PTA dürfen die Grundlage einer Rezeptur ohne Rücksprache mit dem Arzt/der Ärztin austauschen. Ab und an ist das auch nötig, da sich Wirkstoff und Konservierungsmittel nicht vertragen. Der pH-Wert kann große Auswirkungen auf die Wirksamkeit und Verträglichkeit einer Zubereitung haben. Kleiner Reminder vorab: Salben haben keinen rezeptierbaren pH-Bereich.
Die wasserhaltigen Cremes verfügen alle über einen definierten rezeptierbaren pH-Bereich. Es gibt lipophile und hydrophile wasserhaltige Cremes. Trockene Haut profitiert oftmals von lipophilen wasserhaltigen Cremes, den sogenannten W/O-Emulsionen. Denn sie gleichen den Fett- und Feuchtigkeitsbedarf der Haut aus und bilden eine reichhaltige Schutzschicht.
Zur Auffrischung: O/W-Emulsionen, also Öl-in-Wasser-Emulsionen haben als äußere Schicht die wässrige Phase. Die Lipide befinden sich im „Inneren“. W/O-Emulsionen, also Wasser-in-Öl-Emulsionen tragen das „Fett“ in der äußeren und das Wasser in der „inneren“ Phase. Damit diese beiden Typen überhaupt miteinander verbunden werden können bedarf es Emulgatoren. Als Untergruppe der Tenside ermöglichen sie aufgrund ihrer amphiphilen Struktur die Herabsetzung der Grenzflächenspannung. Eine Koaleszenz, also das Zusammenfließen, der dispergierten Emulsionströpfchen wird verhindert.
Zu den lipophilen Cremes gehören die oftmals zu Problemen führende Kühlcreme, die Hydrophobe Basiscreme, die weiche Creme DAC, Lanolin und die drei Varianten der Wollwachsalkoholcreme: DAB, DAB konserviert und SR DAC. Die rezeptierbaren pH-Bereichen sind groß und reichen beispielsweise bei Wollwachsalkoholcreme von 1 bis 13. Natürlich ist eine Zubereitung mit einem pH-Wert von 1 oder 13 nicht hautfreundlich.
Nahezu jede/r PTA hat eine schlechte Erfahrung mit Kühlcreme sammeln dürfen. Egal, ob es bereits während der Ausbildung, oder doch erst in der Apotheke passiert ist – eigentlich können alle Rezeptare über die Grundlage klagen. Doch woran liegt das? Kühlcreme enthält keinen Emulgator. Die Grundlage gehört zu den Quasi-W/O-Cremes. Das Wasser wird also nicht wirklich gehalten, sondern lediglich durch das enthaltene Bienenwachs und Cetylpalmitat und Erdnussöl eingeschlossen. Eine weitere Wasseraufnahme ist quasi unmöglich. Bei der Einarbeitung von grenzflächenaktiven Stoffen wie Polidocanol kommt es schnell zum Brechen. Und den Namen Kühlcreme trägt die Emulgator-freie Grundlage nicht umsonst: Beim Auftragen auf die Haut bricht die Creme, das Wasser wird freigesetzt und kann unter einem Kühleffekt verdunsten. Weitere Wirkstoffe können aufgrund dieser physikalischen Labilität kaum eingearbeitet werden. Stoffe, die das Phasen-Volumenverhältnis ändern, dazu gehört beispielsweise Harnstoff, sind ebenfalls ein Problem. Um den Kühleffekt allerdings zu verstärken, kann noch zusätzlich Menthol eingearbeitet werden. Und: Wer keine bösen Überraschungen erleben möchte, der rührt in der Fantaschale mit der Hand.
Wohl mit am häufigsten werden die hydrophilen Cremes, also O/W-Systeme verwendet. Vertreter sind die häufig bei NRF-Rezepturen eingesetzte Basiscreme DAC, Vertreter der anionischen hydrophilen Creme DAB (früher: Wasserhaltige hydrophile Salbe), nichtionische hydrophile Creme in unterschiedlichen Varianten, das wasserhaltige Liniment und das nichtionische wasserhaltige Liniment.
Vertreter der anionischen hydrophilen Creme:
Als hydrophile Salbe kennt das NRF die Macrogolsalbe DAC. Diese Grundlage enthält weder Wasser noch Lipide. Lediglich eine Mischung aus zwei Macrogolen ist enthalten. Diese weisen ein gutes Lösungsverhalten auf. Aufgeschmolzen können also zahlreiche Wirkstoffe eingearbeitet werden. Die Freigabe von Wirkstoffen aus wasserfreien und wasserhaltigen Zubereitungen kann sich unterscheiden. Die lipidfreie Grundlage ist gut abwaschbar. Zusätzlich zeigt die Grundlage osmotische und entquellende Effekte. Wasser kann nur begrenzt eingearbeitet werden, da es sonst zur Verflüssigung kommt. Der pH-Wert findet bei dieser Grundlage keine Beachtung.
Auch Wasser aufnehmende Salben haben, solange noch kein Wasser zugefügt wurde, keinen rezeptierbaren pH-Bereich. Grundlagen wie Wollwachsalkoholsalbe, hydrophile Salbe oder hydrophobes Basisgel werden oftmals kombiniert mit anderen Grundlagen verordnet. Sie gelten auch als Halbfertigware, da durch die Zugabe von Wasser die bekannten Grundlagen wasserhaltige Wollwachsalkoholsalbe, wasserhaltige hydrophile Salbe und die hydrophobe wasserhaltige Basiscreme entstehen.
Hydrophobe Salben sind wasserfreie Grundlagen, die nach dem Auftragen zu einem Okklusionseffekt führen. Für infizierte Wunden sind sie Gift. Unter dem Film können sich Bakterien in einem abgeschlossenen Milieu vermehren. Okklusion bezeichnet in der allgemeinen Wundbehandlung einen luftfreien Verschluss und Abdichtung der Wunde gegenüber der Umgebung. Grundlagen wie Vaseline oder Wachssalbe sollten nur bei sehr trockener Haut angewendet werden. Eine Einarbeitung von Wasser ist entweder gar nicht, oder nur begrenzt möglich. In Wachssalbe können bis zu 25 Prozent Wasser eingearbeitet werden.
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