Vorsicht bei Koffein und Gyrasehemmern Nadine Tröbitscher, 25.04.2017 14:57 Uhr
Ein grippaler Infekt kann die Betroffenen in ihrem Alltag stark einschränken. Müssen für eine Linderung der Beschwerden Antibiotika eingesetzt werden, ist eine Umstellung der Ess- und Trinkgewohnheiten in Einzelfällen nötig. Der Gyrasehemmer Ciprofloxacin sollte beispielsweise nicht zusammen mit Kaffee eingenommen werden.
Fall: Eine Kundin möchte ein Rezept über das Antibiotikum Ciprofloxacin einlösen. Die Frau leidet an einem Infekt der oberen Atemwege. Im Moment plagen sie ein lästiger Schnupfen und eine Entzündung der Nasennebenhöhlen. In diesem Zug hat der Arzt den Gyrasehemmer verordnet.
Zudem gibt die Frau an unter leichten Herzrhythmusstörungen zu leiden, die aktuell vom Arzt beobachtet werden, aber noch keine Medikation erfordern. Möglicherweise sind die Beschwerden auf viel Stress, zu viel Kaffee und Energydrinks zurückzuführen, da sich die junge Frau gerade in der Prüfungszeit befinde. Dennoch verzichte sie nicht ganz auf Koffein, Kaffee sehe sie nun wieder als Genussmittel und starte mit einer Tasse in den Tag. Darauf könne und wolle sie nicht verzichten.
Analyse: Eine gleichzeitige Anwendung von Ciprofloxacin und dem Konsum von Koffein wird nicht empfohlen, vor allem mit Blick auf die Herzrhythmusstörungen. Es kann zu einer Wirkverstärkung des Xanthin-Derivates kommen.
Ursache für die Wechselwirkung von Koffein und Gyrasehemmern ist das CYP1A2 aus der Cytochrom-Gruppe 450. Koffein wird über das Isoenzym metabolisiert, wohingegen die Gyrasehemmer eine Hemmung verursachen. Die Folge kann eine Wirkverstärkung von Koffein sein, die sich in Unruhe, Schlaflosigkeit oder Herzklopfen äußern kann. Stärker als Ciprofloxacin oder Norfloxacin hemmt Enoxacin CYP1A2. Das Fluorchinolon dient der Behandlung von Harnwegsinfekten oder Gonorrhoe.
Ciprofloxacin ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Gyrasehemmer, der Chinolone mit breitem Wirkspektrum. Die bakterizide Wirkung beruht auf Verhinderung der DNA-Replikation vor allem gramnegativer Keime, durch Hemmung der Topoisomerase. Die Tabletten werden je nach Art und Schwere der Infektion zweimal täglich über ein bis vierzehn Tage eingenommen. Dabei ist ein Zeitabstand von zwölf Stunden einzuhalten. Das Arzneimittel kann unabhängig von den Mahlzeiten geschluckt werden, jedoch nicht zusammen mit Milch- und Milchprodukten. Eine Nüchtern-Gabe können die Resorption des Wirkstoffes beschleunigen.
Der Abstand zu Milch- und Milchprodukten sollte etwa zwei bis drei Stunden betragen, da das enthaltene Calcium mit dem Antibiotikum einen schwer resorbierbaren Komplex bildet. Die verminderte Aufnahme kann die antibiotische Wirkung in einem klinisch relevanten Ausmaß beeinträchtigen.
Kommunikation: Die Kundin sollte auf den geliebten Kaffee am Morgen besser verzichten, solange sie das Antibiotikum einnehmen muss. Ist dies nicht der Fall, sollte sie auf die ersten Warnzeichen einer verstärkten Wirkung von Koffein achten und im Notfall den Arzt konsultieren.
Therapie: Koffein-haltige Getränke wie Kaffee, Mate, Cola oder Energydrinks sind für die Kundin in den nächsten Tagen tabu. Stattdessen sollte sie auf Erkältungstees oder koffeinfreien Kaffee umsteigen. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr kann sich zudem förderlich auf die Abheilung des Infektes auswirken.
Die Einnahme von pflanzlichen Arzneistoffen zur Behandlung des Schnupfens kann zusätzliche Linderung verschaffen. Auch eine Inhalation kann helfen, das Sekret aus den Nebenhöhlen zu lösen. Vorsicht ist jedoch bei Asthmatikern geboten, hier ist von einer Inhalation mit ätherischen Ölen abzuraten.
Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) warnt vor den Fluorchinolonen. Diese als Breitband-Antibiotika verwendeten Wirkstoffe können Behinderungen und potenziell permanente Nebenwirkungen verursachen. Die AMK stützt sich hierbei auf einen Bericht der US-Arzneimittelbehörde FDA. In Deutschland sind Ciprofloxacin, Norfloxacin, Enoxacin, Ofloxacin, Levofloxacin und Moxifloxacin zugelassen. Ärzte sollen, wenn antibiotische Therapiealternativen vorliegen, Fluorchinolone nicht mehr verordnen.