Der Mittwochmorgen begann in der kleinen brandenburgischen Apotheke alles andere als ruhig. Eine aufgewühlte Stammkundin betrat die Offizin und schilderte panisch ihr Problem: Ihr multimorbider Mann hatte seine Medikamente vertauscht. Die Apotheke musste helfen.
Was war passiert? Ihr Mann hatte statt einer gleich drei Tabletten von Azathioprin 50 mg eingenommen. Den Hausarzt erreichte sie nicht, den Namen des Facharztes kannte sie nicht, die Packungsbeilage hinterließ sie ratlos. Verzweifelt suchte sie in der Apotheke Hilfe.
Azathioprin wird als immunsuppressiver Antimetabolit allein oder häufiger in Kombination mit Kortikosteroiden angewendet, um das Überleben transplantierter Organe zu erhöhen. Eine therapeutische Wirkung ist oft erst nach Wochen oder sogar Monaten erkennbar. Azathioprin kann außerdem die Toxizität von Kortikosteroiden verringern, weshalb es auch zur Dosisreduktion oder zum Absetzen von Kortikosteroiden eingesetzt wird.
Eine wichtige Wechselwirkung besteht mit Xanthinoxidasehemmern wie Allopurinol. Dabei wird die Abbaurate von Azathioprin vermindert und es besteht eine erhöhte Gefahr von unerwünschten Wirkungen. Es muss eine Dosisanpassung durch den Verschreibenden vorgenommen werden. In der Regel werden dann nur noch 25 Prozent der Ausgangsdosis eingenommen.
Nach Abklärung der weiteren Medikation und der angedachten Dosierung von dreimal täglich einer Tablette täglich konnte die Patientin schon beruhigt werden. Sicherheitshalber hinterfragte die Apothekerin den Fall beim verordnenden Arzt, dessen Name der Patientin entfallen war. Da es sich bei ihrem Mann um einen Stammkunden handelte, konnte die Apothekerin den Namen und die Telefonnummer des Facharztes auf einem alten Rezept ausmachen.
Der Arzt informierte die Apotheke, dass die Aufteilung der Tagesdosis auf drei Einzeldosen den Zweck hatte, gastrointestinale Nebenwirkungen zu verringern, und somit keine Gefahr für den Patienten bestand. Der Patient könne heute also mit Magenbeschwerden zu tun haben und sollte am folgenden Tag mit seiner gewohnten Dosierung fortfahren.
Die Patientin, sichtlich beruhigt, entschied sich auf Rat der Apothekerin noch für eine Tagesbox zum Stellen der Medikamente ihres Mannes, um solchen Fehlern künftig vorzubeugen. Dann verabschiedete sie sich mit den Worten: „Ein Glück haben wir unsere Apotheke hier vor Ort.“
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