Ausbildung in Tschechien und Bosnien

Hürden bei der PTA-Anerkennung: Bayerisch und Galenik

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Berlin -

Martina Zifcakova und Filip Petrovic aus der Johannes-Apotheke in Gröbenzell haben eine aufregende und lernintensive Zeit hinter sich: Beide haben im Ausland bereits ihre PTA-Ausbildung absolviert. Nun galt es diese auch in Deutschland anerkennen zu lassen. Im Januar hielten sie die langersehnten Urkunden endlich in der Hand. Der Weg war nicht leicht, sondern mit Problemen und Hürden verbunden.

„Ich habe gehofft, dass wenigstens ein Teil der Prüfungen anerkannt wird“, sagt Zifcakova. Doch so war es leider nicht: Damit die beiden als PTA in einer Apotheke in Deutschland arbeiten dürfen, mussten sie entweder erneut zwei Jahre die PTA-Schulbank drücken oder all ihr Können an einem einzelnen Tag unter Beweis stellen. Die beiden setzten alles auf eine Karte und entschieden sich für den Prüfungstag bei der Regierungsbehörde von Oberbayern. Ungefähr zwei Jahre dauerte der Prozess insgesamt.

Bis zum Zeitpunkt der Anerkennung arbeiteten die beiden als „PTA-Anwärter im Anerkennungsverfahren“ in der Klinikversorgung. „Wir durften alles machen, außer selbst herstellen“, erklärt Petrovic. Zifcakova wollte vor der Prüfung jedoch nochmal einen Einblick in den Alltag der öffentlichen Apotheke werfen: Nach Rücksprache mit ihrem Chef Christian Sickau durfte sie zweimal die Woche ihren Kolleginnen am HV-Tisch über die Schulter schauen.

Zifcakova lernte mit dem Unterrichtsmaterial und den Schulordnern einer frisch gebackenen PTA-Kollegin. „Das hat mir mehr geholfen als irgendwelche Bücher.“ Die Kollegen hätten den beiden beispielsweise auch die Gesetze und deren genaue Bedeutung in der Praxis vermittelt. „Unter den Paragraphen kann man sich nicht viel vorstellen“, sagt Zifcakova. Ohne die Hilfe der anderen Mitarbeiter wären die Prüfungen noch schwieriger geworden.

Im Juni vergangenen Jahres war es soweit: neben der mündlichen Prüfung, galt es drei praktische Prüfungen im Labor abzulegen. „Die mündliche Prüfung war für mich die schlimmste“, erzählt Zifcakova. Im Labor mussten die beiden den Einsatz einer Stammvereibung berechnen und Kapseln mithilfe der gravimetrischen Methode herstellen. „Ich wusste gar nicht, dass diese Methode existiert“, so Petrovic. Beide mussten im November die galenische Prüfung wiederholen: Diesmal standen Augentropfen auf dem Programm. „Das haben wir zum Glück sehr oft in der Apotheke geübt“, berichtet Zifcakova. Dafür gab es andere Schwierigkeiten: „Meine Hände haben so gezittert, ich konnte kaum richtig Einwiegen“, lacht sie. Doch es klappte alles und die beiden bestanden.

Vor allem für Zifcakova waren die Vorbereitungen sehr stressig: Neben dem Vollzeitjob musste sie das Lernen und ihre Familie unter einen Hut bekommen. „Zeitweise hatten meine beiden Kinder keine Mama mehr“, sagt sie traurig. „Das war echt hart. Ich bin froh, dass ich das alles hinter mir habe.“ Die Schule nochmal für zwei Jahre zu besuchen, wäre jedoch keine Alternative gewesen. Das Schulgeld und die laufenden Kosten mit einem Gehalt zu zahlen, hätte nicht funktioniert.

Vor etwa fünf Jahren ist Zifcakova mit ihrem Mann und den beiden Kindern nach Deutschland gezogen. Bereits 2002 absolvierte die Tschechin ihre PTA-Ausbildung in ihrem Heimatland und arbeitete dort bereits einige Jahre in einer Apotheke. Vor allem die Sprache machte ihr in den ersten Jahren in Deutschland Probleme. „Am Anfang war das schon schwer.“ Vor allem das Lernen der Fachbegriffe sei eine Herausforderung gewesen: Denn dabei habe ihr der vorausgesetzte B2-Sprachkurs natürlich nicht geholfen. Außerdem sei der bayerische Dialekt ein Hindernis gewesen, sagt sie.

Die 36-Jährige wollte ursprünglich Schneiderin werden, jedoch stimmte ihr Vater der Ausbildung nicht zu. Die Wahl fiel schließlich auf die PTA-Schule. Mittlerweile mache ihr der Beruf und die Arbeit im Sterillabor sehr viel Spaß. Sie könne sich jedoch vorstellen auch mal wieder in der Offizin zu arbeiten, damit die Abläufe in der Praxis nicht in Vergessenheit gerieten. Bereits im Mutterschutz habe sie gemerkt, wie schnell man nicht mehr auf dem aktuellen Stand sei.

Bei Petrovic war die Sprachbarriere kein so großes Thema: er ist in Deutschland geboren, lebte sechs Jahre hier bis er nach Bosnien zurückging, wo er 2015 seine PTA-Ausbildung absolvierte. Danach folgte er seiner Mutter zurück nach Deutschland. „Hier hat man viel mehr Möglichkeiten“, erklärt er. Im Nachhinein empfiehlt der junge Bosnier Gleichgesinnten die Schullaufbahn für die Anerkennung zu wählen: „Die Schule kostet zwar Geld, aber weniger Nerven“, lacht er. Ursprünglich wollte Petrovic Medizin studieren. Ob er den PTA-Beruf bis zur Rente ausübe sei noch unklar. „Jetzt bin ich zufrieden, aber vielleicht mache ich irgendwann auch was anderes.“

In Bosnien und Tschechien dauert die PTA-Ausbildung vier Jahre. „Hier ist die Ausbildung zwar kürzer, aber man muss Schulgeld bezahlen“, sagt Petrovic. Die theoretischen Inhalte seien sehr ähnlich. Jedoch sei der Praxisteil in Deutschland länger: in den Heimatländern sei nur ein einmonatiges Praktikum zu absolvieren. Auch in der Apothekenpraxis falle das auf, erklären die beiden: Es kämen viel weniger Rezepturen vor als in deutschen Apotheken.

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