Die Behandlung von Kopfschmerzen zählt zum täglichen Geschäft in Apotheken. Fast jeder hat schon einmal selbst eine Kopfschmerzattacke erlebt. Hilfe und kompetente Beratung gibt es am HV-Tisch. Dabei ist es wichtig, auf Wechselwirkungen zu achten, beispielsweise zwischen Ibuprofen und Methotrexat.
Fall: Eine Kundin klagt über starke Kopfschmerzen. Paracetamol habe sie bereits eingenommen, aber eine Linderung der Beschwerden sei nicht aufgetreten. Ein stärkeres Schmerzmittel soll die Beschwerden nehmen – sie verlangt nach Ibuprofen. Im Gespräch gibt die Kundin an, einmal in der Woche Methotrexat (MTX) einzunehmen.
Analyse: MTX ist ein Folsäure-Antagonist und hemmt kompetetiv das Enzym Dihydrofolat-Reduktase und somit die DNA-Synthese. Der Zellzyklus wird unterbrochen und Tumorzellen können sich nicht vermehren. Dem Wirkstoff werden immunsuppressive und entzündungshemmende Eigenschaften zugesprochen. Indiziert ist das Arzneimittel, das als Tablette und Injektion im Handel ist, bei onkologischen Erkrankungen wie akuter lymphatischer Leukämie (ALL). Im nicht-onkologischen Bereich kommt der Wirkstoff beispielsweise zur Behandlung einer Psoriasis oder rheumatoider Arthritis (RA) zum Einsatz. Patienten wird während der Behandlung einmal in der Woche ein Folsäurepräparat empfohlen.
Die Therapie der RA mit MTX kommt in Frage, wenn die Behandlung mit anderen Basistherapeutika oder nicht-steroidalen-Antirheumatika (NSAR) nicht ausreichend wirksam war oder nicht vertragen wurde. Außerdem ist der Folsäure-Antagonist geeignet, wenn es sich um eine primär besonders aggressive verlaufende Form der RA handelt.
Ibuprofen zählt zu den nicht-steroidalen-Antirheumatika (NSAR) und ist ein OTC-Liebling. Der Wirkstoff besitzt antiphlogistische, antipyretische und analgetische Eigenschaften. Ibuprofen hemmt im Arachidonsäurezyklus unselektiv das Enzym COX und in Folge die Bildung von Serie-2-Prostaglandinen als Entzündungsmediatoren. Darüber hinaus verfügt das Arylpropionsäurederivat über thrombozytenaggregationshemmende Eigenschaften. Zudem kann das NSAR Einfluss auf die lokal in der Niere gebildeten Prostaglandine nehmen, die für den renalen Blutfluss verantwortlich sind und somit die Durchblutung, die glomeruläre Filtrationsrate und die Reninsekretion beeinflussen.
Werden die Arzneistoffe zusammen eingenommen, kann es zu einer erhöhten Konzentration des Folsäure-Antagonisten kommen. Dies geht mit einer Zunahme der Toxizität von MTX einher. Ibuprofen und MTX treten in Konkurrenz um Transportproteine, die an der Ausscheidung beteiligt sind. Eine reduzierte tubuläre Sekretion von MTX ist die Folge. Besondere Vorsicht ist bei der Gabe 24 Stunden vor und nach der Anwendung von MTX geboten.
Kommunikation: Eine gleichzeitige Anwendung ist nur unter Vorsicht indiziert. Denn schwerwiegende Nebenwirkungen sind nicht auszuschließen. Möglich sind vor allem – bei der Kombination von Ibuprofen und hochdosiertem MTX – gastrointestinale Störungen, aplastische Anämie oder Knochenmarksuppression. Liegt zudem eine eingeschränkte Nierenfunktion vor, sollte von der kombinierten Gabe abgeraten werden.
APOTHEKE ADHOC Debatte