Kein ASS mit MTX APOTHEKE ADHOC, 19.04.2018 13:46 Uhr
Werden verschiedene Arzneimittel gemeinsam eingenommen, können auf unterschiedlichen Wegen Wechselwirkungen auftreten. Daher sollte die Medikation stets auf Interaktionen überprüft werden. Vorsicht ist beispielsweise bei der Kombination von Acetylsalicylsäure (ASS) und Methotrexat (MTX) geboten.
Fall: Eine Frau wird aufgrund einer rheumatoiden Arthritis mit MTX behandelt. Einmal in der Woche erfolgt die Anwendung des Arzneimittels. Momentan wird sie mit der maximalen Wochendosierung von 20 mg therapiert. Bei entsprechender Besserung soll diese jedoch wieder schrittweise reduziert werden. Da sie einen Langstreckenflug plant und einer möglichen Thrombose vorbeugen will, hat sie von einer Freundin die Einnahme von ASS empfohlen bekommen.
Analyse: ASS darf nicht gleichzeitig mit MTX angewendet werden, wenn die Wochendosis 15 mg oder mehr beträgt. Bei einmal wöchentlicher Gabe von weniger als 15 mg ist Vorsicht geboten, da sich die MTX-Nebenwirkungen verstärken können. Ursache ist eine verminderte Ausscheidung von MTX und eine Verdrängung aus der Plasmaproteinbindung.
MTX ist ein Folsäure-Antagonist und hemmt kompetetiv das Enzym Dihydrofolat-Reduktase und somit die DNA-Synthese. Der Zellzyklus wird unterbrochen und Tumorzellen können sich nicht vermehren. Dem Wirkstoff werden immunsuppressive und entzündungshemmende Eigenschaften zugesprochen. Indiziert ist das Arzneimittel, das als Tablette und Injektion im Handel ist, bei onkologischen Erkrankungen wie akuter lymphatischer Leukämie (ALL). Im nicht-onkologischen Bereich kommt der Wirkstoff beispielsweise zur Behandlung einer Psoriasis oder rheumatoider Arthritis (RA) zum Einsatz. Patienten wird während der Behandlung einmal in der Woche ein Folsäurepräparat empfohlen.
Die Therapie der RA mit MTX kommt in Frage, wenn die Behandlung mit anderen Basistherapeutika oder nicht-steroidalen-Antirheumatika (NSAR) nicht ausreichend wirksam war oder nicht vertragen wurde. Außerdem ist der Folsäure-Antagonist geeignet, wenn es sich um eine primär besonders aggressive verlaufende Form der RA handelt.
ASS zählt zur Gruppe der NSAR und hemmt die Cyclooxygenase-1 (COX-1). In der Dosierung zu 100 mg wird das Arzneimittel zur Standardtherapie von instabiler Angina pectoris oder akutem Myokardinfarkt eingesetzt. Außerdem können ASS-Präparate zur Reinfarktprophylaxe oder nach arteriellen gefäßchirurgischen Eingriffen eingesetzt werden. Patienten nehmen die Tabletten einmal täglich nach einer Mahlzeit ein, sofern diese nicht magensaftresistent überzogen sind.
In der niedriger Dosierung von 75 bis 300 mg hemmt ASS irreversibel die Thrombozytenaggregation. Ursache ist eine Acetylierung der COX und die daraus resultierende Hemmung von Thromboxan-A2 in den Blutzellen. In höheren Dosierungen von 500 mg bis 1000 mg überwiegt die schmerzstillende Wirkung des Arzneistoffes. Die Tageshöchstdosis von 3000 mg sollte nicht überschritten werden.
ASS besitzt eine hohe Plasmaproteinbindung und konkurriert mit dem Folsäure-Antagonisten. MTX kann aus der Bindung verdrängt werden, somit liegt der Arzneistoff in seiner freien Wirkform vor. Zudem vermutet man eine kompetitive Hemmung von bestimmten Transportproteinen, die die Ausscheidung von MTX mindert.
Kommunikation: Von der gleichzeitigen Gabe von ASS und MTX ist aufgrund der beschriebenen möglichen Wechselwirkung abzuraten. Die Frau sollte mit dem Arzt Rücksprache halten.
Therapie: Zur Thromboseprophylaxe können Kompressionsstrümpfe für die Reise empfohlen werden. Ist kein Venenleiden bekannt, kann ein klassischer Reisestrumpf ausreichend sein, sonst kann der Arzt eine Verordnung über Strümpfe mit einer Kompressionsklasse ausstellen. Außerdem kann die Thromboseprophylaxe durch verschreibungspflichtige antithrombotische Arzneimittel aus der Heparingruppe erfolgen.