Brandenburg will mehr Menschen eine Covid-19-Schutzimpfung ermöglichen. Das Innenministerium öffnete die Priorisierungsgruppe 3 und gab parallel AstraZeneca für Personen in einem Alter von unter 60 Jahren frei. Apotheker Jens Welle aus Ketzin ärgert sich, denn aus seiner Sicht wurden die Apothekenteams dabei komplett vergessen. Der Inhaber der Adler-Apotheke warnt aufgrund des Fachkräftemangels vor Betriebsschließungen.
Apothekenpersonal zu finden ist schwer. In der Pandemie hat sich daran nichts geändert. „Ich suche seit September nach einer Approbierten“, sagt Welle. Bisher ohne Erfolg. Dass in diesem Zusammenhang die Apothekenangestellten immer noch nicht in der Impfpriorisierung des Flächenlandes an der Reihe sind, ärgert ihn. „Was wenn ich ausfalle? Vielleicht ist die Apotheke nur zwei Wochen wegen Quarantäne geschlossen. Und wenn ich auf die Intensivstation muss?“ Denn ohne die Aufsicht durch einen Pharmazeuten müsste der Betrieb schließen.
Welle beschwerte sich beim Innenministerium über die seiner Meinung nach ungenügende Öffnung der Gruppe 3. Das Land teilte vor knapp zwei Wochen mit, dass Impfungen künftig auch für Lehrer, Feuerwehrleute und über Sechzigjährige möglich seien. „Brandenburg bleibt seinem Kurs treu, Impfprioritäten nach personenbezogener Risikoeinschätzung und beruflichem Bedarf zu öffnen. Wir werden in den kommenden Wochen zusätzlichen Spielraum bei Biontech- und Moderna-Impfstoffen haben. Den nutzen wir, um Prioritäten zu öffnen und den Ärzten mehr Freiheit bei der Impfentscheidung zu geben“, sagte Innenminister Michael Stübgen (CDU).
Diese Aussage kommt bei Welle nicht gut an. Er fühlt sich übergangen. „Ich möchte klarstellen, dass das nichts mit Impfneid zu tun hat“, betont er. Natürlich sei es wichtig, dass Feuerwehrleute geimpft würden. Aber die Apotheken seien für die Arzneimittelversorgung zuständig – und gerade im Flächenland Brandburg gebe es anders als etwa in Berlin nicht an jeder Ecke drei Apotheken. „Außerdem versorgen wir die Ärzte momentan mit Covid-19-Impfstoffen.“ Aber andere Personengruppen schienen wichtiger zu sein als die Apothekenmitarbeiter.
Der Apotheker selbst bekam nach der Freigabe von AstraZeneca auch für unter Sechzigjährige einen Impftermin bei seinem Hausarzt. Darüber ist er froh. Aber er verweist an die zahlreichen jungen Apothekenmitarbeiterinnen, ohne die der Betrieb einer Apotheke unmöglich wäre. „Was ist mit ihnen? Für sie ist der Impfstoff von AstraZeneca nicht geeignet“, sagt Welle. Mit der Freigabe sei es immer noch nicht allen Apothekenangestellten möglich, eine Immunisierung zu erhalten. „Das führt zu Unmut im Team. Wir Apotheken haben Revisionen und zahlreiche andere Auflagen. Aber bei der Impfung werden wir nicht beachtet“, kritisiert Welle.
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