Johanniskraut ist Heilpflanze des Jahres Eva Bahn, 27.12.2018 10:22 Uhr
Der Verein zur Förderung der naturgemäßen Heilweise nach Theophrastus Bombastus von Hohenheim (NHV Theophrastus) hat die Heilpflanze des Jahres bestimmt. Für 2019 wurde das Echte Johanniskraut (Hypericum perforatum) gewählt, eine Heilpflanze für Körper und Geist. Bereits im Jahr 2015 wurde es von Wissenschaftlern der Universität Würzburg zum Arzneikraut des Jahres gewählt.
Das Johanniskraut wurde nach Johannes dem Täufer benannt, und zählt seit jeher als wirksame Heilpflanze. Zu früheren Zeiten war ihr Erntetag der 24. Juni, an dem auch die Johannisfeuer entzündet und die Kräuter für die Hausapotheke gesammelt wurden. Das Johanniskraut zählte hierbei neben Bärlapp, Kamille, Mädesüß, Beinwell oder Schafgarbe zu den Hauptkräutern. Es wurde bereits in der Antike als Heilpflanze eingesetzt und hoch geschätzt.
Der lateinische Name „Perforatum“ leitet sich von den Exkretbehältern in der Blättern ab, die das arzneilich genutzte Öl enthalten. Hält man ein Blatt gegen die Sonne, sieht es durchlöchert, also perforiert aus. Der Legende nach soll der Teufel selbst tausende Löcher mit einer Nadel in das Johanniskraut hineingestochen haben, weil er sich so über dessen ungewöhnlich starke Heilkraft ärgerte. Das pluripotente Johanniskraut zählt inzwischen zu den am besten erforschten Arzneipflanzen überhaupt.
Ihr Wirkungsspektrum ist außerordentlich breit, denn es umfasst sowohl Beschwerden körperlichen, als auch seelischen Ursprungs. Gesichert ist die heilende Wirkung bei Hauterkrankungen, Magen-Darm Problemen, Schlafstörungen, zur Rekonvaleszenz und bei leichter bis mittelgradiger Depression. Hier gilt die Rückaufnahmehemmung von Neurotransmittern wie zum Beispiel GABA als wichtigstes Wirkprinzip.
Bei Verbrennungen und entzündlichen Hauterkrankungen wird Johanniskraut traditionell eingesetzt. Das Öl kann entweder direkt aufgetragen und einmassiert, oder mittels einer getränkten Kompresse auf die betroffene Stelle aufgelegt werden. Doch Hypericin kann die Haut lichtempfindlicher machen und bei längerer Sonnenlichtexposition zu sonnenbrandähnlichen Reaktionen führen. Auch ein Aufenthalt im Solarium kann daher unangenehme Folgen haben und sollte vermieden werden.
Aufgrund der Neben- und Wechselwirkungen sind Johanniskraut-Präparate nicht immer und uneingeschränkt zu empfehlen. Es interagiert mit zahlreichen anderen Wirkstoffen in unterschiedlicher Weise. Wirkstoffe aus Hypericum können beispielsweise die Konzentration von Serotonin im Zentralnervensystem heraufsetzen, so dass toxische Konzentrationen erreicht werden. Es kann aber ebenso die Elimination anderer Arzneistoffe beschleunigen.
Johanniskraut hat einen Einfluss auf die Enzyminduktion in Leber und Darm. Dadurch kann die Wirksamkeit von Cholesterinsenkern, einigen Antikoagulanzien, diverse Zytostatika, HIV-Proteaseinhibitoren, Verhütungsmitteln und weiterer Arzneimittelgruppen abgeschwächt werden. Daher ist vor der Empfehlung von Johanniskraut-Präparaten trotz der erwiesenen Heilwirkung der Pflanze ein umfassendes individuelles Beratungsgespräch besonders wichtig.
NHV Theophrastus kürt seit 2003 die Heilpflanze des Jahres. 2018 war es Ingwer, 2017 Gänseblümchen, 2016 Kubebenpfeffer, 2015 Zwiebel, 2014 Anis, 2013 Damaszener-Rose und 2012 Koloquinta.