Winterzeit ist Erkältungszeit: Grippale Infekte sind an der Tagesordnung. Bei Kunden beliebt und bei Experten umstritten sind Kombinationspräparate. Doch die Arzneimittel mit beispielsweise Schmerzmittel, Hustenstiller oder anregenden Substanzen bieten Potenzial für Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln. Beispielsweise sollten Grippostad C und Gyrasehemmer nicht gemeinsam eingenommen werden.
Fall: Eine Patientin leidet unter einem grippalen Infekt. Kopf- und Gliederschmerzen, leichtes Fieber und eine verstopfte Nase machen der Kundin zu schaffen. Sie hätte gerne ein Arzneimittel für alles und verlangt nach Grippostad C (Paracetamol/Ascorbinsäure/Koffein/Chlorphenaminmaleat, Stada). Der Arzt hat aufgrund einer chronischen Sinusitis ein Antibiotikum verordnet. Ciprofloxacin soll zweimal täglich zu 500 mg über zwei Wochen eingenommen werden.
Analyse: Eine Kombination von Ciprofloxacin und Grippostad C kann mit Wechselwirkungen verbunden sein und wird daher nicht empfohlen. Grund ist eine Wirkverstärkung des enthaltenen Koffeins durch das Antibiotikum, die zu Herzrhythmusstörungen führen kann.
Ursache für die Wechselwirkung von Koffein und Gyrasehemmern ist CYP1A2 aus der Cytochrom-Gruppe P450. Koffein wird über das Isoenzym metabolisiert, wohingegen die Gyrasehemmer eine Hemmung verursachen. Ciprofloxacin kann daher die Ausscheidung von Koffein aus dem Körper verzögern. Die Folge kann eine Wirkverstärkung des Xanthin-Derivats sein, die sich in Unruhe, Schlaflosigkeit oder Herzklopfen äußern kann. Stärker als Ciprofloxacin oder Norfloxacin hemmt Enoxacin CYP1A2. Das Fluorchinolon dient der Behandlung von Harnwegsinfekten oder Gonorrhoe.
Ciprofloxacin ist ein Antibiotikum aus der Gruppe der Gyrasehemmer, der Chinolone mit breitem Wirkspektrum. Die bakterizide Wirkung beruht auf Verhinderung der DNA-Replikation vor allem gramnegativer Keime durch Hemmung der Topoisomerase. Das Arzneimittel kann unabhängig von den Mahlzeiten geschluckt werden, jedoch nicht zusammen mit Milch- und Milchprodukten. Eine Einnahme auf nüchternen Magen kann die Resorption des Wirkstoffes beschleunigen.
Die Breitband-Antibiotika stehen seit Langem in der Kritik. Ärzte sollen die Stoffgruppe wegen ihrer möglichen schwerwiegenden oder dauerhaften Nebenwirkungen nur noch eingeschränkt verordnen. Der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hatte vor Kurzem weitere Anwendungsbeschränkungen empfohlen. Die Antibiotika der Stoffgruppe sollen unter anderem nicht mehr angewendet werden zur Behandlung von Infektionen, die ohne Behandlung besser werden oder nicht schwerwiegend sind, bei wiederkehrenden Infektionen der unteren Harnwege, bei Patienten, die zuvor unter schweren Nebenwirkungen unter einem Fluorchinolon litten oder zur Behandlung von leichten oder mittelschweren Infektionen, sofern nicht andere antibakterielle Arzneimittel, die für diese Infektionen empfohlen werden.
Kommunikation: Die Kundin sollte auf eine Kombination der Arzneimittel verzichten und auf Monopräparate zurückgreifen. Besteht die Kundin dennoch auf der Einnahme, sollte sie auf die ersten Warnzeichen einer verstärkten Wirkung von Koffein achten und im Notfall einen Arzt konsultieren. Koffein-haltige Getränke wie Kaffee, Mate, Cola oder Energydrinks sind für die Kundin in den nächsten Tagen tabu. Stattdessen sollte sie auf Erkältungstees oder koffeinfreien Kaffee umsteigen. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr kann sich zudem förderlich auf die Abheilung des Infektes auswirken.
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