Interaktionen: Arzneimittel mit besonderem Risiko Sandra Piontek, 17.09.2024 14:38 Uhr
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind nicht selten und können potentiell lebensbedrohlich sein. Jährlich sterben mehr als 25.000 Menschen in Deutschland an den Folgen. Polymedikationen stehen dabei besonders im Fokus und brauchen hinsichtlich der gleichzeitigen Einnahme eine besondere Beratung in der Apotheke.
Im Durchschnitt haben Patient:innen ab 40 Jahren innerhalb von zehn Jahren etwa 20 verschiedene Wirkstoffe sowie 113 Arzneimittelpackungen erhalten. Das berichtete Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Berlin, in einer Analyse zur „Transsektoralen Optimierung der Patientensicherheit“.
Das Problem: Viele Menschen sind sich nicht bewusst, wie sehr die korrekte Einnahme mehrerer Arzneimittel das Wohlbefinden beeinflussen kann. Eine aufklärende Beratung ist deshalb umso wichtiger und kann in der Apotheke vor Ort erfolgen. Dabei gibt es Wirkstoffe, die ein besonders hohes Wechselwirkungspotential haben.
Ein Überblick gravierender Interaktionen:
- Antihistaminika der ersten Generation und Schlafmittel: sedierender Effekt kann sich verstärken
- Betablocker und Asthmamittel wie Salbutamol oder Fenoterol: Wirkung kann aufgehoben werden, lebensbedrohliche Zwischenfälle bei Asthmatikern wurden beobachtet
- Antikoagulantien und ASS: Blutungsrisiko wird erhöht, gefährlich bei Verletzungen oder Stürzen
- NSAR und MTX: gleichzeitige Anwendung nur unter Vorsicht indiziert, schwerwiegende Nebenwirkungen nicht auszuschließen
- Chinolon- oder Tetracyclin-Antibiotika und Magnesium, Eisen, Aluminium und Zink: Vorsicht Komplexbildungen, können vom Körper nicht aufgenommen werden, Wirkung wird herabgesetzt
- Spironolacton und Kalium: Hyperkaliämie droht
- Sildenafil und Nitrate: Blutdruck kann stark abfallen
- Clarithromycin und Simvastatin: Verfall von Muskelfasern (Rhabdomyolyse) droht
- Antidepressiva (MAO-Hemmer) und Citalopram, Escitalopram, Fluoxetin, Fluvoxamin, Paroxetin, Sertralin: potenziell lebensbedrohliches Serotoninsyndrom
- Omeprazol sowie Esomeprazol und Clopidogrel: Wirkung des aktiven Metaboliten von Clopidogrel um fast 40 Prozent gesenkt
- Dopamin-Agonisten wie Rotigotin (Neupro) und Neuroleptika wie Melperon: Wirkeffekte können aufgehoben werden
- Zopiclon und Zolpidem und Grapefruit: die Wirkung der Z-Substanzen kann bis zu Rauschzuständen verstärkt werden