Superfoods

Honig als Heilmittel

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Stuttgart/Dresden -

Eingerührt im Tee oder pur auf dem Löffel: Honig schmeckt nicht nur gut, er ist auch gesund. Zwar enthält er ähnlich viele Kalorien wie Zucker, dafür aber eine Reihe wichtiger Nährstoffe. Außerdem kann er Husten lindern.

Der Großteil mit 80 Prozent ist Zucker, knapp 20 Prozent ist Wasser und verschwindend geringe Mengen anderer Nährstoffe: Die Zutatenliste von Honig hört sich nicht nach gesunder Kost an. Und doch kann der von Bienen produzierte Nektar bei bestimmten Erkrankungen helfen.

Jeder Deutsche isst dem Statistischen Bundesamt zufolge im Schnitt zwischen 30 und 35 Kilogramm weißen Zucker pro Jahr – aber nur ein Kilogramm Honig. Der Leiter des Honiglabors an der Universität Hohenheim in Stuttgart, Helmut Horn findet das sehr bedauerlich. „Honig ist der bessere Zucker. Er ist nämlich bereits vorverdaut.“ Was sich ein bisschen eklig anhört, hat Horn zufolge Vorteile für den menschlichen Organismus. Es fällt dem Körper dadurch leichter, den Honig-Zucker in Energie umzuwandeln als zum Beispiel Industriezucker.

Außerdem enthält Honig eben nicht nur Zucker, sondern auch andere Stoffe, die wichtig sind für den Organismus: In dunklen Honigsorten wie Waldhonig stecken vermehrt Spurenelemente wie Eisen, Jod oder Mangan, von denen der Mensch eher zu wenig aufnimmt. „30 bis 50 Gramm Honig pro Tag können den Bedarf schon zu einem beträchtlichen Teil decken“, sagt Horn. Wer also konsequent Honig statt Zucker in den Tee rührt, tue seinem Körper etwas Gutes, ohne auf die Süße zu verzichten.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) ist zurückhaltender: „Ja, Honig enthält geringe Mengen Aminosäuren, Vitamine und Mineralstoffe“, sagt Silke Restemeyer von der DGE. „Allerdings ist der Gehalt so gering, dass er für die Bedarfsdeckung unwichtig ist.“ Kalorientechnisch bietet Honig ihr zufolge einen kleinen Vorteil gegenüber Zucker. Pro 100 Gramm enthält er 100 Kilokalorien weniger. Außerdem ist er süßer als Zucker, man braucht also weniger Honig, um die gleiche Süße zu erzeugen.

Früher kam Tee mit Honig vor allem dann zum Einsatz, wenn jemand Husten hatte. Man stellte sich vor, dass sich der Honig wie ein Schutzfilm über die Schleimhäute legt. Und damit lagen die Menschen gar nicht so falsch, wie neuere Studien zeigen.

Der Kinderarzt Ian M. Paul aus Pennsylvania bat beispielsweise im Jahr 2007 insgesamt 100 Eltern, ihren Kindern vor dem Schlafengehen entweder Honig oder einen chemisch hergestellten Hustenstiller mit Honiggeschmack zu geben. Eine sogenannte Kontrollgruppe sollte einfach nichts unternehmen. Was Paul nicht verwunderte: Die letztgenannte Gruppe hustete in der Nacht am stärksten. Was einigermaßen überraschend war: Die mit Honig behandelten Kinder schliefen am besten. Paul und seine Mitautoren folgerten: Honig könnte das beste Mittel sein, um Husten bei Kindern zu behandeln.

Professor Dr. Stefanie Joos kennt diese und andere Studien gut. Die Ärztliche Direktorin des Instituts für Allgemeinmedizin an der Uniklinik Tübingen hat sich deshalb angewöhnt, Eltern erstmal Honig zu empfehlen, wenn ein Kind einen Infekt mit Husten hat. „Die einzige Ausnahme sind Säuglinge unter einem Jahr“, sagt sie. Zum Schutz vor der seltenen, aber gefährlichen Lebensmittelvergiftung Botulismus sollen Babys noch keinen Honig essen.

Aber was steckt im Honig, das den Husten stillt? „Bestimmte Stoffe im Honig sind offenbar in der Lage, Bakterien, Pilze und Viren abzutöten“, sagt Joos. Dafür verantwortlich ist ein Enzym, das die Bienen dem Honig hinzufügen, ergänzt Professor Dr. Karl Speer, Lebensmittelchemiker an der TU Dresden: die sogenannte Gluccoseoxidase. Das Enzym sorgt dafür, dass aus dem im Honig enthaltenen Zucker permanent Wassersstoffperoxid entsteht. Das wiederum hemmt die Entwicklung von Keimen. Hinzu kommt, dass Honig durch den hohen Zuckeranteil Bakterien das lebenswichtige Wasser entzieht.

Wer von all dem profitieren will, muss beim Kauf allerdings genau hinschauen, denn nicht jeder Honig enthält noch, was er enthalten soll. „Entscheidend sind die richtige Lagerung und dass der Honig nicht zu lange unterwegs war“, sagt Horn. Wer sichergehen will, dass der gekaufte Honig noch ausreichend Nährstoffe enthält, kann auf zwei Kennzeichen achten: die Europäische Honigverordnung und das Siegel des Deutschen Imkerbunds. Zu Hause lagert man den Honig am besten kühl, dunkel und trocken, erklärt Horn. Kein Qualitätskriterium ist dagegen, wie fest oder flüssig Honig ist. „Das hängt nur davon ab, wie hoch der Fruchtzuckergehalt ist.“

Gegen Husten rührt man Horn zufolge Honig am besten in heißes Wasser oder Tee – bei Trinktemperatur. „In kochendem Wasser werden die wachstumshemmenden Eigenschaften des Honigs abgebaut“, sagt Horn. Außerdem sollte der Tee dann zügig getrunken werden, damit der Honig der Wärme nicht zu lange ausgesetzt ist, denn schließlich kristallisiert er aus. Schon ab einer Temperatur von 50 Grad können die hitzeempfindlichen Bestandteile zerstört werden. Welche Honigsorte man wählt, sei Geschmackssache. „Blütenhonig ist eher süß, während Waldhonig malzig und würzig schmeckt.“ Nur für eine Anwendung wird ganz spezieller Honig verwendet: auf der Haut. „Dafür kommt nur medizinischer, steriler Honig infrage.“ Für Wunden wird er zum Beispiel in Salben verarbeitet.

Wer Honig als Medizin verwenden will, kann auch auf eine ganz besonders wirksame Sorte zurückgreifen: Manuka-Honig aus Neuseeland. Dieser Honig wirkt nicht nur über das Wasserstoffperoxid antibakteriell. Er enthält auch eine Verbindung namens Methylglyoxal (MGO) in hohen Konzentrationen, erklärt Speer. Der Lebensmittelchemiker und seine Kollegen konnten im Labor nachweisen, dass Methylglyoxal beispielsweise den Darmkeim Escherichia coli abtöten kann.

Die Wirksamkeit des Manuka-Honigs hängt dementsprechend vom MGO-Gehalt ab. Liegt er bei mindestens 400, muss man für das Glas aber auch tief in die Tasche greifen: Rund 15 bis 20 Euro kosten 100 Gramm. Zum Vergleich: Blütenhonig mit dem Siegel des Imkerbunds kostet in etwa zwischen 1,10 Euro und zwei Euro pro 100 Gramm.

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