Erprobter Stoff und Hoffnungsträger

Koffein: Kaffee statt Kombipräparat?

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Berlin -

Koffein ist als Wirkverstärker und -beschleuniger im OTC-Bereich nicht mehr wegzudenken. Aber braucht es Kombipräparate überhaupt oder genügt es nicht auch eine Tasse Kaffee zu Paracetamol, Ibuprofen und Co. zu trinken? Aktuelle Forschungen zum Wachmacher widmen sich allerdings einem ganz anderen Indikationsbereich.

Koffein wirkt primär als Stimulans des zentralen Nervensystems, indem es die Adenosinrezeptoren im Gehirn blockiert. Adenosin ist ein Neurotransmitter, der normalerweise eine beruhigende Wirkung ausübt und den Schlaf fördert. Durch die Blockade dieser Rezeptoren wird die sedierende Wirkung von Adenosin aufgehoben, wodurch die Ausschüttung von Neurotransmittern wie Dopamin und Noradrenalin stimuliert wird. Dies führt zu erhöhter Wachsamkeit, verringerter Müdigkeit und verbesserter kognitiver Leistungsfähigkeit.

In Arzneimitteln wird Koffein zur Verstärkung der Wirkung von Schmerzmitteln wie Paracetamol, Naproxen oder Ibuprofen eingesetzt, indem es deren Resorption beschleunigt. In Kombipräparaten bei Kopfschmerz- und Migräne hilft Koffein, die Blutgefäße zu verengen und lindert so die Schmerzen. In Erkältungs- und Grippemitteln wird es verwendet, um die sedierende Wirkung von Antihistaminika zu mildern.

Kaffee statt Kombipräparat?

Aber braucht es diese Kombinationspräparate überhaupt? Tatsächlich ist es wichtig zu verstehen, dass Koffein in Medikamenten in kontrollierten Dosen und spezifischen Formulierungen eingesetzt wird, um die gewünschte Wirkung zu erzielen und Nebenwirkungen zu minimieren. Im Gegensatz dazu variieren die Koffeinmengen in Getränken wie Kaffee oder Energy-Drinks stark und enthalten oft zusätzliche Inhaltsstoffe wie Zucker, die die Wirkung beeinträchtigen können. Die unkontrollierte Koffeinaufnahme aus solchen Getränken, insbesondere in Kombination mit Schmerzmitteln, kann das Risiko von Nebenwirkungen wie Schlaflosigkeit und Nervosität erhöhen. Daher sollte die Koffeinaufnahme in Arzneimitteln gezielt und dosiert erfolgen, um eine optimale Wirkung zu gewährleisten.

Besser Tee als Kaffee?

Wer zum Beispiel wegen seiner Dauermedikation auf Kaffee verzichten sollte, kann dadurch nicht automatisch achtlos jede Art von Tee zu sich nehmen. Schließlich ist Teein das Koffein, das aus Teepflanzen stammt, und wird oft als weniger intensiv in seiner Wirkung wahrgenommen als Koffein aus anderen Quellen. Das liegt daran, dass Teein langsamer freigesetzt wird und durch die enthaltenen L-Theanin-Aminosäuren im Tee eine beruhigende Wirkung ergänzt wird, die die stimulierenden Effekte von Koffein abmildert.

In der Praxis gibt es keinen funktionalen Unterschied in der chemischen Struktur, doch die Wirkung von Teein wird durch die Kombination mit anderen Teebestandteilen moduliert. Teein ist in allen Teesorten aus den Blättern der Teepflanze (Camellia sinensis) enthalten, wie schwarzem, grünem, weißem, Oolong- und Pu-erh-Tee. Der Teeingehalt variiert: Schwarzer Tee enthält am meisten, grüner Tee etwas weniger, und weißer Tee hat einen moderaten Anteil. Kräutertees, die nicht aus Teeblättern bestehen, enthalten kein Teein.

Aktueller Forschungsstand

Auch aktuell wird noch an den Effekten von Koffein geforscht. Der Fokus der Untersuchungen liegt derzeit auf dem Einfluss von Koffein auf kardiometabolische Erkrankungen. Eine Mitte September veröffentlichte Studie im Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism von Forschern der Soochow University in China konnte zeigen, dass der Konsum von 200-300 mg Koffein pro Tag das Risiko für die Entwicklung kardiometabolischer Multimorbidität um bis zu 48,1 Prozent senken kann. Die Ergebnisse beruhen auf einer Langzeituntersuchung von Teilnehmerdaten der UK Biobank.

Auf der diesjährigen ACC Asia 2024 in Indien, einer Konferenz des American College of Cardiology, wurde eine Studie von Forschern des Zydus Medical College and Hospital in Dahod, Indien, präsentiert. Diese Untersuchung kam zu dem Schluss, dass übermäßiger Koffeinkonsum von mehr als 400 mg pro Tag das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen kann, da er das autonome Nervensystem stört und zu einer Erhöhung der Herzfrequenz sowie des Blutdrucks führt.

Eine weitere Untersuchung von Forschern der Soochow University in Suzhou, China, der Suzhou Centers for Disease Control and Prevention und der Southern Medical University in Guangzhou, China, zeigte, dass moderater Koffeinkonsum das autonome Nervensystem positiv beeinflusst und das Risiko für Bluthochdruck sowie kardiovaskuläre Erkrankungen senkt. Diese Studie verdeutlicht den schützenden Effekt von moderatem Koffein auf die kardiovaskuläre Gesundheit.

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