In den meisten Fällen werden die Corona-Impfungen gut vertragen. In seltenen Fällen kann es nach der Impfung jedoch – ähnlich wie bei einer Covid-Infektion – zu Symptomen der Haut kommen. Während viele Beschwerden unspezifisch erscheinen, gibt es mittlerweile auch einige, die spezifisch für eine Covid-Infektion sind. Harmlose Beschwerden können in der Selbstmedikation behandelt werden.
Oft kommt es nach einer Corona-Impfung zu typischen Impfreaktionen: Diese zeigen sich in der Regel durch Abgeschlagenheit, Kopf- und Muskelschmerzen oder eine erhöhte Körpertemperatur. Oft schmerzt der geimpfte Arm, er kann außerdem geschwollen sein. In seltenen Fällen kann es jedoch auch zu Hautausschlägen kommen. Die Nebenwirkung ist in den Aufklärungsblättern zur Corona-Impfung aufgeführt und wird damit zur Kenntnis genommen. Treten nach einer Impfung dann tatsächlich Hautbeschwerden auf, sind viele Patient:innen jedoch verwundert und suchen in der Apotheke nach Rat. Denn oft werden die Beschwerden nicht in Verbindung mit der Impfung gebracht.
Überempfindlichkeitsreaktionen, Juckreiz, Ausschlag oder Nesselsucht gehören zu den seltenen Nebenwirkungen der Vakzine: Je nach Hersteller werden sie mit einer Häufigkeit von 0,01 bis 10 Prozent angegeben. Dabei müssen die Symptome nicht zwingend an der Einstichstelle auftreten, sondern können den ganzen Körper betreffen. Grundsätzlich haben Allergiker:innen laut der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (DGAKI) jedoch kein erhöhtes Risiko, nach einer Impfung Hautreaktionen wie eine Nesselsucht zu bekommen. Dennoch sollte bei bekannten Allergien Rücksprache mit dem Arzt/der Ärztin gehalten werden.
Akute Impfreaktionen, die die Haut betreffen, klingen in der Regel nach ein bis zwei Tagen wieder ab. Kühlende Umschläge oder juckreizstillende Cremes und Salben können helfen. Als Hausmittel kommen auch Essigumschläge in Frage. Pfefferminzöl auf die juckenden Stellen aufgetragen kann ebenfalls einen kühlenden Effekt haben – bei offener oder gereizter Haut mit Quaddeln sollte das Öl jedoch nicht pur auf die Haut aufgetragen werden.
Bei mittelstarken Reaktionen können auch Antihistaminika Abhilfe schaffen. Sie blockieren die Andockstellen des Botenstoffs Histamin und sorgen so für eine systemische Linderung der Beschwerden. Laut dem Deutschen Allergie- und Asthmabund (DAAB) haben sie keinen Einfluss auf die Wirksamkeit der Impfung und die Antikörperbildung. Alternativ können kurzzeitig auch kortisonhaltige Cremes oder Salben verordnet werden. Kommt es zu stärkeren Beschwerden oder Symptomen wie Atemnot oder Kreislaufproblemen, sollte direkt ein Arzt/eine Ärztin aufgesucht werden.
Bei Symptomen der Haut nach einer Impfung sollte auch an eine mögliche Gürtelrose gedacht werden. Zwar wurde bislang kein eindeutiger Zusammenhang zwischen einer Corona-Impfung und dem Ausbruch der Herpes-Erkrankung bestätigt, allerdings gibt es in mehreren Ländern Beobachtungen dazu. Klagen Kund:innen also über einen schmerzenden, gürtelförmigen Ausschlag, sollten sie zur Abklärung zum Arzt geschickt werden. Denn eine Gürtelrose muss bekanntermaßen mit Virustatika behandelt werden. Außerdem können Schmerzmittel und lokalbetäubende Lotionen verordnet werden.
Beschwerden müssen nicht zwingend unmittelbar nach der Impfung auftreten, auch einige Zeit danach kann es zu Hautreaktionen kommen: „Eine unspezifische Aktivierung des Immunsystems durch die Impfung kann zudem selten bereits bestehende Hauterkrankungen wie eine Schuppenflechte oder Neurodermitis kurzzeitig verschlechtern oder, äußerst selten, zu ihrem ersten Auftreten führen“, erklärt Professor Dr. Tilo Biedermann, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie am Klinikum rechts der Isar. „All diese Reaktionen treten verzögert auf und lassen sich gut behandeln.“
Sowohl die Impfung wie auch eine Erkrankung mit Sars-CoV-2 können sich auf die Haut auswirken, erklärt der Experte. „Seit Beginn der Corona-Pandemie haben wir gelernt, dass bei Covid-19 manche Hautveränderungen auftreten, wie wir sie ähnlich schon von anderen viralen Infektionserkrankungen kennen, etwa Nesselsucht oder andere Ausschläge.“
Andere Hautveränderungen hingegen seien sehr spezifisch für eine Corona-Infektion, wie beispielsweise die frostbeulenähnlichen Veränderungen, die vor allem an den Zehen auftreten. Die sogenannten „Covid-Zehen“ wurden vor allem bei Kindern und Jugendlichen beobachtet. Meist sind sie Folge eines milden Erkrankungsverlaufs, in einigen Fällen traten gar keine anderen Symptome auf.
Besonders auffällig bei Covid-19 sind Ausschläge, Bläschen und Rötungen, die dem Verlauf von Blutgefäßen folgen, wie Biedermann erklärt. Hierbei liege eine Störung der Blutgefäß-auskleidenden Zellen zugrunde. Symptome dieser Art zeigen, dass Sars-CoV-2 die Zellen der Oberhaut und der Schleimhaut direkt angreifen kann. „Es kommt dann zu einer Aktivierung dieser Zellen sowie von Blutplättchen und Gerinnungsfaktoren – Veränderungen, die bei Covid-19 auch in anderen Organen auftreten: Solche Hautveränderungen können einen Hinweis darauf geben. Sie kommen überwiegend bei mittel bis schwer betroffenen Patientinnen und Patienten vor.“
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