Kommentar

Alle für die PTA Julia Pradel, 08.10.2015 10:35 Uhr

Berlin - 

Was wird heute wieder passieren? Diese Frage stellen sich vor allem junge PTA, wenn der Chef am Morgen die Ladentür aufschließt. Es gibt viele Momente im Kundengespräch, die im schlimmsten Fall eskalieren können. Ein Streit mit dem Kunden ist keine Seltenheit – gerade Berufseinsteiger finden nur selten den Weg aus schwierigen Situationen. Apothekenleiter und ältere Mitarbeiter sollten ihre jüngeren Kollegen nicht alleinlassen – denn im Zweifelsfall müssen ohnehin sie die Kohlen aus dem Feuer holen. Ein Kommentar von Julia Pradel.

Eine Preisverhandlung wie auf dem Basar, Streit wegen dem Rabattvertrag, „heute nur die Apotheken Umschau“ oder Patienten, die auf einem Präparat bestehen, das nicht gut für sie ist: Im Handverkauf gibt es viele Situationen, die bei den Mitarbeitern Stress verursachen. Damit umzugehen ist für junge Mitarbeiter nie leicht, für Pharmazeuten im Praktikum (PhiP) genauso wenig wie für junge PTA.

Es gibt jedoch einen großen Unterschied zwischen PTA und Pharmazeuten: Letztere sind mindestens Mitte Zwanzig, wenn sie mit der Arbeit in der Apotheke beginnen – erstere womöglich noch Teenies. Sie glauben noch an das Gute im Menschen und treffen auf mitunter verbitterte Senioren. Das verschreckt. So manche PTA zweifelt dann an ihrer Berufswahl.

Die beruhigende Nachricht: So geht es jedem Berufsanfänger. Auch die Pharmaziestudenten klagen darüber, dass sie nicht ausreichend auf den Patientenkontakt vorbereitet werden und wünschen sich Kommunikationstraining im Studium. Das haben zuletzt auch einige Lehrer von PTA-Schulen für ihre Schützlinge vorgeschlagen.

Aber auch wenn man die Schulbank bereits gedrückt hat, kann man an sich arbeiten. Da hilft schon das Wissen, dass es anderen ganz genauso ergeht und dass man ein Gespräch mit den Kollegen nicht scheuen muss. Auch dem Chef kann man sich offenbaren, denn wahrscheinlich ging es ihm früher nicht anders. Allen ist mehr geholfen, wenn das Problem angesprochen wird – schließlich ist die Beratung des Apothekenteams nur so stark wie das schwächste Glied, an das ein Patient geraten kann.

Das sollten sich Apothekenleiter vor Augen führen und entsprechenden Raum für Gespräche mit dem Team schaffen. Vier von zehn PTA fühlen sich regelmäßig überfordert. Zwar gaben besonders junge Mitarbeiter an, oft unter Stress zu geraten – aber den älteren ergeht es vermutlich gar nicht viel besser. Sie geben es nur weniger offen zu.

Womöglich hilft es schon, im Team besonders absurde Beratungsgespräche Revue passieren zu lassen und gemeinsam zu überlegen, wie man die Situation besser aufgelöst hätte. Wichtig ist es dabei, die jungen Kollegen nicht vorzuführen, sondern zusammen Lösungen zu erarbeiten. Davon kann jeder im Team etwas lernen, denn die eine oder andere Stresssituation erlebt wohl jeder einmal – spätestens wenn ein Kunde mit Magen-Darm-Grippe sein Rezept ableckt.

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