Scharlach oder Hand-Mund-Fuß-Krankheit (HMFK)? Die Frage stellen sich Eltern, wenn Fieber und Hals-Rachen-Beschwerden bei den Kindern auftreten. Um welche Erkrankung es sich handelt, zeigt sich jedoch schnell.
Steigt das Fieber nur langsam und die Himbeerzunge bleibt aus, kann Entwarnung für Scharlach gegeben werden. Der Erkrankung können dann keine Bakterien, sondern Enteroviren zugrunde liegen. Coxsackie A16 zählt zur Familie der Picornaviridiae und ist der häufigste Auslöser der HMFK. Das kleine unbehüllte RNA-Virus kommt ubiquitär vor und ist hochansteckend. Die Viren können durch Tröpfchen- oder Schmierinfektion übertragen werden.
Betroffen sind vor allem Kinder unter zehn Jahren. Jedoch kann jeder in jedem Alter an HMFK erkranken, vor allem immunschwache Personen sind in Gefahr. Der Verlauf bei Erwachsenen und älteren Kindern ist harmloser als bei kleinen Kindern. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) erkranken jährlich etwa zwischen 80.000 und 140.000 Menschen, wobei die Dunkelziffer höher liegen kann, da die meisten Krankheitsverläufe symptomlos sind und HMFK nicht meldepflichtig ist.
Die Erkrankung beginnt nach einer Inkubationszeit von drei bis zehn Tagen mit Fieber, einem verminderten Appetit und Beschwerden im Hals-Rachenraum. Die Kinder verweigern zum Teil das Essen, weil sie unter starken Schluckbeschwerden leiden. Es folgen rote Flecken an den Handinnenflächen, Fußsohlen und um den Mund herum. Ein bis zwei Tage nach dem Fieberbeginn entstehen Entzündungen auf der Mundschleimhaut – an Zunge und Gaumen. Daraus können sich mit Flüssigkeit gefüllte schmerzhafte Bläschen bilden. Aus den roten Flecken um den Mund und an den Extremitäten entwicklen sich ebenfalls Bläschen, die durch Juckreiz oder Schmerzen gekennzeichnet sein können.
Die Ansteckungsgefahr ist vor allem bei Ulzeration der Bläschen besonders hoch. Das Virus kann durch Tröpfcheninfektion übertragen werden, dabei spielen die Hände eine entscheidende Rolle. Eltern sollten daher auf eine strenge Hygiene achten und Küssen und Schmusen mit den Kleinen vermeiden. Nicht nur Speichel, sondern auch Kot kann Überträger des Virus sein, daher sollten Eltern beim Windelwechsel besonders hygienisch vorgehen. Außerdem ist zu beachten, dass die Erreger über mehrere Wochen über den Stuhl ausgeschieden werden können. Solange die infektiösen Bläschen nicht abgeheilt sind, sollten die Kinder nicht in den Kindergarten gehen.
Eine spezifische Therapie gibt es nicht, es können lediglich die Symptome behandelt werden. Zur Fiebersenkung können Paracetamol und Ibuprofen eingesetzt werden. Gegen Schmerzen und Juckreiz auf Haut und Schleimhaut können Tinkturen und Salben Anwendung finden. Geeignet sind beispielsweise Zahnungsgele mit dem Lokalanästhetikum Lidocain in Kombination mit Kamille wie in Dentinox (Dentinox) oder mit Polidocanol wie in Kamistad Baby (Stada). Außerdem kann Infectogingi (Lidocain, Salbei, Kamille, Infectopharm) mit der Zulassung zur zeitweiligen unterstützenden Behandlung von Entzündungen und Wunden der Mundschleimhaut und des Zahnfleisches eingesetzt werden.
Auch Mundspüllösungen auf pflanzlicher Basis können Linderung verschaffen. Eltern sollten auf eine ausreichende Trinkmenge achten, geeignet sind gekühlte Getränke, da sie die Schmerzen im Mund durch den Kühleffekt mindern können. Auch Eis ist gut geeignet. Auf heißes, scharfes oder hartes Essen sollte hingegen verzichtet werden.
Gegen die Bläschen auf der Haut kann beispielsweise Anaesthesulf Lotio (Polidocanol, Infectopharm) aufgetragen werden. Die Schüttelmixtur enthält außerdem Talkum und Titandioxid, das Lokalanästhetikum nimmt den Juckreiz und den Schmerz. Geeignet ist ebenfalls A-Derma Cytelium Lotion mit unter anderem Rheaalba, Zinkoxid, Magnesiumsilikat und Sorbitol von Pierre Fabre. Die kleinen Patienten erholen sich meist nach fünf bis sieben Tagen von der Infektion. Auch wenn die Erkrankung hoch ansteckend ist, ist sie dennoch harmlos, denn in der Regel bleiben Komplikationen aus. Lungen- oder Hirnhautentzündungen sind nur sehr selten.
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