Enzyminduktion

Grillgerichte und CYP1A2

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Berlin -

Es ist angegrillt – in Thüringen startete die Bratwurstsaison offiziell schon im März. Doch das Grillgut kann nicht nur Auswirkungen auf die Figur, sondern auch auf Arzneimittel haben. Theophyllin und Zolmitriptan etwa können in ihrer Wirkung beeinflusst werden.

Tropfen Fett, Fleischsaft oder Marinade in den Holzkohlegrill können Polyzyklisch Aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) entstehen, die dann mit dem Rauch aufsteigen und sich auf das Grillgut legen oder eingeatmet werden können. Diese Substanzen, zu denen Benzpyren gehört, sind ebenfalls in Zigarettenrauch enthalten.

PAK können mit Arzneimitteln eine Art Wechselwirkung eingehen, denn sie induzieren CYP1A2, das zur Gruppe Cytochrom P450 gehört. Das hepatische Isoenzym ist unter anderem an der Verstoffwechselung von Theophyllin und Neuroleptika beteiligt.

Personen, die über sieben Tage Grillgerichte vom Holzkohlegrill verzehrten, wiesen in einer Studie eine etwa zweifach erhöhte Aktivität von CYP1A2 auf. Eine weitere Studie konnte eine im Durchschnitt um 22 Prozent verminderte Theophyllin-Halbwertszeit belegen, wenn Patienten Grillgut über sieben Tage verzehrten. Zurückzuführen sind die Ergebnisse auf die Enzyminduktion von CYP1A2 und den vermehrten Abbau von Theophyllin.

Personen, die die Grillsaison intensiv nutzen und viele Lebensmittel vom Grill verzehren, sollten dies mit ihrem Arzt besprechen und im Einzelfall höhere Theophyllin-Dosen erhalten. Allerdings ist dann beim Abgrillen die Arzneimittelgabe erneut anzupassen oder langsam zu reduzieren. Geschieht dies nicht, können Überdosierungen die Folge sein. Patienten können Symptome wie Schwindel, Unruhe, Erbrechen oder Tachykardie verspüren.

Auch wenn die Wahrscheinlichkeit eines exzessiven Verzehrs von Grillgut und der gleichzeitigen dauerhaften Einnahme von Theophyllin nicht hoch ist, sollte die mögliche Interaktion im Hinterkopf behalten werden.

Wahrscheinlicher ist der verstärkte Wirkstoffabbau bei Rauchern, die Theophyllin einnehmen. Studien konnten zeigen, dass Patienten, die über ein Jahr mindestens 20 Zigaretten pro Tag rauchten eine Halbwertszeit für Theophyllin von etwa vier Stunden aufwiesen. Nichtraucher hingegen zeigten eine Halbwertszeit für den Arzneistoff von sieben Stunden. Auch Passivrauchen kann den Theophyllinabbau beschleunigen. Bei beiden Patientengruppe ist die Arzneimitteldosis anzupassen. Wie stark die Enzyminduktion ist, ist vom Patienten und dem Tabak abhängig. Nikotin nimmt keinen Einfluss auf CYP1A2.

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