Tödliche Kombi

Indikationscheck: Kein Tramadol mit Pregabalin

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Berlin -

Dass Pregabalin ein Missbrauchs- und Abhängigkeitspotenzial zugeschrieben wird, ist bekannt. Weil der Wirkstoff euphorisierende Eigenschaften besitzt, ist er längst in der Drogenszene angekommen. Gefährlich kann es werden, wenn Pregabalin mit Alkohol oder Opioiden kombiniert wird.

Pregabalin gehört zu den Antikonvulsiva und kommt häufig im Rahmen einer Schmerztherapie zum Einsatz. Zugelassen ist der Wirkstoff zur Behandlung von Nervenschmerzen, Epilepsie und Angstzuständen. Das Strukturanalogon der Gamma-Aminobuttersäure (GABA) besitzt eine GABA-ähnliche Wirkung, allerdings wird diese im Fall von Pregabalin nicht über die Bindung an GABA-Rezeptoren, sondern an spannungsabhängigen Calciumkanälen im Zentralnervensystem erreicht.

Die Wirkung beruht auf der Bindung an spannungsabhängige Calciumkanäle. Dadurch findet eine Verringerung des Calcium-Einstroms statt, was wiederum zu einer Reduzierung der Ausschüttung von Neurotransmittern führt. Beispielsweise wird die Freisetzung verschiedener Neurotransmitter wie Noradrenalin und der Substanz P verringert und die neuronale Erregbarkeit gesenkt.

Tramadol gehört zu den Opioiden und wird zur Behandlung mäßig starker bis starker Schmerzen eingesetzt. Präparate sind in verschiedenen Applikationsformen auf dem Markt: Tabletten, Kapseln, Tropfen und verschiedene Arzneiformen mit verzögerter Wirkstoff-Freisetzung. Die Tropfen sollten nur kurzfristig eingenommen werden, bei einer längerfristigen Einnahme sollte auf retardierte Arzneiformen umgestellt werden, da es sonst verstärkt zu Nebenwirkungen während der Einnahme oder Entzugssymptomen beim Absetzen kommen kann.

„Die gleichzeitige Anwendung von Opioiden mit sedierenden Arzneimitteln, wie Benzodiazepinen oder ähnlichen Substanzen oder Gabapentinoiden (Gabapentin und Pregabalin), kann zu Atemdepression, Hypotonie, starker Sedierung, Koma oder Tod führen aufgrund einer additiven ZNS-depressiven Wirkung. Die Dosis von Tramal Kapseln und die Dauer der gleichzeitigen Anwendung sollten begrenzt sein“, heißt es in einer Fachinformation. Zudem erhöht die Kombi aus Opioiden und Gabapentinoiden das Risiko für Opioid-Überdosierung.

Im Frühjahr wurde über gehäufte Todesfälle in Großbritannien berichtet – bis zu 90 Prozent lassen sich auf eine gemeinsame Einnahme mit Opioiden zurückführen. Allerdings ist die Dosis der eingenommenen Arzneimittel zu beachten, da die Letalität dosisabhängig ist. Häufig lag für die eingenommene Medikation bei den Verstorbenen auch keine ärztliche Verschreibung vor. Auch hierzulande wurde vor der lebensgefährlichen Kombi gewarnt. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) hat sogar für Pregabalin und Gabapentin eine BtM-Pflicht ins Spiel gebracht.

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