Husten: Dauer entscheidet über Medikation Alexandra Negt, 04.09.2020 07:32 Uhr
Kunden, die über Husten klagen, werden zuallererst nach der Art der Beschwerden befragt. „Trocken oder verschleimt?“, möchten Apotheker und PTA wissen, um dann ihre Produktempfehlung aussprechen zu können. Doch laut der überarbeiteten Leitlinie ist die Dauer des Hustens mindestens genauso wichtig.
Innerhalb der Beratung zum Thema Husten lautet die initiale Frage meistens „Können Sie etwas abhusten?“ Durch diese Frage möchten Apotheker und PTA erfahren, ob der Patient unter produktiven oder trockenen Husten leidet. Je nach Form folgt eine individuelle Produktempfehlung. Bei der letzten Überarbeitung der Leitlinie wurde jedoch auch die Erkrankungsdauer in den Fokus gerückt. Da die Grenzen von „trocken“ zu „verschleimt“ laut Experten zu fließend sind, sind Apotheken und auch Ärzte angehalten nach dem erstmaligen Auftreten der Symptome zu fragen.
Dauer spielt entscheidende Rolle
Gerade in den Wintermonaten gehört Husten zu den Hauptgründen für den Gang in die Apotheke. Oftmals erhoffen sich die Betroffenen, dass die Symptomatik von alleine zurückgeht. Ist dies nicht der Fall, wird Rat in der Apotheke gesucht. Dann leidet die Person nicht selten schon seit mehreren Wochen unter Husten und fällt aus der Klassifizierung des akuten Hustens heraus. Wer seit zwei bis acht Wochen Hustensymptome aufweist, der leidet an subakutem Husten. Alles was über zwei Monate hinausgeht wird als chronisch eingestuft und bedarf initial eine ärztliche Abklärung. Darüber hinaus wird in diesem Winter die Pandemie als zusätzlicher Problemfaktor hinzukommen. Covid-19 hat als Leitsymptom Halsschmerzen und Husten.
Innerhalb der Selbstmedikation ist vor allem der akute Husten gut behandelbar. Im Bereich der Expektorantien wurde im Rahmen der Neubewertung von Studiendaten auch Ambroxol als Empfehlung mit aufgenommen. Der Wirkstoff vermidnert die Viskosität des Schleims und erleichtert den Abtransport. Darüber hinaus weist Ambroxol lokalanästhetische und antiinflammatorische Eigenschaften auf – der Husten wird an verschiedenen Stellen behandelt.
Ebenfalls in der überarbeiteten Leitlinie mit dabei: Efeu-Extrakt – die Empfehlung zur Einnahme wird aufgrund aktueller Studiendaten ergänzt. Der in Prospan enthaltene Wirkstoff EA 575 zeigte in aktuellen Studien beispielsweise eine Reduktion des Hustenschweregrades innerhalb von sieben Tagen. Eine entsprechende Reduktion in der Placebo-Gruppe trat erst nach 14 Tagen auf. Die enthaltenen Saponine bedingen die expektorierende Wirkung. Durch lokale Reizung der Bronchialschleimhaut wird die Sekretion des Schleims angeregt. Durch eine vermehrte Produktion wird dieser verflüssigt und kann leichter abgehustet werden. Im Magen reizen Saponine die Nerven der Magenschleimhaut, hierdurch wird die Sekretolyse in den Bronchien gesteigert.
Mehrere pflanzliche Mittel stellten sich in randomisierten, kontrollierten Studien als wirksam in Bezug auf die Dauer und Intensität des akuten Hustens gegenüber Placebo dar. Sekretolytische, antitussive, antientzündliche und antivirale Effekte wurden für mehrere Pflanzenextrakte nachgewiesen. Als wirksam erwiesen sich Monopräparate aus Efeu, Cineol, Myrtol und Pelargoniumextrakt und Kombinationspräparate aus Efeu und Thymian sowie Primel und Thymian. Bei den pflanzlichen Wirkstoffen gibt es nicht immer eine klare Trennung der Wirkungsweise als Hustenblocker oder Expektorans.
Lösen und Stillen ja – aber bitte zeitversetzt
Auch zur kombinierten Einnahme von Expektorantien und Antitussiva gibt die Leitlinie Handlungsanweisungen. Bei einem trockenen Husten muss kein Sekret abgehustet werden, dennoch sollte bei schwereren Formen eine Therapie erfolgen. Denn trockener Husten begünstigt sich selbst. Durch ständiges Räuspern und Husten gelangt der Patient in einen Teufelskreis, in dem die Bronchien kontinuierlich gereizt werden. Liegt nachts ein quälender Reizhusten vor, sodass der Patient nicht schlafen kann, so empfiehlt die aktuelle Leitlinie die zeitlich versetzte Kombination aus Expektorantien am Tag und Antitussiva zur Nacht. Neben pflanzlichen Hustenstillern wie Eibischwurzel gibt es freiverkäufliche chemische Varianten wie Dextrometorphan und Pentoxyverin. Darüber hinaus gibt es Rx-Vertreter wie Codein.