Reibung erzeugt Energie, lautet eine alte Weisheit. Doch am Arbeitsplatz gilt das nur bedingt. Schwelt ein Konflikt, kann das die Leistung im Job sinken lassen. Viele Menschen haben Angst vor Konflikten, beobachtet Psychologin Madeleine Leitner, die als Karriereberaterin arbeitet.
Sie haben oft gar nicht gelernt, konstruktiv zu streiten. „Konflikte zu vermeiden, ist aber falsch“, sagt die Expertin. Dadurch staut sich der Ärger an. Bis es irgendwann zur unsachlichen und ungebremsten Eskalation kommt, die viel zerstört. Konflikte nehmen oft eine Eigendynamik an, werden auf Dauer immer mehr zur Belastung und erzeugen enormen Stress. Das hat auch negative Folgen für die Gesundheit. Aus diesem Grund empfiehlt Leitner, Konflikte möglichst früh anzusprechen und auszuräumen.
Wenn der sonst gut gelaunte Kollege etwa unwirsch reagiert oder einen auflaufen lässt. Oder wenn man merkt, dass der Chef einem wichtige Infos vorenthält. Neben offen aggressivem Verhalten gibt es auch viele passiv-aggressive Varianten. Diese seien ein deutliches Zeichen zum Handeln. „Wenn man merkt, dass irgendetwas seltsam ist, sollte man das unbedingt ansprechen, auch ruhig auf Verdacht“, sagt sie.
Leitner plädiert für eine konstruktive Konfliktlösung. Dabei ist es etwa wichtig, Vorwürfe in Wünsche zu übersetzen. Auch Ich-Botschaften helfen. Etwa: „Ich habe das Gefühl, dass wir mehr miteinander reden sollten“ anstatt „Du verschweigst mir immer wichtige Infos“. Auf diese Art bieten sich große Chancen, im Konsens Lösungen zu entwickeln. Und manchmal gelingt es auch, etwas Grundlegendes zu verbessern. „Wenn man feststellt, dass etwas schiefläuft, kann das eine Möglichkeit sein, unerkannte Missstände zu entdecken.“ Ein gut ausgetragener Konflikt kann demnach auch sehr produktiv sein.
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