Die Weihnachtsfeiertage und Silvester sind vorbei. Die Stunden, an denen Kunden bis kurz vor Apothekenschluss in langer Reihe hüstelnd auf ihre Medikamente warteten, hoffentlich auch. Diesmal fiel Heiligabend auf einen Sonntag. Und Silvester auch. Welch ein Glück für alle Angestellten, die Familie haben. Im LABOR von APOTHEKE ADHOC wurde diskutiert, wie familienfreundlich Apotheken als Arbeitgeber wirklich sind.
In der Regel fallen Heiligabend oder Silvester auf einen Werktag oder Samstag. Und dann wird bis 14 oder sogar bis 16 Uhr gearbeitet. Wenn endlich Feierabend ist, folgt der Weihnachtsstress. Was an sich schon nervenaufreibend ist, kann sich für Mitarbeiter mit Kindern in eine wahre Tortur verwandeln.
Ist die Arbeit in der Apotheke denn überhaupt familienfreundlich? Gerade für PTA und Apotheker mit Nachwuchs können nicht nur Feiertage eine Belastung sein – wenn die Familie zu Hause sitzt und sie selbst am HV-Tisch stehen. Auch reguläre Spätdienste können eine Herausforderung sein. Wenn die Kita früher schließt oder dem Kind keine Betreuung bis in den Abend zugemutet werden soll, muss eine Alternative her.
Allgemein gelten PTA und Apotheker als „perfekte Teilzeitberufe“. Gerade während der Ausbildung klingen flexible Wochenstundenmodelle verlockend. Nach dem Abschluss landet man schnell in der Realität: Teilzeitarbeit ist möglich, aber zwei Nachmittage sollten mindestens dabei sein. Und mancher Arbeitgeber verspricht im Vorstellungsgespräch noch: „Wenn das Kind mal krank ist oder die Kita zu hat, lässt sich immer eine Lösung finden.“ Bei der ersten „Kindkrankmeldung“ heißt es dann: „Das ist jetzt bisschen kurzfristig. So schnell bekomme ich keinen Ersatz.“
Im LABOR, dem Debattenforum von APOTHEKE ADHOC, wollten wir wissen: Ist der Beruf gut vereinbar für Frau oder Mann mit Kind? Wie zu erwarten war, polarisierte die Diskussion. Denn nicht jeder in der Apotheke hat selbst Kinder oder lebt dasselbe Familienmodell: Ein Single hat andere Bedürfnisse als eine eine Mutter mit Partner oder ein alleinerziehender Vater – oder ein Single mit zwei Hunden, der die Not bei „Spontankatastrophen“ aus anderem Zusammenhang sehr gut nachvollziehen kann.
So gibt es diejenigen, die Verständnis für die Bedürfnisse der Eltern haben, und jene, die finden, dass sich in der Apotheke sehr gut Kind und Job unter einen Hut bringen lassen und dass im Team eine Lösung gefunden werden muss, die allen gerecht wird. Hier einige Positionen aus der Debatte:
„Warum ist samstags arbeiten für Eltern eine Herausforderung? Samstags und abends kann man arbeiten – der Partner ist in der Regel zuhause.“
„Apotheken sind wohnortnah, auch keine Selbstverständlichkeit.“
„Es stimmt, man muss in Apotheken am Samstag arbeiten. Aber das ist nun einmal so. Jeder Beruf hat seine Schattenseiten.“
„Die Öffnungszeiten der Apotheken kann man sich einfach ganz genau angesehen. Da gibt es Alternativen, die für jedes Privatleben geeigneter sind als Öffnungszeiten Montag bis Samstag 8 Uhr bis 20 Uhr.“
„Und in welchem Job in der Industrie kann man zwei halbe Tage in der Woche arbeiten? Und flexibel erweitern je nach Wunsch?“
Andere Teilnehmer waren skeptisch, was die Familienfreundlichkeit angeht:
„Man kann sein Kind auch nicht 12 Stunden in der Kita lassen.“
„Wenn die Kinder krank sind, muß jemand für sie einspringen.“
„Mit Kind sollte man sich die Öffnungszeiten der Apotheken ganz genau angesehen. Besonders weil man genug anderes am Start hat.“
„Das eigentliche Problem sind die Kitas. Die Kitabetreuungszeiten sind mancherorts nicht familienfreundlich.“
Und einige Diskutanten sprachen auch das Thema „Arbeitsklima“ an:
„Das sind die, die sich Brückentage und 16Uhr-Feierabend reservieren wollen und samstags nicht können. Sorry, dann sollen die lieber den Beruf wechseln.“
„Wenn alle anderen die Deppen vom Dienst sind, die immer die ungeliebten Schichten machen und bei Krankheit des Kindes einspringen, ist das Arbeitsklima schnell in Gefahr.“
„Es darf nicht einseitig werden: der eine Mitarbeiter kann nie und besonders nicht während ungeliebter Schichten. Der andere Mitarbeiter muss ständig einspringen und seinen Alltag nach dem Kollegen mit Kind richten.“
Fazit: Wie familienfreundlich Apotheken sind, ist offenbar – wie so vieles im Leben – sehr von der individuellen Person und deren Situation oder Lebensmanagement abhängig. Das Problem ist vielschichtig. Wie sehen die Öffnungszeiten der Apotheke aus? Wer ist mein Chef?, Wie verständnisvoll und flexibel sind die Kollegen?
Äußere Gegebenheiten lassen sich schwer ändern: Wohnt man in einer Kleinstadt, sind die Arbeitszeiten eher begrenzt. Aber in puncto Auswahl der Kita, Einstellung der Kollegen und Handling des Vorgesetzten gibt es Spielraum. Es gibt Tagesmütter, die nur bis 14 Uhr arbeiten und wiederum Kitas, die bis 18 Uhr geöffnet haben.
Und es gibt Kollegen und Chefs, die relativ verständnisvoll reagieren, wenn ein Kollege oder eine Kollegin wieder einmal die Gleitzeit in Anspruch nehmen muss, weil er oder sie noch einen Termin beim Kinderarzt am frühen Morgen einschieben muss.
APOTHEKE ADHOC Debatte