AvP-Insolvenz

Hilfsprogramm: Apothekerin ärgert sich über Noventi

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Berlin -

Mit der Insolvenz von AvP hat bei den Rechenzentren das Wettrennen um die Kunden des einstigen Konkurrenten begonnen. Noventi hatte vor zwei Wochen öffentlichkeitswirksam ein Hilfsprogramm verkündet: 250 Millionen Euro sollten für kurzfristige Abschlagszahlungen an Neukunden zur Verfügung stehen. Doch nicht immer ging es so schnell wie erhofft – bei einer Apothekerin kam die Zahlung mit Verzögerung.

Monika Herzog, Inhaberin der Herzog-Apotheke aus Wiesloch, ist von AvP zu Noventi gewechselt. Nachdem sie die Verträge unterzeichnet hatte, gab sie am vergangenen Mittwoch zum ersten Mal ihre Rezepte für das neue Rechenzentrum in die Post. Laut Sendungsverfolgung traf das Paket einen Tag später mittags bei Noventi ein.

Herzog war daher zuversichtlich, den Abschlag in den nächsten 24 Stunden zu erhalten – so wie es nicht nur in der offiziellen Erklärung des Unternehmens, sondern auch in den Live-Seminaren versprochen worden war. Die Apothekerin hatte sich genau an das vorgegebene Prozedere gehalten und auf dem Begleitschein das entsprechende Feld für den Sonderabschlag ausgefüllt: Die Abrechnungssumme abzüglich 10 Prozent sollte vorab auf ihr Konto überwiesen werden.

Doch am Montag hatte sie immer noch keinen Sonderabschlag auf ihrem Konto verbuchen können. Nach den Erfahrungen mit AvP lagen die Nerven natürlich blank: Sie hakte bei ihrer Bank nach, dort sagte man ihr, dass der Betrag bislang weder eingegangen noch angekündigt sei. Auch beim Vorgesetzten ihrer Außendienstmitarbeiterin habe sie sich bereits erkundigt, der habe ihr zugesichert, dass das Geld am Freitag ausgezahlt worden sei. Kurz darauf habe allerdings die Außendienstmitarbeiterin selbst angerufen und erklärt, dass die Auszahlung erst dann erfolgen könne, wenn sie die letzte, am besten aber die drei letzten AvP-Abrechnungen vorlege, damit man die Höhe des Abschlages überprüfen könne. „Das ist doch recht widersprüchlich“, findet Herzog, zumal sich der Abschlag ja auf die eingereichten Rezepte beziehe und nicht auf frühere Abrechnungen. „Ich weigere mich, die letzten AvP-Abrechnungen an VSA zu senden.“

Immerhin: Am Dienstagvormittag kam die Überweisung dann doch noch. Herzog kann aufatmen. Dass derzeit viele Neukunden einen Sonderabschlag verlangen, um ihren Liquiditätsengpass auszugleichen, kann sie nachvollziehen. Auch für eventuelle Kapazitätsprobleme angesichts der erhöhten Nachfrage habe sie Verständnis. Dann allerdings hätte Noventi eben nicht die Zusage geben sollen, innerhalb von 24 Stunden auszubezahlen, sagt sie – wobei der erste Ärger mit der Zahlung erst einmal verflogen ist.

Noventi hatte vor zwei Wochen angekündigt, AvP-Kunden mit vorgezogenen Abschlagszahlungen zu helfen. Um die nötige Sicherheit und Liquidität für den laufenden Betrieb der Apotheken vor Ort sicherzustellen, habe man kurzfristig ein Hilfsprogramm entwickelt. „Dafür stellen wir die Summe von 250 Millionen Euro ad hoc zur Verfügung“, so CEO Dr. Hermann Sommer. Voraussetzungen für die Inanspruchnahme der Zwischenfinanzierung auf künftige Rezepte seien ein Abrechnungsvertrag mit Noventi mit mindestens zwei Jahren Laufzeit, eine außerordentliche Kündigung bei AvP und die Einlieferung der ersten Rezepte. „Um die Betroffenen schnell und effektiv zu entlasten, versuchen wir dann, die Auszahlungen innerhalb von 24 Stunden umzusetzen.“

Herzog war nach eigener Schilderung bereits am Nachmittag des 11. September angesprochen worden, als AvP noch per Fax die Zahlung der ausstehenden Beträge in Aussicht stellte. Eine Außendienstmitarbeiterin von Phoenix habe sie auf die Zahlungsprobleme aufmerksam gemacht. Die habe ihr Noventi empfohlen und auch gleich eine Telefonnummer durchgegeben, berichtet Herzog. Noch am Samstag sei sie dann von der Vertreterin des Rechenzentrums angerufen worden und habe einen Termin für den darauffolgenden Montag ausgemacht. Tatsächlich ist Phoenix unter den Großhändlern dem Vernehmen nach vom Ausfall von AvP besonders stark betroffen. Das hängt einerseits wohl mit den eigenen Zahlungsmodalitäten zusammen, andererseits aber auch mit der früheren Zusammenarbeit der EDV-Tochter ADG mit dem Rechenzentrum.

Im Fall von AvP nimmt Herzog kein Blatt vor den Mund. 260.000 Euro fehlen ihr von AvP. Vor zwei Wochen machte sie ihr Schicksal und das ihrer Kollegen in der Bild-Zeitung bekannt. Ihr geht es darum, eine breite Öffentlichkeit auf die Situation der Apotheken aufmerksam zu machen.

 

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