In Hessen sind die Aufrufe zur Mithilfe in den Impfzentren erfolgreich. Die Landesregierung und auch die Ärztekammer verzeichnen viele Angebote zur Unterstützung. Das Bundesland hat vorgegeben, dass bis zum 11. Dezember alle Impfzentren bereit zur Durchführung der pandemischen Impfung sein müssen. Gesucht werden auch Apotheker und PTA – die zu übernehmenden Aufgaben sind weiterhin unklar.
„Die Bereitschaft zur Unterstützung ist groß“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Doch das Land geht davon aus, dass noch mehr Menschen zum Betreiben des Impfzentrums benötigt werden. Die Kommunen in Hessen bauen aktuell 28 Zentren auf. „Ich bin überwältigt und dankbar über die große Bereitschaft, mithelfen zu wollen“, erklärte Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD). Die Stadt komme bei der Rekrutierung des Personals für ihr Impfzentrum und für die mobilen Impfteams gut voran. Genaue Zahlen nannte Kassel nicht. Je nach Verfügbarkeit des Impfstoffs werde „personell nachgesteuert“.
Für den organisatorischen Ablauf hätten sich demnach bereits viele Menschen gemeldet. Darunter auch viele mit kaufmännischer Ausbildung. Teil der Impfung wird auch die Dokumentation der Durchführung sein – diese Aufgabe könne gut von Personen mit kaufmännischer Ausbildung übernommen werden. Schwieriger sei die Rekrutierung von medizinischem Personal. Laut einer Sprecherin in Wiesbaden werden demnach dringend Humanmediziner, Apotheker, pharmazeutisch-technische Assistenten, medizinische Fachangestellte, medizinisch- und sowie operations- und anästhesie-technische Assistenten und Gesundheits- und Krankenpfleger gesucht. Das Land weist darauf hin, dass sich alle diese Berufsgruppen bewerben könnten.
Die Apothekerkammer Hessen scheint bisher nicht in den Rekrutierungsprozess involviert. So informierte der Hauptgeschäftsführer der Apothekerkammer Hessen, Ulrich Laut, darüber, dass der Kammer aktuell keine Informationen zum Einsatz von pharmazeutischem Personal vorliegen. Eine Bewerbung von Apothekern und PTA kann in den meisten Städten schriftlich oder telefonisch über die Städte oder Landkreise erfolgen. Kassel hat hierfür eine eigene Bewerbungs-Homepage errichtet. Hier können alle Interessierten direkt einen Fragebogen mit den persönlichen Kompetenzen ausfüllen.
Ein Einsatz von pharmazeutischem Personal erscheint vor allem dadurch sinnvoll, dass der mRNA-Impfstoff von Biontech zunächst als Mehrdosenbehältnis auf den Markt kommt. Das Verdünnen und Auseinzeln muss laut Hersteller zwar nicht unter einer Sicherheitswerkbank erfolgen, dennoch sind aseptische Methoden beim Aufziehen der Spritzen anzuwenden. In der Gebrauchsinformation wird darauf hingewiesen, dass für jeden Aufziehprozess eine neue Kanüle zu verwenden ist. Auch die begrenzte Lagerfähigkeit nach der Aufbereitung erfordert ein strukturiertes Lagerungs-Management. Apotheker und PTA aus Zyto- und Klinikapotheken kennen sich mit den begrenzten Haltbarkeitsfristen aus. Hier sehen die Länder durchaus Möglichkeiten zum Einsatz von Pharmazeuten.
Der mRNA-Impfstoff von Biontech kommt als tiefgekühlt zu lagerndes Mehrdosenbehältnis auf den Markt. Pro Vial können nach dem Verdünnen mit NaCl 0,9 Prozent insgesamt fünf Impfdosen à 0,3 ml ausgeeinzelt werden. In einem Schreiben des Verbandes der Zytostatika herstellenden Apothekerinnen und Apotheker (VZA) von Ende September wurde das mögliche Vorgehen beim Verdünnen bereits beschrieben. Bevor eine Verdünnung mit steriler Kochsalzlösung erfolgen kann, muss der Impfstoff laut dieser Vorschrift 30 Minuten bei Raumtemperatur aufgetaut werden. Insgesamt müssen 1,8 ml NaCl in das Vial unter Druckausgleich eingespritzt werden. Bei einer Gesamtentnahme von 1,5 ml ist ein ausreichend großer Überschuss mit eingeplant. Der Impfstoff darf zum Lösen nicht geschüttelt werden. Vorsichtiges Schwenken und Rollen sind zu bevorzugen.
In Nordrhein-Westfalen waren die Apotheken bereit ihre bestehende Labore zur Aufbereitung des Impfstoffes zu verfügung zu stellen. Doch die rund einhundert Zyto-Apotheken in NRW erhielten eine Absage was die Unterstützung bei der Aufbereitung in den eigenen Reinräumen angeht. Nach der Rekonstitution dürften die Impfstoffe „nicht mehr transportiert werden“, habe Biontech mitgeteilt. Bisher nicht geklärt ist, welchen Einfluss dieser Fakt auf die geplanten mobilen Impfteams haben könnte. Folgt man der Aussage von Biontech, so müsste der Impfstoff vor Ort aufbereitet werden.
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