Die Aufräumarbeiten in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten gehen voran. Viele Privatpersonen und Unternehmen bieten Hilfe an. Auch Apothekerin Kathrin Büschenfeld und eine ihrer Mitarbeiterinnen wollen sich einbringen. Die Angestellte ist derzeit im Urlaub und würde drei Tage in einer Apotheke in Gemünd in Rheinland-Pfalz aushelfen. Die Chefin will ihr den Zeitraum finanzieren.
Büschenfeld und ihr Team der St. Martinus-Apotheke in Lorch im Rheingau sind wie viele andere von dem Ausmaß der Zerstörung in den Hochwassergebieten schockiert. „Für uns ist die Flut nochmal ein Stück näher gerückt, da eine Mitarbeiterin ihr Elternhaus in der Eifel hat.“ Das Gebäude sei zwar nicht vollkommen zerstört, aber auch überflutet worden. „Wenn man jetzt Fotos von Apotheken sieht, die komplett zerstört sind, dann tut das einem schon weh“, sagt sie.
Eine bei ihr angestellte PTA will mit anpacken und unentgeltlich helfen. Die Mitarbeiterin ist derzeit im Urlaub. „Wegen Corona hat sie nichts gebucht und hätte Zeit. Sie hat Bekannte in Gemünd und könnte dort wohnen“, sagt Büschenfeld. Konkret gehe es um einen Zeitraum von drei Tagen. „Ich bezahle ihr das als Arbeitszeit und hänge drei Urlaubstage dran. Das ist meine Unterstützung dabei.“ Gemünd ist ein Stadtteil von Schleiden in der Eifel, der besonders vom Hochwasser betroffen ist.
Die Apothekerin veröffentlichte das Angebot bei Facebook und bekam viel Zuspruch. „Klasse!“ und „Was für eine tolle PTA. Welch wertvoller Mensch“, schrieben Nutzer. Andere machten auf in Frage kommende Betriebe aufmerksam. Büschenfeld war bereits mit zwei Kolleg:innen in Kontakt. „Für eine kommt es nicht in Frage, weil von zwei Apotheken eine zerstört ist und dadurch genug Personal vorhanden ist.“ Eine andere wolle sich noch zurückmelden.
Wenn es keinen Bedarf gebe, sei das auch in Ordnung, so die Apothekerin. Die PTA habe ihre Hilfe „einfach anbieten wollen“. „Es war eine spontane Idee, wenn eine Apotheke Hilfe gebraucht hätte.“ Wenn dies dazu führen würde, dass in anderen Orten ebenfalls Menschen für andere Betriebe einspringen, würde sich Büschenfeld freuen. „Ich habe gelesen, dass sich auch Altenpfleger und Altenpflegerinnen zusammentun.“
Die Unterstützung in der Bevölkerung ist groß. In der Vulkaneifel bietet eine Pension beispielsweise an, Betroffenen eine Unterkunft für einige Tage inklusive Essen und Kleidung zur Verfügung zu stellen. Autohändler stellen Fahrzeuge in Aussicht und Privatpersonen bieten Möbel wie eine Wohnzimmer-Garnitur an. In Sachen Einrichtung helfen sich Apotheken auch gegenseitig und verschenken sogar komplette Offizin-Ausstattungen.
In Rheinland-Pfalz sind wegen des Hochwassers mindestens 112 Menschen gestorben, hunderte sind noch immer vermisst. In Nordrhein-Westfalen haben mindestens 46 Menschen ihr Leben verloren. Am Mittwoch will die Bundesregierung ein Programm für schnelle Hilfen verabschieden. Eine Übersicht über verschiedene Spendenkonten für die Hochwasser-Opfer gibt es hier.
APOTHEKE ADHOC Debatte