Aachen

Jodtabletten wegen Tihange

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Berlin -

Einmalige Vorverteilung von Jodtabletten: PTA aus dem Raum Aachen, den Kreisen Heinsberg, Euskirchen und Düren kennen die Formulare schon zu Genüge. Die Einwohner können bis 30. November kostenlos Jodtabletten in teilnehmenden Apotheken erhalten. Hintergrund ist die Nähe zum Kernkraftwerk Tihange in Belgien.

Für den Fall eines Reaktorunfalls und der Freisetzung von radioaktivem Jod hat sich die Region Aachen für die einmalige Verteilung der Tabletten entschieden. Der Antrag kann noch bis zum 15. November gestellt werden. Dies funktioniert sowohl online, als auch schriftlich beim jeweiligen Kreis. Alle Bürger bis einschließlich 45 Jahren mit einer Meldeadresse in den entsprechenden Kreisen haben Anrecht auf die kostenlosen Jodtabletten.

Wichtig ist: Das Formular für den Erhalt muss selbst ausgefüllt werden und die Tabletten dürfen von den Apotheken nur einmalig mit einem gültigen Formular ausgehändigt werden. Auf dem Formular steht die Anzahl der auszuhändigenden Blister, deren Erhalt mit einer Unterschrift des Kunden zu quittieren ist.

Personen über 45 Jahren erhalten keine kostenlosen Jodtabletten, da bei ihnen das Risiko für schwere Schilddrüsenerkrankungen durch die Einnahme der Tablettem höher ist als das Risiko eines Schilddrüsenkarzinoms durch die Aufnahme von radioaktivem Jod. Ausgenommen sind Schwangere und Stillende jeden Alters. Besonders gefährdet für Folgeschäden sind Kinder und Jugendliche, daher ist für sie die Vorsorge besonders wichtig.

Die Dosierung ist wie folgt: Säuglinge bis zu einem Monat erhalten eine Vierteltablette, Kinder von einem Monat bis zu drei Jahren eine halbe Tablette, Heranwachsende bis zu zwölf Jahren nehmen eine ganze Tablette und Erwachsene, sowie Stillende und Schwangere zwei Tabletten. Wichtig hierbei ist, dass die Tabletten nicht vorsorglich eingenommen werden dürfen, sondern erst dann, wenn der Ernstfall eintritt und die Katastrophenschutzbehörde ausdrücklich dazu auffordert. Die Tabletten können dann entweder geschluckt oder in Flüssigkeit aufgelöst eingenommen werden.

Der Schutz vor radioaktivem Jod entsteht durch die sogenannte Jodblockade. Durch den richtigen Einnahmezeitpunkt reichert sich das „gesunde“ Jod in der Schilddrüse an und verhindert so, dass radioaktives Jod in die Schilddrüse eindringen kann und dort Schäden verursacht. Die Abgabe der Tabletten erfolgt in der Apotheke mit einem gültigen Beipackzettel sowie einer Informationsbroschüre für die richtige Einnahme.

Keine 70 Kilometer liegen zwischen Aachen und dem wegen Sicherheitsbedenken umstrittenen Kernkraftwerk Tihange. In der Grenzregion gibt es deshalb große Zweifel, dass im Erstfall die Zeit reicht, die Bevölkerung mit hoch dosierten Jodtabletten zu versorgen. Denn der Westwind treibt die radioaktive Wolke auf die Region Aachen zu.

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