Die PTA mit der schwarzen Seele

Gothic-PTA: Endlich Mama mit 40

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Berlin -

In einer 5000-Einwohner-Gemeinde aufzufallen, ist nicht schwer. Vor allem nicht wenn man sich als PTA nicht um Konventionen kümmert. Zwar stand sie auch im Kittel am HV. Doch Make-up, Frisur und Stil waren so ungewöhnlich, dass die Kunden sie für eine Anhängerin des Satan-Kultes hielten. Da dachten die Kunden auch schon mal, Knaus hätte ihre Arzneimittel verhext. Doch so extrem ist das heute nicht mehr. Die etwas andere PTA ist Mutter geworden.

16 Jahre lang arbeitet Knaus nun schon in der Schloss-Apotheke in Angelbachtal, wo sie auch ihr Praktikum absolvierte. Damals bekam sie in der ländlichen Gegend Baden-Württembergs sogar Spitznamen wie „die Leiche“ oder „Teufelsanbeterin“. Der Grund: Knaus ist Anhängerin der Gothic-Kultur und der Cosplay-Bewegung. Der Begriff Cosplay bezeichnet einen Verkleidungstrend, der in den 1990er-Jahren mit dem Manga- und Anime-Boom nach Europa und in die USA kam. Ein Cosplay-Anhänger stellt eine Figur aus Manga, Anime, Comic, Film oder Computerspiel dar. Ihre aufwendigen Verkleidungen hob Knaus sich aber für ihre Freizeit auf.

Doch wie so oft, ändert ein Kind so einiges. Das war auch bei Knaus so. Die PTA hat jetzt mit 40 Jahren ein Kind bekommen. „Ich falle immer noch auf, aber eher durch meine ruhige, freundliche und offene Art“, sagt sie. Zwar habe sie immer noch ihren eigenen Stil, doch der wird heute von den Menschen positiv bewertet. Wie ein Grufti sieht sie heute aber auch nicht mehr aus: „Mittlerweile bin ich ein Reggae-Girl. Das hat sich durch meinen Freund ergeben, der diese Musik Richtung hört.“

Richtig erwachsen fühlt sie sich heute immer noch nicht. „Ich werde wohl noch lange das Kind in mir tragen. Das hält mich jung“, so die 40-Jährige, die von vielen Menschen eher auf Mitte oder Ende 20 geschätzt wird. Vor drei Jahren war sie noch der Meinung: „Ich bin nicht auf die Welt gekommen, um Mutter zu werden.“ Aus ihrer damals eher pessimistischen Sicht würden Kinder in keine schöne Welt hineingeboren. Das sieht sie heute anders: „Mein Leben hat endlich einen Sinn, denn davor habe ich immer eine innere Leere verspürt, die dank meines Sohnes nun weg ist.“

Durch die Schwangerschaft und die Geburt ihres Sohnes habe sich sehr viel verändert, sie sei selbstbewusster geworden. Das muss sie auch sein, denn auch wenn sie selbst nun weniger auffällt, eckt ihr Freund mit seinem Äußeren bei einigen Menschen an. „Diejenigen haben ein Problem damit, dass mein Freund aus Gambia ist. Das hat mich aber noch stärker gemacht und ich lasse mich nicht mehr unterkriegen und gebe auch mal Kontra.“

Nach der Elternzeit soll es für sie dann zurückgehen in die Apotheke, auf das Arbeiten mit Menschen würde sie nicht verzichten wollen. „Der Beruf macht mir immer noch Spaß, obwohl es einen manchmal schon an die Grenzen bringt, was Rabattverträge, Datenschutz und so weiter angeht.“

Doch jetzt sind erst einmal andere Dinge wichtiger: ihre eigene kleine Familie. Das macht natürlich auch die Festtage aus: „Weihnachten feiern wir mit meiner gesamten Familie. Wir freuen uns schon darauf, da es das erste Weihnachtsfest für meinen Kleinen sein wird“, so die frischgebackene Mutter.

Seit sie zwölf war, ist Knaus „Grufti“ und war dann jahrelang in der schwarzen Szene verwurzelt. Auch wenn sich das mit der Zeit abschwächte, „habe ich aber immer noch eine schwarze Seele“, so Knaus vor einiger Zeit. So schwarz und pessimistisch blickt die PTA heute nicht mehr in die Zukunft.

Auf die Idee zur PTA-Ausbildung kam sie dank ihrer Zwillingsschwester. In der Schulzeit machte diese ein Praktikum in der Apotheke. Von den Erzählungen war Knaus sofort angetan. „Arzneimittel und das Pharmazeutische haben mich aber schon immer interessiert“, erzählt Knaus. Gleich nach der Schule machte sie daher eine Ausbildung zur PKA und entschied sich ein Jahr später, PTA zu werden. Am Job fasziniert sie vor allem die Vielfalt. „Man erlebt jeden Tag etwas anderes. Da kann man Bücher drüber schreiben“, so Knaus.

Auch wenn Knaus in der Apotheke optisch oft aus der Reihe fiel, stand ihr Chef zu 100 Prozent hinter ihr. Das sei von Anfang an so gewesen, daher fühlte sie sich an ihrem Arbeitsplatz auch sehr gut aufgehoben. Ihre Kollegen nahmen ebenfalls keinen Anstoß an dem etwas anderen Hobby der PTA. Damit fiel sie auch der ABDA in der Vergangenheit auf: Auf großen Leinwänden zeigte sie bei einer früheren Kampagne mit ihrem Foto, dass auch in den Apotheken nicht jeder einem bestimmten Stereotyp entsprechen muss.

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