich eine längere Anwendung ohnehin nicht.
Die Verarbeitung von Harnstoff birgt eine weitere Herausforderung: Die Substanz soll für die Verarbeitung in lipophile Cremes normalerweise erst in Wasser gelöst werden. Das funktioniert bei der Kühlcreme jedoch nicht: Sobald man die Wasserkonzentration erhöht, bricht die Grundlage. Der Harnstoff muss daher in jedem Fall als Feststoff verarbeitet werden. Das funktioniert, braucht aber deutlich mehr Geduld, bis die Kristalle sich in der wässerigen Phase vollständig gelöst haben. Um den Vorgang zu beschleunigen, kann Harnstoff mit ein paar Tropfen Aceton zunächst in der Fantaschale angerieben werden. Sobald das Lösungsmittel verdunstet ist, liegt die Substanz sehr viel feiner vor und löst sich schneller.
Die Lösung von Wirkstoffen in Kühlcreme braucht oftmals Zeit. Es empfiehlt sich daher, während der Herstellung Pausen einzulegen. Am besten weist man den Kunden schon bei Annahme der Rezeptur darauf hin, dass die Herstellung etwas länger dauern kann.
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