Löwenzahn, die Pflanze der tausend Namen Eva Bahn, 23.04.2019 13:31 Uhr
Im Frühling begrüßt er uns mit seinen sonnengelben Blüten beinahe an jedem Wegesrand und von jeder Wiese: der Löwenzahn. Seit dem Altertum wird diese Heilpflanze bei verschiedensten Erkrankungen von Mensch und Tier genutzt. Die vielen verschiedenen Namen, die man ihm gegeben hat, deuten auf seine Vielseitigkeit hin – und dabei klingen längst nicht alle besonders schmeichelhaft.
Der Löwenzahn ist eine einheimische Pflanze, die inzwischen auf der gesamten Nordhalbkugel wächst. Ganz besonders gut gedeiht er auf gedüngtem Boden oder an Straßenrändern, denn er benötigt viel Stickstoff. Der Name Kuhblume oder Ochsenblume deutet auf das vermehrte Vorkommen des Korbblütlers mit den charakteristisch gelben Blüten auf Rinderweiden hin. Aber auch an den Rändern von Feldern, die mit mineralischem Dünger oder Gülle behandelt wurden, wächst die krautige Pflanze oft in Massen.
Sie blüht als eine der ersten Pflanzen bereits ab April. Ist sie verblüht, so schließt sich der Kelch zunächst, um sich einige Tage später wieder zu öffnen und die charakteristischen Schirmchen mit den anhängenden Früchten in den Wind zu entlassen. Auch beim kräftigen Dagegenpusten verteilen sie sich schnell, daher rührt auch der Name „Pusteblume“. Die eingetrockneten Zungenblüten, die bei genauer Betrachtung aufgrund ihres zackigen Randes an die Zähne eines Löwen erinnern, fallen bereits vorher ab.
Charakteristisch ist auch der weiße Milchsaft, der dem Löwenzahn auch die Bezeichnung „Milchstöckl“ oder „Milchblume“ eingebracht hat. Heilkundlich verwendet wird aber die ganze Pflanze, vom Kraut bis zu den Wurzeln. Die enthaltenen Bitterstoffe regen unter anderem durch die verbesserte Durchblutung des Verdauungstraktes den Appetit an. Der Speichelfluss und die Sekretion der Magenschleimhaut werden gefördert, Blähungen und Verstopfung wird entgegengewirkt.
Aus Frühjahrskuren ist er kaum wegzudenken, denn auch die Leber profitiert vom Einsatz des Heilkrautes. Löwenzahn kann als Salat genossen werden, wenn die Blätter noch zart und jung sind. Er wird ebenso in getrockneter Form als Tee getrunken. Dazu wird eine Mischung aus dem Kraut und den Wurzeln mit kochendem Wasser übergossen und etwa fünfzehn Minuten ziehen gelassen. Nach dem Abfiltern kann man ihn dann in kleinen Schlücken genießen. Er gehört neben der Artischocke und der Mariendistel zu den wichtigsten leberunterstützenden Pflanzen. Da Löwenzahn auch den Gallenfluss anregt, sollte er nicht bei Gallensteinleiden eingesetzt werden.
Den wenig schmeichelhaften Namen „Bettnässer“ trägt Taraxacum auch im Französischen, wo er „pissenlit“ genannt wird. Das lässt sich auf seine harntreibende Wirkung zurückführen, die besonders bei Menschen mit Blasensteinleiden als mildes Diuretikum gerne genutzt wird. Um den erstgenannten Effekt zu umgehen, ist es sicher sinnvoll, einen Löwenzahntee nicht direkt vor dem Schlafengehen zu trinken, sondern besser schon morgens mit einer Kur zu beginnen.
Nicht nur die Menschen, auch ihre Tiere können von der Wirkung des Löwenzahns profitieren. Die meisten Pflanzenfresser lieben ohnehin den leicht bitteren Geschmack der Blätter, und die meisten Pferde fressen auch die Wurzel besonders gerne. Bei Hunden empfiehlt es sich, das getrocknete Kraut mit der Wurzel gemahlen unter das Futter zu mischen. Besonders älteren Tieren mit Fressunlust, Müdigkeit oder Verdauungsbeschwerden kann so auf eine natürliche Weise geholfen werden.