Inhalatoren: Worauf beim Kauf zu achten ist Katharina Brand, 17.02.2024 08:37 Uhr
Aktuell erlebt Deutschland eine starke Grippewelle. In der 5. Kalenderwoche meldete das Robert Koch-Institut (RKI) etwa 2000 Fälle von grippeähnlichen Erkrankungen pro 100.000 Menschen. Bei Grippe und Erkältungen können neben ärztlich empfohlenen Medikamenten auch elektrische Inhalationsgeräte die Symptome lindern. Die Wahl des richtigen Gerätes hängt vom Verwendungszweck ab. Der TÜV-Verband weißt auf entscheidende Merkmale hin, auf die Verbraucher:innen beim Kauf achten sollen.
„Inhalatoren, oft auch Vernebler genannt, können bei verschiedenen Beschwerden der oberen und unteren Atemwege eingesetzt werden“, weiß Mark Küller, Referent für Medizinprodukte beim TÜV-Verband. „Die Geräte kommen zum Beispiel bei grippalen Infekten, chronischem Asthma oder intensiven Stimmgebrauch zum Einsatz.“
Moderne Technologie oder traditionelles Hausmittel?
Inhalatoren vernebeln entweder Kochsalzlösung oder Medikamente. Man atmet diesen Nebel durch eine Maske oder ein Mundstück ein. Das hilft, Schleim in Bronchien oder Lunge zu lösen. „Bei chronischen Atemwegserkrankungen sollte der Einsatz eines Inhalationsgerätes grundsätzlich nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin erfolgen.“
Als altes Hausmittel gegen Erkältungen gilt das Einatmen von Dampf aus einer Schüssel mit heißem Wasser. Manchmal werden noch Kochsalz oder ätherische Öle hinzugefügt. Dass das genau so gut funktioniert wie eine echte Inhalation, ist leider ein Irrglaube: Der Dampf kann die Salzteilchen nicht mit in die Atemwege nehmen. Das liegt daran, dass Salz bei einer höheren Temperatur siedet als Wasser. Zudem sind die Dampftröpfchen zu groß, um in tiefere Teile der Atemwege kommen.
„Inhalatoren sind sicherer, da nicht mit heißem Wasser hantiert werden muss, wirksam und bequem in der Anwendung“, so Küller. „Die feinen Aerosolpartikel transportieren den Wirkstoff tief in die Lunge.“
Kompressor-, Ultraschall- oder Membranvernebler?
Es gibt verschiedene Arten von Inhalatoren, abhängig von deren technischen Funktionen. Die Preise liegen zwischen 30 und 250 Euro und sind abhängig von Funktionen und Zubehör. Wenn Verbraucher:innen unsicher sind, welches Gerät sie wählen sollen, können sie ihre Ärztin oder ihren Arzt um Rat fragen. Liegt eine medizinische Notwendigkeit und somit ein ärztliches Rezept vor, übernimmt die Krankenkasse in der Regel die Kosten für das Inhalationsgerät abzüglich der gesetzlichen Zuzahlung.
Folgende Inhalator-Arten gibt es:
- Kompressor-Vernebler erzeugen mit Hilfe eines Kompressors Druckluft. Der Kompressor arbeitet wie eine Pumpe, die Luft ansaugt und mit hohem Druck wieder ausstößt. Diese Druckluft wird dann durch die Wirkstofflösung geleitet und vernebelt diese zu winzigen Tröpfchen. Auf diese Weise können Wirkstoffe und Wasser tief in die Atemwege gelangen.
- Ultraschall-Vernebler versetzen Wasser und Wirkstofflösung in hochfrequente Schwingungen. Dadurch lösen sich feine Aerosolpartikel, die passiv durch den Luftstrom des Gerätes oder aktiv von Anwender:innen eingeatmet werden. Dabei gilt: Je höher die Frequenz, desto feiner die Tröpfchen. Das Aerosol vom Ultraschall-Verneblern kann tief in die Atemwege bis in die kleinsten Bronchien vordringen. Die meisten Geräte sind handlich und zur Mitnahme geeignet. Da bei der Anwendung Wärme entsteht, sind sie für bestimmte enzymhaltige Medikamente allerdings nicht geeignet.
- Membran-Vernebler verfügen über eine dünne Membran mit mikroskopisch kleinen Löchern. Diese bestimmen die Größe der Aerosolpartikel. Wenn die Membran in Schwingung versetzt wird, saugen die Löcher die Wirkstofflösung an und erzeugen feinste Tröpfchen, die tief in die Bronchien gelangen. Membran-Inhalationsgeräte sind nahezu geräuschlos, klein und mobil einsetzbar. Häufig werden sie mit Akkus betrieben. Sie eignen sich daher besonders für unterwegs oder für Kinder.
Weitere Kriterien
Die Wahl des richtigen Geräts hängt vom Verwendungszweck ab. Für unkomplizierte Erkrankungen wie Schnupfen oder Husten und zur Vorbeugung kann man jedes Gerät nutzen. Bei schweren Krankheiten kommt es auf das Medikament an. Darüber hinaus sollten sich Verbraucher:innen die Frage stellen, ob für sie eher ein Tisch- oder ein portabler Tascheninhalator in Frage kommt. „Tischgeräte sind in der Regel leistungsstärker“, sagt Küller. „Dadurch ist die Behandlungszeit deutlich kürzer.“ Für Patientinnen, die viel unterwegs sind, eignet sich eher ein portabler Inhalator.
Als weitere wichtige Kriterien gibt der Tüv-Verband die Folgenden an:
- Füllvolumen: Ein Inhalator fasst üblicherweise 7 bis 12 Kubikzentimeter Wirkstofflösung. Ein größeres Volumen ermöglicht längere Inhalationsdauer und ist für höhere Medikamentendosen geeignet.
- Verneblungsleistung: Die Zerstäubungsleistung eines Inhalationsgerätes, ausgedrückt in Millilitern pro Minute, bestimmt die Inhalationszeit. Handelsübliche Geräte reichen von 0,25 bis 2,25 ml/min.
- Partikelgröße: Je kleiner die Partikel, desto tiefer dringen sie in die Atemwege ein. Für mittlere und untere Atemwege sind Partikel < 5 Mikrometer ideal, für obere auch größere Partikel. Inhalatoren mit einstellbarer Partikelgröße eignen sich für verschiedene Beschwerden.
- Geräuschpegel: Moderne Inhalatoren sind je nach Nutzung und Patient leise und haben einen Geräuschpegel von 36 bis 65 Dezibel.
- Zubehör: Inhalationsgeräte müssen vielseitig sein und sollten über Mundstück, Maske, Nasenadapter sowie Ersatzteile verfügen. Für Familien sind Masken in verschiedenen Größen wichtig. Manche Modelle bieten zudem eine Reisetasche für den Transport.
Küller ergänzt: „Verbraucher sollten beim Kauf darauf achten, dass in der Produktbeschreibung entsprechende Hinweise auf die Zertifizierung zu finden sind.“ Eine gute Orientierung können auch Siegel unabhängiger Prüfstellen wie der TÜV-Organisationen bieten. Sie überprüfen zum Beispiel die vom Hersteller angegebenen Aerosoleigenschaften und die Qualität.