Kommentar

Rettet die PTA

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Berlin -

Lehrjahre sind keine Herrenjahre, sie sollten aber auch keine Bettlerjahre sein. Schulgeld von mehr als 300 Euro monatlich, sinkende Schülerzahlen, schließende PTA-Schulen – den Apotheken droht der Unterbau wegzubrechen. Die mitunter hitzige Debatte in NRW über die Ausbildung der pharmazeutischen Assistenzkräfte zeigt, was die Stunde geschlagen hat. Wenn die Apotheker keinen Weg finden, die PTA-Ausbildung zu finanzieren, bekommt auch der eigene Berufsstand ein Problem. Ein Kommentar von Alexander Müller.

Landesregierungen wie die in NRW entziehen sich der Verantwortung und streichen ihre Unterstützung für die Ausbildung – mit Verweis auf den klammen Haushalt. Das passt schlecht zur Angewohnheit der Politik, auf die Allgemeinwohlpflichten der Apotheken zu verweisen, wann immer es darum geht, Belastungen des Berufsstandes zu begründen. Aber es nützt nichts, öffentliche Gelder wird es so schnell nicht wieder geben.

Die Apothekerkammern und -verbände befinden sich in einem Dilemma: Wenn sie die Politik in langer Überzeugungsarbeit zu einer Beteiligung bringen wollen, drohen bestehende Strukturen in der Zwischenzeit zerstört zu werden. In den vergangenen Jahren mussten bereits mehrere PTA-Schulen schließen.

Stemmen die Apotheker die Finanzierung aber vorübergehend selbst, um zumindest eine akut drohende Schließung abzuwenden, kann das bei der Politik eine Es-geht-doch-Stimmung auslösen, die zukünftige Verhandlungen über eine Beteiligung des Staates erschwert bis unmöglich macht. Leider sieht es so aus, als könnte die Politik etwas länger warten als die Apotheker.

Denn die sind auf ihr Personal angewiesen, das gut und am besten in der Region ausgebildet ist. Und gutes Personal zu finden, ist schon heute für die Apotheken nicht leicht. Diese Situation wird sich in den nachrückenden geburtenschwachen Jahrgängen nicht verbessern. Jedes Jahr bleiben schon heute viele Ausbildungsplätze unbesetzt.

Bei der Suche nach einer Ausbildungsplatz konkurrieren die Apotheken mit allen anderen Branchen. Und gerade die Jahrgangsbesten, die sich ihren künftigen Arbeitsbereich aussuchen können, werden sich gut überlegen, ob sie für eine PTA-Ausbildung viel Geld mitbringen, statt anderswo schon während der Lehre ein kleines Salär zu beziehen. Das gilt umso mehr, da die Verdienstmöglichkeiten und Aufstiegschancen als PTA überschaubar sind.

Schlechte Noten beim Schulabschluss machen noch keine schlechten PTA, aber eine Vorauswahl wird getroffen, bei der die Apotheken gegenüber Banken und anderen Betrieben das Nachsehen haben. Dass sich unter den aktuellen Bedingungen überhaupt noch so viele junge Menschen für Galenik & Co. interessieren, spricht für die Attraktivität der Arbeitsplatzes Apotheke. Wie die sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat, stimmt beim Lauschen in so manche Offizin allerdings nachdenklich.

Dabei benötigen die Apotheker mehr denn je gut ausgebildete PTA. Und die Gesellschaft benötigt sie auch. Denn das gegenwärtige GKV-System kann oder will sich keine Komplettversorgung mit Edelpharmazeuten und Medikationsanalytikern leisten – unabhängig von der Frage, wie viel besser die Versorgung damit wirklich wäre.

De facto leisten PTA im Apothekenalltag heute zum Großteil die Arbeit, die die Apotheker als ihr ureigenes Tätigkeitsfeld bezeichnen – die pharmazeutische Beratung. Wer auf die Letztverantwortung des Apotheker bei der Abgabe verweist, macht sich angesichts der tatsächlichen Gegebenheiten am HV-Tisch etwas vor.

Die Apotheker müssen die Politik davon überzeugen, dass sie für die Rahmenbedingungen der Arzneimittelversorgung die Verantwortung trägt. Das Pharmaziestudium wird zum allergrößten Teil von der Allgemeinheit bezahlt. Es gibt keinen Grund, warum dies nicht auch für PTA gelten sollte, denen mit ihrem Abschluss keine Selbstständigkeit mit Privilegien in Aussicht gestellt wird.



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